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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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gekleidet wie sechs Stunden zuvor, trug ein ärmelloses Poloshirt, das sich an Brüste schmiegte, die jeder Mann als Geschenk bezeichnen würde, und einen anderen schlichten Baumwollrock, der ihre schier unendlich langen Beine noch länger wirken ließ. Ethan fing bei ihrem Anblick beinahe an zu sabbern. Sein Körper hatte bereits bei dem Klingeln der Türglocke reagiert. Es war ein klassischer Pawlow’scher Effekt, aber das war ihm vollkommen egal.
    Köpfe wandten sich um, als sie vorbeiging, aber sie bemerkte es nicht. Ihre braunen Augen waren auf ihn gerichtet. Ohne zu zögern, ergriff sie seine Hand, und es war genau wie zuvor. Wie ein Blitz durchfuhr es sie beide. Ihre Hand legte sich an seine Wange, strich über seinen Dreitagebart, und ihre Augen verengten sich, nicht misstrauisch, sondern besorgt.
    »Was ist passiert?«, fragte sie, und wieder spürten beide die Verbindung, als würden sie sich seit Ewigkeiten kennen. »Du bist doch nicht zurück ins Hotel gegangen, um ein bisschen zu schlafen, richtig?«
    Er wollte es leugnen, aber es ging nicht. »Ich habe schlechte Nachrichten von zu Hause bekommen.«
    »Das tut mir leid.«
    Er nahm ihre Hand, hielt sie an die Lippen, küsste die Handinnenfläche. Sah, wie ein Glühen in ihre besorgten Augen trat, wie das Blut in der Kuhle unter ihrer Kehle zu pulsieren begann, wie ihr Brustkasten sich schneller hob und senkte. Er warf einen kurzen Blick zur Theke hinüber, wo Betty einmal mehr begeistert glotzte. »Wir setzen uns besser. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass Betty dieses Jahr zum vierten Mal eingewiesen werden muss.«
    »Sie würde bestimmt mit einem Lächeln auf den Lippen dahingehen.«
    Sie setzten sich einander gegenüber, ihre Hände noch immer miteinander verschränkt. Ethan fuhr mit seinem Daumen über die Knöchel und wünschte sich innig, er hätte in der Nacht zuvor mehr getan, als nur ihre Stirn geküsst, während er gleichzeitig froh war, dass er es nicht getan hatte. Er lernte sie kennen, immer ein wenig mehr. Und er gab ihr Zeit, ihn kennen zu lernen.
    Sie zog eine Braue hoch. »Gibst du mir jetzt ein Frühstück aus oder nicht?«
    »Weiß nicht. Bringt mir das mehr Bonuspunkte ein?«
    »Und wenn?!«
    »Dann musst du selbst zahlen. Die Nette-Kerl-Spalte ist offensichtlich schon voll genug.«
    Sie grinste, und Ethan rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Er war sofort erregt gewesen, als er sie durch die Tür hatte kommen sehen, aber den üppigen Mund lächeln zu sehen machte ihn steinhart. »Das ist ganz richtig, Mr. Buchanan.« Sie winkte Betty an ihren Tisch und bestellte Eier und Schinken für beide. Dann wurde sie wieder ernst. »Diese schlechten Nachrichten … kamen sie von deiner Familie?«
    »Sozusagen. Eigentlich von Richards Familie. Aber sie sind alles, was ich noch habe.«
    »Du hast gesagt, du bist bei deiner Großmutter aufgewachsen. Lebt sie nicht mehr?«
    »Nein. Sie ist ein Jahr nach meinem Abschluss an der Akademie gestorben.«
    »Und warum hast du bei deiner Großmutter gelebt? Wo waren deine Eltern?«
    »Meine Mutter starb, als ich sieben war. Mein Vater war auf einem U-Boot irgendwo im Nordatlantik. Es dauerte über einen Monat, bevor er nach Hause konnte, also nahm Granny mich zu sich.«
    Sie riss die Augen auf, diesmal aber vor Mitgefühl, als sie an den kleinen Jungen dachte, der ganz allein mit dem Verlust seiner Mutter fertig werden musste. »Das ist ja schrecklich.«
    Wieder das achtlose Achselzucken, aber sie nahm es ihm nicht ab. »Mein Vater hat getan, was er konnte. Er hockte in einem U-Boot mit Atomwaffen, und wir waren mitten im Kalten Krieg«, sagte er spürbar reserviert. »Sie konnten nicht einfach auftauchen und ihn an der nächsten Haltestelle rauslassen.«
    »Ich wollte dich nicht verärgern«, sagte sie ruhig. »Und ich meinte auch nicht deinen Vater oder die Armee. Ich habe nur an dich als kleinen Jungen gedacht. Du musst dich entsetzlich allein gefühlt haben.«
    Er holte so tief Luft, dass sich die Knöpfe seines Hemds spannten. »Ich wollte mich auch nicht ärgern.«
    Er betrachtete sie nachdenklich. »Habe ich noch nie zuvor.«
    »Nie?«
    »Jedenfalls nicht über meinen Vater.«
    Betty tauchte an ihrem Tisch auf und stellte ihr Frühstück auf den Tisch. »Falls ihr noch was braucht, ruft mich einfach«, sagte sie und verschwand wieder, jedoch nicht, ohne noch ein paar Mal über die Schulter zu sehen.
    Dana wartete, bis sie außer Hörweite war. »Dein Vater hat dich also

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