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Der Rabbi schoss am Donnerstag

Der Rabbi schoss am Donnerstag

Titel: Der Rabbi schoss am Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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kaum.»
    «Hören Sie, Hugh», sagte Jennings ernst, «Sie sind irgendwie frustriert bei diesem Fall, und Sie urteilen voreilig. Wenn Sie nicht glauben, dass er wirklich etwas weiß, das uns weiterhilft und …»
    «Montagmorgen werde ich zunächst einmal mit dem District Attorney sprechen. Ich werde ihm auseinander setzen müssen, dass wir nicht den geringsten Beweis gegen irgendjemanden haben. Ich werde mit ihm jeden analysieren, der mit dem Fall zu tun hat, und wenn wir zu Maltzman kommen, werde ich sagen, dass ich nicht weiß, wo er zum Zeitpunkt des Mordes war, weil er gesagt hat, das gehe uns nichts an. Na? Und das von einem Mann, der gedroht hat, Jordon umzulegen? Genau so umzulegen, wie wir ihn auch tatsächlich gefunden haben?»
    «Ich verstehe. Ich frage mich nur, wie die Juden hier in der Stadt reagieren werden, vor allem Rabbi Small, Ihr Freund.»
    Lanigan nickte. «Vielleicht sollte ich ihn zuvor unterrichten.»

44
    Vor der Abänderung der Statuten hatte es immer drei Vizevorsitzende gegeben. Das war deswegen so eingerichtet, damit der erste Vizevorsitzende den Vorsitzenden ablösen konnte, sobald dessen Amtszeit abgelaufen war, und dann konnten die anderen beiden die Leiter raufklettern, und man brauchte nur einen neuen Vizevorsitzenden zu wählen. Das Ziel war eine Art sich selbst erneuernder Vorstand, auf dessen Zusammensetzung die Gemeindemitglieder dann wenig Einfluss hatten. Es klappte nie. Man wählte weiterhin drei Vizevorsitzende, aber diese Positionen waren ausschließlich Ehrenämter.
    Nach der neuen Ordnung gab es nur einen Vizevorsitzenden, dessen einzige Funktion es war, in Abwesenheit des Vorsitzenden die Sitzungen zu leiten. Barry Fisher hatte zwar nicht für das Amt des Vizevorsitzenden kandidieren wollen, hatte sich dann aber doch einverstanden erklärt, weil Henry Maltzman ihn darum gebeten hatte. Er war ein guter Freund von Maltzman und ihm seit der gemeinsamen Schulzeit treu ergeben. Jetzt, im mittleren Alter, standen sie einander noch näher, zum Teil, weil Fishers Versicherungsagentur Maltzmans Immobiliengeschäft sehr schön ergänzte und sie in der Lage waren, einander Gefälligkeiten zu erweisen. Es war zwar bedauerlich, dass sich ‹die Mädchen›, ihre Ehefrauen, nicht gut verstanden, aber das beeinträchtigte ihre Freundschaft kaum. Sie trafen sich mehrmals in der Woche des Abends und fuhren gemeinsam zu Hockey- oder Baseballspielen nach Boston oder besuchten den örtlichen Fitnessclub. Sie gingen fast täglich miteinander zum Lunch oder konferierten per Telefon.
    Es war Samstagnachmittag, und sie hatten soeben ein Spiel Squash beendet, das Barry Fisher, schlank und drahtig, mühelos gewonnen hatte. Er war überhaupt gut bei Spielen mit Ball und Schläger, durchquerte mit seinen langen Beinen flink das Spielfeld und erwischte mit seinen langen Armen auch noch Bälle, die fast unmöglich zu sein schienen. Wie gewöhnlich, entschuldigte er sich: «Ich hab eben Glück gehabt.»
    Woraufhin Maltzman gewöhnlich großmütig erwiderte: «Nein, Barry, du bist einfach gut.» Um dann klagend hinzuzufügen: «Jesus, du schwitzt ja nicht einmal!»
    «Vielleicht habe ich nichts, weswegen ich schwitzen müsste.»
    Sie duschten, trockneten sich ab und gingen dann in den Umkleideraum. Als Barry Fisher sah, dass sie allein waren, fragte er: «Was meinst du, wie sieht es mit morgen aus?»
    «Alles klar», antwortete Maltzman. «Wir haben acht Stimmen. Einwandfrei.»
    «Dann steht es acht zu sechs. Ich würde sagen, das ist ziemlich knapp.»
    «Zwei Stimmen Unterschied. Was willst du mehr?»
    «Ja, Hank, aber wenn einer von uns sich auf die Gegenseite schlägt, steht es unentschieden, sieben zu sieben.»
    «Dann habe ich immer noch die entscheidende Stimme. Aber glaub mir, Barry, unsere acht Stimmen sind bombensicher.»
    «Könnte man nicht noch einen von den anderen sechs gewinnen? Wie wär’s mit Jessica Berger oder Linda Svolitch?»
    Maltzman schüttelte den Kopf. «Allen Glick hat mit Jessica gesprochen. Keine Chance. Sie war mit Mrs. Small in irgendeinem Ausschuss zusammen und lobt sie in den höchsten Tönen. Glaubst du wirklich, die würde gegen eine Verlängerung des Vertrages stimmen?»
    «Und Linda?»
    «Du meinst, weil sie für Women’s Lib ist, nicht wahr? Also, ich hatte auch an sie gedacht, obwohl sie eher orthodox ist. Deswegen habe ich mit Mike Svolitch gesprochen. Ja, und wenn man ihn reden hört, ist Rabbi Small der Allergrößte. Gut, dass ich ihn nicht direkt gefragt

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