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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Blätter bewegten.
    „Das hast du uns ja gar nicht gesagt“, meinte Emil Langhans leise und starrte dabei zu der Büste hinauf.
    Fritz Treutlein putzte sich die Nase und fragte so harmlos wie ein neugeborenes Kind: „Was meinst du?“
    „Deine Schwester natürlich“, knurrte Emil Langhans. „Die erkennt doch jeder Klammeraffe. Du willst uns wohl auf den Arm nehmen, wie?“
    „Ich bin doch nicht lebensmüde“, versicherte Fritz Treutlein bescheiden.
    „Daß Corny Treutlein sein Modell ist, hab’ ich auch gewußt“, gab jetzt Paul Nachtigall zu. „Wenn mein Bruder an etwas arbeitet, kriege ich das natürlich mit. So groß ist unsere Wohnung nicht.“
    „Womit uns also der namenlose Künstler dieses Werkes bekannt wäre“, grinste Karlchen Kubatz.
    „Jedenfalls gefällt mir dieses in Bronze gegossene Fräulein Treutlein ganz enorm“, stellte Hans Pigge fest. „Und es ist mir schnurzegal, wer das Modell ist und wer die Büste gemacht hat.“
    „So etwas Ähnliches wollte ich auch gerade sagen“, bemerkte Manuel Kohl.
    Der kleine Sputnik hatte die Hände auf den Rücken genommen und wippte auf den Zehenspitzen. „Wirklich, sehr, sehr schön, dieses Dingsda.“ Er blieb mit den Absätzen auf dem Fußboden. „Wie sagt man überhaupt dazu? Ist ,Büste’ nun richtig oder ...?“
    „Ja, das ist eine Büste“, erwiderte Paul Nachtigall. „Wenn es nur ein Kopf ist, sagt man ,Porträtstatue’ dazu.“
    „Und das Metall?“ fragte der kleine Sputnik weiter, „aus was für einem Material ist das Ganze?“
    „Man sagt einfach nur Bronze dazu“, antwortete Paul Nachtigall. „In der Hauptsache ist es Kupfer und Zinn. Aber da kann man noch eine ganze Menge anderes Zeug hineinmischen. Blei, zum Beispiel. Es kommt ganz drauf an, welche Wirkung man will und welche Farbe.“
    „Besten Dank“, sagte Sputnik höflich. Also ehrlich, mir gefällt diese Büste aus Bronze eigentlich am besten von allen.“
    Tatsächlich hatte Oliver Nachtigall mit seinem Modell besonders viel Glück gehabt. Corny Treutlein war in Kupfer und Zinn noch schöner als im Leben. Sofern das überhaupt möglich war. Sie lächelte ein ganz klein wenig und blickte über die vielen Besucher hinweg in den Rathaussaal. Wirklich, man konnte sich gut vorstellen, daß jenes junge Mädchen vor tausend Jahren genauso gelächelt und genauso dem großen Kaiser Otto in die Augen geblickt hatte.
    Auch der Regierungspräsident hatte inzwischen mit seiner Begleitung die Büste mit der Nummer 5 erreicht. „Sehr reizend“, bemerkte er und wollte stehenbleiben. Aber da trat ihm jemand auf den linken Fuß. Der Betreffende entschuldigte sich allerdings und sagte: „Oh, Verzeihung, Herr Präsident.“
    „Aber nehmen Sie doch Rücksicht!“ rief Polizeimeister Kalender nun schon zum x-tenmal. Er versuchte, die Ehrengäste aus dem allgemeinen Gedränge herauszuhalten. Er ruderte dabei mit den Armen, als ob er am Ertrinken wäre.
    Der Bürgermeister blickte immer noch zu der Bronzebüste mit der Nummer 5 hinauf. Er schüttelte den Kopf. „Irgendwie kommt mir das Gesicht bekannt vor. Ich weiß nur nicht, woher.“
    „Wenn Sie bitte weitergehen wollen“, unterbrach ihn eine alte Dame höflich. „Hinter uns kommt noch eine ganze Menge Leute, die auch etwas sehen will!“
    Der Bürgermeister lächelte und ließ sich weiterschieben. Aber Polizeimeister Kalender fuhr herum wie von einer Schlange gebissen und zischte: „Ja sind Sie denn ganz von Gott verlassen, das ist doch unser Bürgermeister!“
    „Was mir nicht unbekannt ist“, erwiderte die alte Dame. „Ich habe ihn ja im Januar gewählt.“
    Inzwischen hatten sich die Glorreichen Sieben wieder auf der Galerie versammelt, die jetzt ganz leer war. Sie lehnten an der Brüstung und guckten in den Saal hinunter.
    Dort tauchten jetzt immer mehr Schüler und auch Schülerinnen der Bad Rittershuder Schulen auf. Dabei hätte es eigentlich auffallen müssen, daß sich diese Jungen und Mädchen bedeutend aufmerksamer umschauten als die übrigen Besucher. Sie kamen teilweise allein, in Gruppen oder auch mit ihren Eltern. Sie standen herum, guckten, gingen weiter und standen wieder herum. Zwischendurch machten sie sich Notizen, genauso wie Karlchen Kubatz es getan hatte.
    „Es scheint zu klappen“, bemerkte Emil Langhans.
    „Ja“, kicherte der kleine Sputnik, „die Saat geht auf.“
    „Quatsch dir keine Fransen“, murrte Manuel Kohl.
    „Aber es stimmt doch“, verteidigte sich Sputnik. „Hätten wir uns

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