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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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zuvor verängstigt und zerschlagen zu ihnen gekommen war. Diese Jane stand aufrecht und stark und ungebrochen da. Und hatte Evies Make-up aufgelegt.
    Und eine Pistole in der Hand.
    »Ihr verdammten Weiber müsst euch einfach immer und überall einmischen«, sagte Jane. Ihre unheimlich hellen Augen verengten sich. Sie richtete den Lauf der Waffe auf Evie, und einen Augenblick lang war Evie in eine andere Zeit versetzt. Es war zwei Jahre her. Sie war einem Mann ausgeliefert gewesen, der denselben kalten Blick in seinen Augen hatte. Der sie schwer verletzt hatte. Und der sie verändert hatte. Sie würde niemals wieder dieselbe sein. Damals hatte sie sich nicht wehren können. Heute aber … Evies Hand schloss sich um Eriks magere Schulter und spürte seine Knochen, als er sich an ihre Brust presste. Heute stand noch sehr viel mehr auf dem Spiel. Sie überlegte, was Dana nun getan hätte, und spürte plötzlich, wie sie ruhiger wurde. Kalt begegnete sie Janes Reptilienaugen.
    »Ich halte das nicht für einen Fehler. Wer bist du?«
    Jane lächelte nur, und Evie spürte, wie ihr eiskalt wurde. »Hol Stift und Papier. Sofort.«
    Evie warf Sandy einen Blick zu. Die Frau wirkte entsetzt. »Tun Sie lieber, was sie sagt, Evie«, murmelte sie. Evie blickte auf Erik herab, der zu zittern begonnen hatte. Aber der Zug um seinen Mund war entschlossen, als er der Frau mit der Pistole entgegensah.
    Evie fand Papier und Stift in der Kramschublade und wünschte sich innig, Dana hätte die Pistole hier im Hanover House gelassen. »Okay. Ich hab’s.«
    »Dann schreib jetzt Folgendes: ›Wir gehen. Wenn du dich benimmst, wird Evie überleben.‹
Los, schreib schon.
«
    Evie sah auf Erik herab, und endlich dämmerte es ihr. »Er ist taub. Deswegen …«
    Jane sah sie amüsiert an. »Wow, schlaues Mädchen. Aber jetzt mach schon, denn ich will hier raus.«
    Evie schrieb die Sätze auf, zeigte dann erst auf ihren Namen, dann auf sich selbst.
    Eriks Augen blitzten auf, und sein Kiefer verspannte sich, und plötzlich wirkte er sehr viel älter als zehn. Und Evie wusste, dass er dasselbe wusste wie sie. Niemals würde Jane einen von ihnen am Leben lassen. Sie zwang sich zu einem Lächeln, das nicht wirklich gelang. »Es wird alles gut«, sagte sie und hoffte, dass er es verstand.
    »Darauf würde ich nicht wetten, wenn ich du wäre«, sagte Jane. »Wer hat diese Sozialarbeiterin gerufen – du oder Dupinsky?«
    Evie hob ihr Kinn. »Ich. Dafür brauche ich Dana nicht.« Das war gelogen, aber sie wusste nicht, wie sie Dana sonst hätte schützen können. »Im Übrigen haben sie und ich uns die ganze Woche gezankt.«
    Jane überlegte einen Moment, nickte dann aber. »Ja, das kann man wohl sagen. Und du, die du dich Sozialarbeiterin schimpfst – du hast doch bestimmt in einem Büro hinterlassen, wohin du gehst, richtig?«
    Sandy zögerte, offenbar unsicher, was Jane hören wollte. »Das ist Vorschrift«, flüsterte sie schließlich.
    Jane lachte. »Na klar. Tja, falls ihr euch dann besser fühlt: Es wäre in jedem Fall so ausgegangen wie jetzt. Leider Gottes kann ich jetzt nicht mehr hier bleiben, und das ist verdammt schade. Das Bett ist zwar steinhart, aber das Gulasch war wirklich lecker. Auf den Boden, auf den Bauch legen.« Sie machte eine Pause und fügte dann in vertraulichem Tonfall hinzu: »Übrigens hasse ich Sozialarbeiter wirklich aus tiefstem Herzen. Ich dachte, das interessiert euch vielleicht.«
    Niemals würde Evie den Blick in Sandys Augen vergessen, als die Frau sich zu Boden bemühte. Sie wusste eindeutig, was passieren würde, und Evie wusste, dass es nichts gab, was sie hätte tun können, um sie zu retten. Ihr blieb nur noch, Eriks Kopf an ihre Brust zu drücken, damit er Sandy nicht sterben sah.

Chicago
    Mittwoch, 4. August, 12.15 Uhr
    D ana begegnete seinem Blick und spürte ein unangenehmes Ziehen in den Eingeweiden. »Warum bist du hier, Ethan?«
    Sein Blick wurde nicht weicher. »Ich muss mit dir reden.«
    »Nein, ich meine, warum bist du in Chicago?«
    Er zuckte zusammen, griff dann in seine Tasche und holte das Telefon heraus, sah sie dabei jedoch unverwandt an. »Ja«, sagte er ins Handy. »Ich bin da.«
    Dana trat einen Schritt zurück, und er tat es ihr gleich, so dass der ursprüngliche Abstand beibehalten wurde, und in diesem Augenblick erwog sie ernsthaft, die Pistole zu ziehen.
    »Nein, noch nicht. Sag ihr, sie muss noch etwas warten.« Er lauschte, dann riss er plötzlich entsetzt die Augen auf, und die

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