Der Rache kaltes Schwert - Crombie, D: Rache kaltes Schwert - And Justice there is None
dann?
Sie hörte, wie die Haustür mit einem hellen Klicken ins Schloss fiel, und drehte sich zum Haus um. Jane kam auf sie zu.
»Ich habe ihn überredet, hier zu bleiben«, sagte sie. »Im Moment ist es ihm sowieso ziemlich egal, wo er ist.«
»Ich denke, er sollte besser nicht nach London zurückgehen. Wenn Dawn Arrowood von ihrem Mann ermordet wurde, weil er von Alex erfahren hat, dann könnte Alex sein nächstes Opfer sein.«
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst.«
»Unser Freund Otto denkt auch so, und er kennt Karl Arrowood schon seit Jahren. Warum sollten wir das Risiko eingehen?«
Jane schien ihr widersprechen zu wollen, doch dann seufzte sie nur. »Ich nehme an, du hast Recht. Und du? Wirst du bei ihm bleiben?«
Mit plötzlicher Entschlossenheit antwortete Fern: »Ich nehme den Zug zurück nach London, wenn du mich zum Bahnhof
fährst. Wenn irgendjemand fragt, werde ich sagen, dass ich ihn nicht gesehen habe. Und je eher ich fahre, desto besser.«
»Ich denke, das ist übertrieben, aber ich wüsste nicht, was es schaden sollte. Ich hole nur rasch meine Schlüssel, und du kannst dich inzwischen von Alex verabschieden.«
»Sag du’s ihm doch bitte«, bat Fern. Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass sie lieber selbst einem Mörder begegnen würde, als Alex in die Augen sehen zu müssen.
5
Im neunzehnten Jahrhundert war Notting Dale noch un ter dem Namen »The Potteries« bekannt, nach den Kies gruben, die es in der Gegend gab, und nach der Norland- Töpferei an der Walmer Road. Ein anderer Name war »The Piggeries« – in dem Bezirk kamen 3000 Schweine auf 1000 Menschen, die in 260 baufälligen Hütten hausten.
Charlie Phillips und Mike Phillips, aus:
Notting Hill in den Sechzigern
Das hartnäckige Läuten des Telefons drang endlich doch in Gemmas Bewusstsein vor. »Mama«, hörte sie Toby sagen – ganz nahe, ganz ernsthaft. »Das Telefon klingelt.« Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und erblickte ihren Sohn, der sie aus wenigen Zentimetern Entfernung gespannt beobachtete.
»Mm-hmm. Hol es mir doch bitte her, sei so lieb, Schätzchen.« Sie richtete sich halb auf, während Toby gehorsam zum Tisch tappte und das schnurlose Telefon von der Basisstation nahm. Ein Blick auf den Wecker sagte ihr, dass es noch nicht acht Uhr war. Als sie Toby das Telefon abnahm, konnte sie gerade noch denken: Lieber Gott, bitte nicht die Arbeit , bevor sie Kincaids Stimme erkannte.
»Du hast doch nicht etwa noch geschlafen?«, fragte er mit aufreizender Munterkeit in der Stimme.
Ohne auf seine Bemerkung einzugehen, fragte sie: »Was war denn gestern Abend los? Ich bin ewig aufgeblieben und habe auf dich gewartet.«
»Tut mir Leid. Der Typ, der sich für meine Wohnung interessiert, ist vorbeigekommen, um sie sich anzusehen. Er war so begeistert, dass er gar nicht mehr gehen wollte. Als er endlich weg war, da war es schon so spät, dass ich Angst hatte, ich könnte dich aufwecken.«
»Sehr rücksichtsvoll von dir«, meinte Gemma grollend. So leicht ließ sie sich nicht besänftigen.
»Ich mach’s wieder gut. Wie wär’s, wenn ich uns ein Sonntagsfrühstück besorge? Bagels mit Frischkäse vielleicht?«
»Die Sorte mit allem drauf?«
»Wenn du für den Kaffee sorgst.«
»Du wirst dich mit koffeinfreiem begnügen müssen.«
»Wenn’s sein muss«, meinte er mit einem theatralischen Seufzer.
»Abgemacht.« Als Gemma auf die Taste drückte, hatte sich ihre Laune schon merklich gebessert. Sie zog Toby an sich heran und drückte ihn ausgiebig.
Als Kincaid eintraf, hatte Gemma bereits geduscht, sich angezogen, den kleinen Tisch gedeckt und frischen Kaffee aufgebrüht. Sie machten es sich mit ihren Bagels gemütlich, und Gemma fragte: »Wenn ich das richtig verstanden habe, hat dein Interessent also zugesagt?«
»Offiziell. Der Mietvertrag ist unterschrieben, und er will sofort einziehen.«
Gemma blickte ihn misstrauisch an. »Was meinst du mit ›sofort‹?«
»Nächsten Sonntag werden wir schon in unserem neuen Heim frühstücken. Ich habe den Umzug für Samstag organisiert – wir haben ja beide nicht sehr viele Sachen.«
»Samstag?« Sie hörte selbst den panischen Ton in ihrer Stimme.
»Es wird alles glatt gehen, Schatz, das verspreche ich dir. Je früher, desto besser.«
Toby sah von der Frischkäse-Marmeladen-Sauce auf, die er auf seinem Teller zusammengerührt hatte, und fragte: »Welches neue Haus?«
Kincaid warf Gemma einen fragenden Blick zu, und sie nickte zustimmend. »Wir
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