Der Rache Suesser Klang
nistete sich in Ethans Eingeweiden ein, und ihm wurde die Kehle eng. »Was ist los, Clay?«
Clay seufzte. »Cheryl Rickman ist tot, Ethan.«
Trauer durchfuhr ihn. Die Frau hatte Alec mit ihrem Leben beschützt. »Ich wusste, dass es passieren würde. Aber ich habe trotzdem gehofft … Woher weißt du das?«
»Kurz nachdem du die letzte E-Mail zurückverfolgt hast, tauchte der neue Sheriff auf. Eine Sie, Louisa J. Moore. Sie hat von der Polizei in Morgantown erfahren, dass man Rickmans Leiche gefunden hat. Und nun weiß sie, dass die Leiche im Schuppen Paul McMillan war.«
»Und du warst da, als sie kam?«
»Ja. Sie hat uns überrascht. Konnte nicht mehr verschwinden. Ich habe gesagt, ich sei ein Freund, aber sie hat es mir nicht abgekauft. Sie erkennt Cops, wenn sie sie sieht. Und sie ist sich sicher, dass Stan und Randi etwas verbergen.«
»Hat sie was gesagt?«
»Nein, aber es war trotzdem klar. Sie fragte, wieso Cheryl nicht hier, bei McMillan, war. Stan hat ihr weisgemacht, dass sie ihr freigegeben haben, weil der Junge zu seinen Großeltern gefahren ist. Der Sheriff sah ihn nur seltsam an und meinte: ›London ist für einen Jungen in dem Alter sicher fantastisch.‹«
Ethan wurde beinahe übel. »Stans Eltern sind in England? Verdammt. Das hat er uns nicht gesagt.«
Clays leises Lachen war vollkommen humorfrei. »Stan hat uns ziemlich viel nicht gesagt, E, aber dazu komme ich später. Moore sah mich dann direkt an und erzählte, dass der Leichenbeschauer gut mit den alten Vaughns befreundet ist und erst letzte Woche noch eine Postkarte bekommen hat. Sie wollte mir eindeutig klarmachen, dass sie Stans Lüge als solche durchschaut hat. Im Lügen ist er übrigens ziemlich gut. Ihm ist nicht einmal der Schweiß ausgebrochen.«
Ethan presste sich die Finger auf die Augen. »Na, toll.«
»Ja, du hast wahrhaftig etwas verpasst. Dann sagte Moore ganz ruhig, sie wüssten, dass McMillan kein Selbstmörder war. Stan tat erstaunt, aber Randi wurde leichenblass. Schließlich sah Moore wieder mich an und fragte, ob sie das Haus durchsuchen dürfte.«
Das war es, was sie gewollt hatten, als sie Stan dazu gedrängt hatten, den Leichenfund zu melden. Sie wollten, dass die örtliche Polizei etwas fand, das sie auf die Spur des Killers bringen würde. Und dann drehte sich Ethan bei dem Gedanken der Polizeiarmee, die das Strandhaus durchsuchen würde, der Magen um. Er konnte nur ahnen, wie es Randi dabei ergehen würde. »Und was hast du gesagt?«
»Dass ich bloß ein Gast sei. Dass es den Hausbesitzern, den Vaughns, obliegt, ihr Okay zu geben. Aber dann fragte Randi – sehr ruhig, wie ich fand –, ob Moore einen Durchsuchungsbefehl habe. Ich war vollkommen verblüfft. Moore verneinte das, meinte aber, dass sie einen kriegen würde. Daraufhin wies Randi ihr würdevoll die Tür.«
Ethan war nicht sicher, was er dazu sagen sollte. »Mir war nicht bewusst, dass Randi zu so etwas in der Lage ist.«
»Nicht wirklich. Nachdem Moore weg war, ist sie ins Bad gestürmt und hat sich übergeben. Stan tobte, ich wäre dafür verantwortlich, dass Alec jetzt umgebracht wird, weil ich ihn gezwungen hätte, McMillans Tod zu melden.«
»Gott, bitte nicht«, murmelte Ethan.
»Ich denke nicht, E. Nachdem Moore weg war, habe ich Erkundigungen über sie eingezogen. Sie hat bei der Special-Victims-Einheit in Boston gearbeitet, bevor sie herkam. Wahrscheinlich hat sie bereits in der einen oder anderen Kinderentführung ermittelt. Ich denke, es ist Zeit, dass wir sie einweihen.«
»Clay, die Frau, die Alec entführt hat, weiß, dass wir die Polizei noch nicht informiert haben. Das hat sie schließlich in der E-Mail von heute Morgen gesagt. Es kann sein, dass irgendjemand in diesem Moment das Haus beobachtet. Wir wissen, dass sie skrupellos tötet. Zwei Leute sind bereits draufgegangen. Ich könnte nicht damit leben, wenn sie auch Alec umbringt.«
»Vielleicht hat sie nur die Lokalzeitung online gelesen und daraus geschlossen, dass die Polizei noch von nichts weiß«, wandte Clay ein. »Oder vielleicht hat sie auch einfach nur geraten. Jedenfalls können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass sie ihn nicht so oder so umbringt.«
Ethan dachte darüber nach. Sie mussten es tatsächlich der Polizei sagen. Unbedingt. Aber dann sah er vor seinem geistigen Auge, wie die Frau mit Alec aus dem Bus gestiegen war. Er war groggy gewesen, wahrscheinlich durch Medikamente betäubt, aber er hatte gelebt. Und das Bild im Anhang der Mail von
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