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Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None

Titel: Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Händler gearbeitet hat.« Popov zuckte bedauernd mit den Schultern. »Tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht mehr sagen kann.«
    In diesem Moment kam Gemma der Gedanke, dass sie noch eine Person im Viertel kannte, die gleich nach dem Krieg als Flüchtling nach England gekommen war. Und damals hatte wirklich jeder jeden gekannt, wie Otto Popov bemerkt hatte. War es denn so unwahrscheinlich, dass sich aus einer ganz anderen Ecke noch mehr Informationen gewinnen lassen würden?

17
    Mit ihren Scharen von Touristen und Einheimischen, die dort ihre Einkäufe erledigten oder einfach nur flanierten, bot die Portobello Road reizvolle Motive für Fotografen und Künstler. Der Flohmarkt erregte die Aufmerksamkeit von Peter Blake, einem Vertreter der Pop-Art, der seine Gemälde mit Aufklebern, Buttons, Fragmenten von
Schildern, Medaillen und allem möglichen Krimskrams dekorierte. Am bekanntesten wurde er durch die Gestal tung der Plattenhülle des Beatles-Albums »Sergeant Pep per’s Lonely Hearts Club Band«.
    Whetlor und Bartlett, aus: Portobello
     
     
    Es begann als Traum. Er lag allein in der Dunkelheit, er fror und hatte Angst, und sein Magen krampfte sich zusammen vor Hunger. Er lag in einem feuchten, stinkenden Bett, und er wünschte sich nichts mehr, als dass seine Mutter da wäre.
    Der Traum dauerte an in endloser Traumzeit … Stunden … Tage – er wusste es nicht. Und dann war seine Mutter plötzlich bei ihm im Zimmer, aber sie antwortete nicht, als er nach ihr rief. Das Zimmer drehte sich, und dann sah er sie ganz deutlich. Sie lag ausgestreckt am Boden, direkt neben dem anderen Bett; ihr rotes Kleid war hochgerutscht, ein zierlicher Fuß mit Sandale hatte sich in der Bettdecke verfangen.
    Und jetzt war er aufgestanden und kroch auf allen vieren durch das Zimmer. Er fasste sie an. Ihre Haut war klamm, sie atmete schwer und geräuschvoll. Sie roch nach diesem Zeug
in den Flaschen, und da war noch etwas … dieser ekelhaft süßliche Geruch, bei dem sich ihm vor Angst die Kehle zuschnürte. Heute Abend würde es ihm nicht gelingen, sie zu wecken.
    Erst als er wieder vor seinem Bett stand, wurde ihm klar, dass er selbst an der Feuchtigkeit und dem Gestank schuld war. Seine Mutter würde ihn umbringen, wenn sie aufwachte, das hatte sie ihm gesagt, und er zweifelte nicht daran, dass sie es ernst meinte. Panik ergriff ihn, und hastig raffte er die nasse Bettwäsche zusammen, während er verzweifelt betete, dass die Erde ihn verschlingen möge -
    Alex erwachte mit einem Ruck und saß kerzengerade und schwer atmend im Bett.
    Wo zum Teufel war dieser Traum hergekommen? Er konnte sich nicht erinnern, ihn schon einmal geträumt zu haben, aber es war ihm alles entsetzlich vertraut vorgekommen – in einer Art und Weise, die er nicht begreifen konnte.
    Er hatte gelegentlich Träume gehabt, in denen er in eine andere Person geschlüpft war, in einen anderen Körper, und sich wie ein Schauspieler in einem Film vorgekommen war. Aber in diesem Traum war er wirklich der kleine Junge gewesen - oder der kleine Junge war er gewesen.
    Er zitterte und zog sich die Decke um die Schultern. Dann stand er auf und tappte in die Küche. Mit einem Becher heißen, süßen Tees ging er sodann ins Wohnzimmer, wo er sich, immer noch in die Bettdecke gehüllt, auf den Boden hockte, deprimiert aus dem Fenster in den Garten starrte und auf die ersten Anzeichen der Morgendämmerung wartete.
    Dann setzte der Traum wieder ein, und diesmal wusste er, dass er wach war. Da war ein Mann im Schlafzimmer; er konnte den Tabak und den stinkenden Schweiß riechen. Der Mann lag mit seiner Mutter im Bett, und sie gaben diese Laute von sich, die er nicht ertragen konnte. Er steckte sich die Finger in die Ohren, um die Geräusche auszusperren, und
grub tiefer und tiefer, bis er den Schorf vom letzten Mal losgekratzt hatte.
    Dann war da Blut, er ertrank darin, und wie durch einen Schleier sah er die blau geschwollene Vene seiner Mutter und die scharlachroten Tropfen, die hervorquollen, als die Nadel sich durch die Haut bohrte.
    Dann ging sie und ließ ihn allein; ihre Augen irrten auf seinem Gesicht umher, als sei es eine fremde Landschaft. Nichts von dem, was er sagte oder tat, kam bei ihr an, und er wusste, dass sie wegging, weil sie ihn nicht liebte.
    Als die Erinnerung im schimmernden malvenfarbigen Licht der Morgendämmerung dahinschwand, erkannte Alex, dass die Logik des Kindes in dem Traum fragwürdig war – doch was er auch wusste, war, dass es auf die

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