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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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sondern auch ich. Denn ich hätte Alarm auslösen müssen, als Tom sich nicht meldete. Wir werden das im Bordbuch festhalten und der Station melden. Bei Wiederholungen wird man uns zurückrufen. Klar?“
    „Klar“, sagte Tom. Mara nickte.
    „Gut, dann fertigt jeder seinen Teil für den Bericht an. In einer halben Stunde haben wir Satellitenverbindung.“
    Na, ich bin auch gut, dachte Michael, da hab ich’s nun aus lauter Verlegenheit auf den Kommandanten abgeschoben!
    Der Kommandant freilich lächelte, als er diesen Teil des Berichts las. Michael hatte ganz korrekt gemeldet, was zu melden war, aber Uwe durchschaute seine Taktik, sich selbst mit zu kritisieren und die Meldung als moralische Erziehungshilfe zu benutzen. Er lächelte auch, weil er sicher war, daß sich das nicht wiederholen würde.
    Dann wandte er sich Erika zu, die den Bericht aus der Funkstation gebracht hatte. „Die Expedition beginnt sich zu lohnen!“ sagte er. „Entschuldige, wenn ich dich gleich wieder verabschiede, aber ich habe nie geahnt, was mein Vater alles nebenbei erledigen mußte.“
    „Ich habe noch etwas“, sagte Erika. „Etwas Unangenehmes.“
    „Dann schieß los.“
    Erika legte ein Bündel vom Diktatron geschriebener Folienblätter auf den Tisch. „Ich hab’s aufgeschrieben“, sagte sie. „Das geht bei mir besser als Reden.“
    Uwe besah sich die Aufzeichnungen – ein Blatt Text, drei Blätter Tabellen. Er nahm sich das Textblatt vor und las:
    Studie
    zur Bilanzierung der Uranvorräte
    Bisher spielten die Uranvorräte (genauer: Vorräte an Kernbrennstoff auf Uranbasis) in der Gesamtbilanz der Station Neu-Rostock eine untergeordnete Rolle.
    Die Erscheinungen, die sich am Plasmawind-Kraftwerk nach seiner Inbetriebnahme zeigten, haben diese Situation völlig verändert.
    Der Kernreaktor des Kraftwerkes wird immer dann in Anspruch genommen, wenn der Ionenschlauch neu aufgebaut werden soll. Bei dem von der Erde mitgesandten Brennstoffvorrat wurden die irdischen Erfahrungen zugrunde gelegt, daß höchstens viermal im Jahr neu gezündet werden muß. Unter dieser Voraussetzung würde der Kernbrennstoff zwanzig Jahre reichen und auch weiterhin durch den Reservebrennstoff der gelandeten Sonden ergänzt werden können.
    Nun aber hat sich herausgestellt, daß jedesmal bei Durchgang einer stratosphärischen Aschewolke durch den Ionenschlauch neu gezündet werden muß, also zehn- bis fünfzehnmal am Tage. Es ist daher dringend notwendig, den Kernbrennstoff neu zu bilanzieren.
    Kernbrennstoff wird gebraucht:
    a) für den Reaktor als Zündelement des Kraftwerks,
    b) für die Bewegung des Raumschiffs TERRA im nahen Raum der Proxima und dann der Sonne.
    Als Bilanzierungszeitraum werden fünfzehn Jahre angenommen, da erst dann eine speziell angeforderte Sonde eintreffen könnte.
    Tabelle 1 faßt die Vorräte des Kraftwerkreaktors und der TERRA sowie die aus den bisherigen Sonden und den in den nächsten fünfzehn Jahren zu erwartenden Sonden anfallenden Restbestände zusammen.
    Tabelle 2 schätzt den Verbrauch des Kraftwerkreaktors unter Berücksichtigung der Lagerverluste, die jedoch minimal sind.
    Tabelle 3 errechnet den Mindestverbrauch der TERRA bei einem Rückflug zur Erde.
    Aus den Endziffern der Tabellen geht eindeutig hervor, daß die Vorräte für einen fünfzehnjährigen Betrieb des Kraftwerks reichen, daß sie aber nach dem Abzug der für den Rückflug der TERRA benötigten Menge zu gering sind.
    Tabelle 4 untersucht alle hier zur Verfügung stehenden und eventuell auszuschöpfenden Stromquellen unter Berücksichtigung der technischen Voraussetzungen, die zur Zeit herrschen. – Die Einschätzung der zu erschließenden biologischen Stromquellen stammt von Klaus Rudloff. – Die Aufstellung zeigt, daß die gesamte Kapazität nicht ausreicht als Stromquelle für den Zündprozeß.
    Ich beantrage, diese Ausarbeitung zu überprüfen und gegebenenfalls zu entscheiden, daß der Rückflug der TERRA nicht angetreten wird.
    Erika Braune

    Oho, dachte Uwe, das ist ja ein harter Brocken! Scheinbar gibt es nur eine einzige Schlußfolgerung. Aber Erika weiß noch nicht, daß von allen ausweglos erscheinenden Situationen höchstens ein Prozent wirklich ausweglos ist.
    Na schön, sagte er sich dann, prüfen wir die Angelegenheit! Er nahm sich die Tabellen vor und studierte sie. Hier und da machte er einen Strich an den Rand oder ein Fragezeichen. Dann gab er Erika die Blätter zurück.
    „Ich muß mich für diese Initiative bedanken“,

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