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Der Ramses-Code

Der Ramses-Code

Titel: Der Ramses-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Klonovsky
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danach mit freigelegtem Eingang. Eine andere Zeichnung zeigte den Abtransport des Memnon-Kopfes, eine weitere den Querschnitt durch die Pyramide des Chephren, in welche der Italiener als erster Europäer eingedrungen war.
    »Die Pyramiden bei Gizeh sind die einzigen antiken Weltwunder, die dem Sturm der Zeiten wiederstanden haben«, erläuterte der Abenteurer. »Alle alten Schriftsteller kamen darin überein, daß die Überreste der ägyptischen Könige Cheops und Chephren in den beiden größten dieser gewaltigen Kegel verborgen waren. Leider sind sie heute leer. Obwohl der Eingang zur Chephren-Pyramide verschlossen war und ich noch weitaus länger nach ihm suchen mußte, als wir Zeit benötigten, ihn zu erbrechen, fanden wir das Innere der Pyramide verwaist. Sie war schon lange vor uns geöffnet und geplündert worden, und bei der Untersuchung der Wände fanden wir viele Zeichen, offenbar mit Holzkohle gemalt und uns vollkommen unbekannt. Bei der geringsten Berührung verwischten sie sich zu Staub. Auch eine arabische Inschrift entdeckten wir, sie war undatiert und gab Auskunft darüber, daß ein Steinmetzmeister namens Mohammed Ahmed die Pyramide geöffnet und wieder verschlossen habe, und zwar unter den Augen des Königs Ali Mohammed – wer immer das gewesen sein mag.«
    Seinen letzten Trumpf hatte sich Belzoni für den abschließenden Ausstellungsraum aufgespart. Dort lag ein Obelisk, den er auf der Nilinsel Philae gefunden und nach London gebracht hatte, fast zehn Meter hoch und damit viel zu groß, als daß er ihn in vertikaler Stellung hätte präsentieren können. Der Sockel stand daneben. Anfangs hatte der Hüne mit dem Gedanken gespielt, die Himmelsnadel als Blickfang vor dem Museum aufzustellen, was sich aber als undurchführbar erwies, weil man dafür die Straße hätte sperren müssen. Kaum einer der Besucher konnte der Versuchung widerstehen, die glattpolierte Granitoberfläche zu berühren und mitden Fingern die Vertiefungen der Hieroglyphen zu verfolgen. »Wie perfekt das alles gearbeitet ist!« rief einer der Herren aus. »Und dabei ist es doch Granit!«
    »Allerdings, härtester Granit«, bestätigte Belzoni. »Ein einziger Fehler der Steinmetze oder Graveure, und der ganze Block war verdorben. Diese einstige Meisterschaft zu begreifen fällt heutzutage schwer, nicht allein mit Blick auf die gegenwärtigen Leistungen der Baukunst, die sich, bei allem Respekt, mit jener der alten Ägypter nicht im geringsten vergleichen kann. Weitaus erschütternder empfand ich es, die Nachfahren jenes Wundervolkes zu beobachten. Sie existieren auf einer Stufe der Degenerierung, die völlig unbegreiflich ist. Alles, was sie bauen, stürzt in kürzester Zeit in sich zusammen, auf mehr als zwei Stockwerke bringen sie es gar nicht erst, wobei für die meisten Nillandbewohner der Begriff Arbeit schon ein Fremdwort zu sein scheint. Man zweifelt, ob es sich überhaupt um Nachfahren handelt und ob nicht das Pharaonenvolk komplett ausgestorben ist.«
    »Das sollte eine Warnung für uns Briten sein«, entfuhr es einem etwas grämlich dreinschauenden Adligen, »die wir allzuschnell den Moden nachgeben und die alten Werte vergessen. Damit fängt nämlich alles Übel an.«
    Niemand schien geneigt, solche Gedanken fortzuspinnen. So ergriff Belzoni wieder das Wort. »Dieser Obelisk war meine erster großer Fund, wenngleich ich ihn als letztes Stück abtransportierte. Angesichts seines Gewichtes konnte ich ihn ohne Furcht vor Dieben liegen lassen. Beim Transport ging denn auch einiges schief. Wir verloren das gute Stück beim Verladen auf das Schiff. Der Obelisk sank auf den Grund des Nils und schien damit für das Abendland verloren. Aber wir tauchten nach ihm und konnten ihn nach vielen vergeblichen Anläufen bergen. Sie verstehen gewiß, daß er mir besonders am Herzen liegt.«
    »Weiß man denn, was auf diesem Obelisken geschrieben steht?« erkundigte sich eine Dame.
    »Leider nein, gnädige Frau«, antwortete der Italiener, »aber ich nehme an, Professor Young wird diesen bedauerlichen Zustand eines Tages beenden.«
    Belzoni sah sich nach dem Physiker um, doch der befand sich nicht im Raum. Er blickte fragend auf Ravenglass. Der Alte zuckte mit den Schultern.
    »Ich entdeckte den Obelisken unweit eines Sockels von derselben roten Granitsorte – dieses Sockels hier –, und wie Sie unschwer erkennen, befindet sich eine griechische Inschrift darauf. Sollten beide Teile zusammengehören, woran eigentlich kein Zweifel möglich

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