Der Rache Suesser Klang
bringen. Sie nahm die Sachen, stand auf und öffnete die Tür.
Und blieb wie angewurzelt stehen, als sie Ethan Buchanan aufrecht in der Mitte des Raumes sah, nur in Boxershorts bekleidet, die Augen fest zugekniffen, die Kiefer so hart zusammengepresst, dass ein Gesichtsmuskel zuckte.
Er hat Schmerzen,
dachte sie, doch dann glitt ihr Blick seinen perfekten Körper entlang, und ihre Augen weiteten sich in schockierter Ehrfurcht. Wohl nicht nur das. Die Shorts konnten nichts verhüllen. Nur ein weiteres Wort kam ihr in den Sinn.
Erbarmen.
Mit geschlossenen Augen roch Ethan die Seife, die sie in seinem Bad benutzt hatte, genau wie er sie gerochen hatte, als sie in einer duftenden Dampfwolke aus dem Badezimmer gekommen war. Er hörte, wie sie nach Luft schnappte. Und es war zu spät, sich wieder hinter dem Tisch zu verstecken.
»Es tut mir leid«, sagte er und wandte sich zu ihr um. Sie stand da mit einer Decke und einem Kissen, ein zweites Kissen zu ihren Füßen. Ihre Augen waren geweitet, ihr Atem ging unregelmäßig, und er war von sich selbst angewidert. Er hatte sie erschreckt. Als hätte sie heute nicht genug durchgemacht.
Sie schluckte hart. »Warum?« Ihre Stimme war heiser und tief und jagte ihm einen brennenden Schauder über die Haut. Ließ ihn wünschen, sie gegen die Wand zu drücken und sie hier und jetzt zu nehmen. So wie er es sich die ganze verdammte Zeit gewünscht hatte, als sie in dem verdammten Badezimmer gewesen war, nackt und nass in der vollen Wanne. Und dann nackt unter dem verdammten Hotelbademantel. Dann nackt unter Moores zu kleinem Sweatanzug, der ohnehin mehr betonte als verhüllte.
»Ich … ich wollte dich nicht unter Druck setzen.«
Sie nickte langsam, starrte ihn jedoch immer noch mit großen Augen an. »Ich verstehe.« Sie sammelte sich sichtlich und bückte sich, um das Kissen, das ihr hingefallen war, aufzuheben. »Ich wollte dir das hier bringen. Die Couch ist bestimmt nicht sehr gemütlich.«
»Danke.« Er nahm die Decke aus ihrer Hand und hielt sie sich vor den Körper. »Dana, geh ins Bett.«
Bevor ich dich dorthin zerre.
Sie wich zurück. Blieb stehen. Ihre Zunge kam hervor, um ihre Lippen zu befeuchten, und er biss die Zähne zusammen. »Du warst …« Sie deutete auf den Schreibtisch. »Schon die ganze Zeit?«
Er nickte, die Zähne noch immer zusammengepresst. »Es tut mir wirklich leid, Dana. Ich weiß, dass der Zeitpunkt schlecht gewählt ist, aber ich bin ein Kerl. Ich bin eben so gestrickt. Ich kann dich nicht in der Wanne sehen, ohne dich haben zu wollen.« Er trat einen Schritt zurück. Umklammerte die Decke. »Bitte geh ins Bett. Es ist schon okay. Geh einfach.«
Lautlos trat sie den Rückzug an, und er stieß erleichtert den Atem aus. Ließ seine Hände, die die Decke hielten, sinken. Es war ein höllischer Tag gewesen. Ohne jegliche Erleichterung. Dann ging die Tür wieder auf, und er riss die Decke hoch, so jämmerlich der Schutz auch war.
»Ethan, ich muss dir etwas gestehen.«
Misstrauisch neigte er den Kopf und wartete schweigend.
»Als ich gestern Abend herkam, hatte ich zwei Gründe dafür. Zum einen hatte Mia mir gesagt, ich solle nicht ins Hanover House zurückkehren. Aber zum Zweiten brauchte ich dringend jemanden, der bei mir war. Ich hatte gerade die Sache mit Dr. Lee erfahren und brauchte …« Sie sah zur Seite. »Ich bin gekommen, weil ich Berührung brauchte. Ich wollte, dass du mich festhältst. Ich wollte dich.« Sie zuckte voller Unbehagen die Achseln. »Als ich gestern Nacht aufwachte, hatte ich einen Alptraum gehabt.«
Er dachte an ihre Schreie, daran, wie sie sich im Bett hin und her geworfen hatte. »Ich weiß.«
Ihr Blick schoss zu seinen Augen. Panisch. »Wirklich? Wieso? Was habe ich gesagt?«
Der Gedanke, sie könne im Schlaf sprechen, schien sie offenbar zu verstören. »Nichts. Du hast nichts gesagt.«
Die Panik in ihren Augen ebbte ab. »Na ja, jedenfalls bin ich aufgewacht, und du warst da. Du hast dafür gesorgt, dass ich meine Alpträume vergessen konnte. Und du sollst wissen, wie wichtig das für mich war.« Sie legte die Kissen auf einen Stuhl. »Gute Nacht, Ethan.«
»Dana, wenn du aber heute Nacht auch wieder schlecht träumst …«
Ihr Lächeln war kurz und gepresst, und ihre Augen wurden dunkler. »Warum sollte es heute Nacht anders als sonst sein? Das Kino wechselt, der Film bleibt der gleiche. Gute Nacht, Ethan.«
Er wollte sie wirklich gehen lassen. Ganz ernsthaft. Er sah zu, wie sie im Schlafzimmer
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