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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Ich meine, dort könnten die Belastungen alles Vorangegangene weit übersteigen, und wenn nun vorher schon etwas auftritt – wie sollten wir uns da verhalten?“
    „Richtig“, antwortete Uwe. Er beschloß, jetzt gleich zur gedrängteren Sprechweise überzugehen, die sie nachher brauchen würden. „Nach jeder Bremsperiode medizinische Kurzuntersuchung, Entscheidung entsprechend. Welche eventuell auftretenden Symptome sind sofort zu melden?“
    Irina überlegte einen Augenblick. Dann sagte sie kurz und exakt, Uwes Ton übernehmend. „Schwindelgefühl, Übelkeit, Störungen in der sinnlichen Wahrnehmung, Gliederschmerzen.“
    „Überall angekommen?“ Uwe blickte alle nacheinander an. „Danke. Weitere Einwände? Nicht? Gut, dann noch folgendes: Es wird schwerer Schutzanzug angelegt, der Helm erst in der Stratosphäre aufgesetzt. Bei Havarie in der Troposphäre wird katapultiert. Das Kommando dazu gebe ich, wenn ich nicht mehr in der Lage dazu bin, Michael, dann Irina, Erika, Erich. Sonst verläßt niemand ohne Befehl seinen Arbeitsplatz. Sprechverbot für alles, was nicht mit der Landung zusammenhängt. Arbeitsverteilung: Ich lenke das Raumschiff, Michael die Sonde. Erich hat seine Aufgabe schon vorhin formuliert. Erika Peilungen und Messungen im funktechnischen Bereich, Irina im Licht-, Infrarot- und Magnetfeldbereich, soweit sie nicht als Ärztin gebraucht wird. Dazu ständige Absprache zwischen Erika und Irina. Alles klar? Gut, dann anziehen und auf die Plätze!“

    Plötzlich waren die Zentnergewichte verschwunden, die eben noch Körper, Arme und Beine auf die Unterlage gepreßt hatten. Leise surrend richteten sich die Rückenlehnen auf, man saß wieder, oder richtiger, man lag auf den Sesseln, gewichtslos wie Staub.
    „Kontrollhauben auf!“ kommandierte Irina und zog auch selbst die Haube über den Kopf, die alle erforderlichen Geräte für eine schnelle Computerdiagnose enthielt.



Forschend ging ihr Blick über das Gewirr der Skalen und Lämpchen auf ihrem Pult. Dann holte sie nacheinander die EEGs ihrer Gefährten auf den Bildschirm. Nachdem sie alle gemustert hatte, schaltete sie noch einmal zu Erika zurück.
    „Erika – müde?“
    „Nein, bloß ein bißchen Kopfschmerzen. Nicht schlimm. Nicht meinetwegen gleich wieder umkehren.“
    „Das entscheidet Irina“, sagte Uwe ruhig.
    Irina zögerte. Dann befahl sie: „Bis auf Erika – Hauben ab. Erika, wenn es schlimmer wird, unbedingt melden.“
    Der Planet RELAIS füllte nun schon das ganze Blickfeld aus. Nur auf dem oberen Rand von Uwes Bildschirm funkelten noch Sterne.
    „Nach der magnetischen Deklination wären wir etwa zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Längengrad“, meldete Irina.
    „Günstig“, kommentierte Uwe, „dann ist eine Taglandung möglich.“
    Eine Viertelstunde arbeiteten alle schweigend. Dann fragte Irina plötzlich: „Erika?“
    „Unverändert“, antwortete die Funkerin. „Keine Angst, ich melde mich schon.“
    Aber Irina gab sich nicht zufrieden. „Uwe, wenn die Deklination ungefähr richtige Werte ergeben hat – wann würden wir dann den ersten markanten Punkt auf dem Planeten wahrnehmen?“
    „Etwa in einer dreiviertel Stunde“, antwortete der Kommandant.
    „Könnte einer von euch Erikas Meßreihen übernehmen?“
    „Das ließe sich machen, der Kurs bleibt ja stabil.“
    „Gut. Erika, ich gebe dir einen Sauerstoffrausch, danach wirst du eine halbe Stunde autogen schlafen. Setz bitte die Atemmaske auf. So, und jetzt klapp deine Lehne zurück, bis du ganz ausgestreckt liegst. Danke. Ich gebe jetzt reinen Sauerstoff. Tief atmen. Langsamer. So, Tempo halten. Danke, Maske ab. Jetzt die Daumen in den Gürtel haken, und nun – schlafen! Schlaf ein!“
    Irina wandte sich wieder ihren Geräten zu. Plötzlich stutzte sie. „Nach der Deklination müßten wir jetzt auf dem hundertzwanzigsten Längengrad sein, das wären achtzig Grad in einer Viertelstunde oder ein Umlauf in einer Stunde – das kann doch nicht stimmen?“
    „Nein“, bestätigte Uwe.
    „Die Magnetanomalie?“ fragte Erich.
    „Nein, die würde auf der anderen Seite liegen. Außerdem sind Inklination und Feldstärke unverändert.“
    „Interessant!“ bemerkte Erich nur. Die anderen sahen, daß er eifrig irgend etwas berechnete.
    Uwe war sicher, daß sie das Ergebnis dieser Berechnungen gleich erfahren würden. Er war überhaupt hochgestimmt – bisher hatte er nicht eingreifen müssen, seine Einschätzung des Kollektivs bestätigte sich. Erika

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