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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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bis Prinz Pyrgus wieder seinen rechtmäßigen Platz einnimmt. Prinz Comma könnte inzwischen ebenso gut ein reinrassiger Nächtling sein. Jeder weiß, dass Black Hairstreak das Sagen hat. Die alte Königin, Commas Mutter, ist so gefährlich wie eine Schlange, aber ihr Bruder ist es, der die Zügel in der Hand hält. Das darf so nicht weitergehen.«
    Ihrer Miene und den Mienen der versammelten Frauen nach zu schließen, hatte Henry keinerlei Zweifel, dass die Seidene Schwesterschaft sich zu jenen zählte, die Pyrgus zurückwollten. Er fragte sich flüchtig, ob sie etwas dafür unternahmen. Den Kriegsfilmen im Fernsehen nach zu urteilen, schossen Widerstandsbewegungen in schlechten Zeiten wie Pilze aus dem Boden. »Wissen Sie, wo sie alle sind?«, fragte er. »Pyrgus und Blue – der Kronprinz und seine Schwester? Stimmt es, dass sie sich in Haleklind befinden?«
    Peach Blossom nickte. »Ja.«
    Henry sah sie blinzelnd an. »Sie wissen wohl nicht zufällig, wo das liegt?«
    »Es ist ein Grenzland zum Reich. Darum hat Hairstreak sie dorthin geschickt.«
    Henry spürte, wie ihn sein Mut verließ. »Ist es weit dorthin?«
    »Willst du zu ihnen?«
    Henry antwortete nicht sofort. Er kannte sich hier nicht aus, und schon gar nicht unter den neuen Umständen. Er war herübergekommen, um Blue – und Pyrgus – zu helfen, aber in eine Krise wie diese verwickelt zu werden, hatte er ganz und gar nicht erwartet. Wollte er zu ihnen, wollte er sich ihrem Exil anschließen? Gab es irgendetwas, womit er wirklich helfen konnte? Wahrscheinlich würde es über kurz oder lang zu Kämpfen kommen und er war kein Soldat. Und alles würde weit länger dauern, als er gedacht hatte. Wie lange würde der Lethe-Zauber anhalten, unter dem Aisling und seine Mutter standen? Und andererseits…
    »Ja«, sagte er. »Ja, will ich.«
    »Wir können dir vielleicht helfen«, sagte Peach Blossom. Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an. »Und etwas mit dieser Schnittwunde in deinem Gesicht machen.« Sie runzelte leicht die Stirn. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sie von einem Spinner stammt.«
     
    Diese Frauen ähnelten keiner der Frauen, die Henry bisher kennen gelernt hatte, aber ihre Konsequenz erinnerte ihn an seine Mutter. Sie sagten ihm, was er zu tun hatte. Es gab keine Diskussion, über gar nichts.
    Die bunten Sachen, in denen er sich so gut gefühlt hatte, waren verschwunden, ersetzt durch gut sitzende, einfache Kleidung aus Rohseide, und er hatte die Schwestern gerade noch daran hindern können, ihm beim Umziehen behilflich zu sein.
    »Du wirst doch nicht auffallen wollen«, sagte Peach Blossom. »Aber andererseits wirst du auch nicht in Lumpen herumlaufen wollen. Du bist darauf angewiesen, dass man dich ernst nimmt, vor allem in Haleklind. Die Zauberer legen viel Wert auf das Äußere. Am besten nichts Auffälliges; in dezenter Kleidung kannst du dir überall Zutritt verschaffen.«
    »Vielen Dank«, sagte Henry und fragte sich, was in aller Welt sie da erzählte.
    »Darauf wiederum bist du angewiesen, um den Kronprinzen zu finden«, sagte Peach Blossom, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Und nun – « Sie gab ihm einen Beutel aus dünnem, schimmerndem Material, der zugleich wasserdicht und strapazierfähig aussah. »Deine Landkarte und etwas Gold.«
    Henry schüttelte ungläubig den Kopf. »Gold?«
    »Du kannst unmöglich zu Fuß nach Haleklind reisen. Das ist viel zu weit. Du wirst dem Kaiserhaus wenig nützen, wenn du einen Monat dafür brauchst. Mit dem Gold kannst du die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen.«
    Öffentliche Verkehrsmittel? Was denn für öffentliche Verkehrsmittel? Henry war im Reich völlig aufgeschmissen, man hätte ihn ebenso gut mitten in der Sahara aussetzen können. Wie sollte er ein öffentliches Verkehrsmittel auftreiben? Er wusste weder, wie es aussah, noch, wo er es finden konnte. Trotz all seiner Irritationen sagte er: »Gold? Das kann ich wirklich nicht annehmen – «
    »Du hast gar keine andere Wahl«, unterbrach ihn Peach Blossom. »Glaub mir, mittellos überstehst du das nicht. Falls es dir damit besser geht, betrachte dich als in den Diensten der Schwesterschaft stehend. Wir möchten, dass du Prinz Pyrgus und Prinzessin Blue eine Botschaft überbringst.«
    »Ist die auch in dem Beutel?«, fragte Henry.
    Peach Blossom schüttelte den Kopf. »Nein. Sag ihnen, dass die Schwestern der Seidengilde weiterhin treu zu ihrem rechtmäßigen Herrscher stehen und sich mit ihrem Leben

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