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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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zweite Lieferrunde heute sein. Sue wusste das genau, weil sie jede Person auf ihrer »To-do«-Liste lange genug beobachtet hatte, um jede ihrer Bewegungen zu kennen. Und sie hatte alle allein gefunden, bis auf Vaughn. Um an die Vaughns heranzukommen, hatte sie James’ Hilfe gebraucht. Er hatte die alte Frau in Florida aufgespürt, und von da an hatte Sue wieder allein fortfahren können. Sie brauchte ihn nicht länger und wünschte sich, sie hätte bei der Tötung genau dieselbe Sorgfalt an den Tag gelegt wie bei der alten Frau.
Denn jetzt wird sich James von nichts aufhalten lassen, um
mich
aufzuhalten.
    Nervös blickte sie sich um und verfluchte dann ihre Paranoia. James war in Chicago gewesen und hatte versucht, ihre alten Mitstreiter dazu zu bewegen, sie für Geld zu verraten. Aber Donnie Marsden hatte seit dem Tag, an dem James bei Earl und Lucy gewesen war, nichts mehr von ihm gehört. Und Sue hatte keinesfalls vor, Donnie zu verraten, wo sie sich aufhielt. Nur für den Fall, dass er doch Lust auf ein kleines Zubrot bekam.
    Nun, Leroy Vickers würde gleich wissen, wo sie war. Sie sah sich wieder um, vergewisserte sich, dass die Luft rein war, und schlüpfte hinten auf die Ladefläche des Wäschereitransporters, den Vickers fuhr. Sein mieser Job war ihr eine Art Trost. Nachdem er aus dem Knast gekommen war, hatte er keine anständige Arbeit finden können, und die Drogenszene mochte ihn nicht einmal mehr mit der Kneifzange anfassen. Er hatte jemanden aus dem Geschäft verraten. Hatte sich gegen seine eigenen Leute gewandt. Hätte er das mit Donnie gemacht, wäre er vermutlich noch im Gefängnis gestorben. Sie selbst hatte damals noch keine solche Macht besessen.
    Jetzt schon.
    Endlich kam er aus der Wäscherei und warf sich hinter das Steuer, wobei er irgendeine Beleidigung für seinen Chef vor sich hin murmelte. Er hatte sich gehen lassen in den letzten Jahren. Schwabbelige Oberarme und Beine. Sie dagegen hatte als Vorbereitung auf diesen und kommende Momente immer fleißig Gewichte gestemmt. Sue wartete, bis er in eine kleine Nebenstraße gebogen war, dann schlang sie die Arme von hinten um den Sitz und presste ihm die Messerspitze an die Gurgel. Ihre Rechte hielt das Messer, die Linke Klebeband. Ein breiter Streifen davon brachte ihn zum Schweigen.
    »Fahr einfach«, sagte sie und spürte mit Befriedigung, wie sein Körper erstarrte. »Beide Hände ans Steuer.« Er schluckte, und die Messerspitze grub sich in seine Haut. »Ich bin wieder da, Vickers«, schnurrte sie. »Freust du dich denn gar nicht?« Seine einzige Reaktion war, sich in den Sitz zu pressen, um dem Druck des Messers zu entgehen. Sue drückte fester, zog mit der anderen Hand ihre Pistole aus dem Hosenbund und hielt ihm den Lauf an die Schläfe.
    »Fahr da drüben in die kleine Gasse.« Er tat es, während sein Körper zu zittern begann. »Was, meinst du, hast du verdient, Vickers? Was, glaubst du, das mir fünf Jahre meines Lebens wert sind?« Sie hatte mit ruhiger Stimme gesprochen, obwohl ihr Herz vor lauter Vorfreude raste. »Was, glaubst du, schuldest du mir, Leroy? Ich will nämlich jetzt einsammeln. Stell den Wagen ab.«
    Und dann jagte sie ihm, wie sie es oft für diesen Moment geübt hatte, in jedes Handgelenk eine Kugel. Selbst durch das Klebeband war sein Schrei zu hören, doch die Gasse lag hinter einer Grundschule, die zu dieser Zeit wie ausgestorben dalag. Niemand würde ihn hören. Er presste die Arme, die nutzlosen Hände an seine Brust. Blut rann über sein T-Shirt. Wenn sie genügend Zeit gehabt hätte, wäre sie sitzen geblieben und hätte zugesehen, wie er von dem Blutverlust schwächer und schwächer wurde. Aber sie musste ins Frauenhaus zurück, bevor Dupinsky auffiel, dass sie fort war. Und der Junge aufwachte.
    »Jetzt hör mir gut zu, du kleines Stück Scheiße«, murmelte sie. »Ich werde jetzt das Messer wegnehmen. Ich will, dass du dich herumrollst und auf die Knie kommst.« Zwischen den beiden Vordersitzen war gerade genug Platz, dass er ihrem Befehl gehorchen konnte. »Und dann kriechst du hierher zu mir. Auf den Knien.« Sie drückte die Pistole fest gegen seine Schläfe. »Na, los, mach schon.«
    Stöhnend rollte er sich herum und plumpste wie ein toter Fisch zwischen die Sitze. Sie wich auf die Ladefläche des Transporters zurück. »Jetzt kriech, Vickers. Wie der verdammte Hund, der du bist.«
    Er schaute auf, die Augen weit aufgerissen vor Schmerz und Furcht. Und er kroch. »Leg dich hin.« Sie deutete mit der

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