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Der Raritätenladen

Der Raritätenladen

Titel: Der Raritätenladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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geringsten, daß er jeden Augenblick imstande ist, ein derartiges Geschäftchen abzumachen. Ich sagte es immer, ehe diese Geschichte herauskam. – Ein verteufelt nettes Mädchen das! Bei meiner Seele, ein bewundernswürdiges Geschöpfchen!«
    Diese Lobeserhebungen des Herrn Chuckster galten Barbara, und da sie in der Nähe des Wagens stand – dieser war zur Abfahrt bereit –, ergriff diesen Herrn plötzlich ein großes In
teresse an den Vorgängen, das ihn veranlaßte, den Garten hinunterzustolzieren und sich an einem für ein kleines Augenspiel passenden Ort aufzustellen. Da er bei dem schönen Geschlecht große Erfahrungen gesammelt hatte und mit all jenen kleinen Kriegslisten vollkommen vertraut war, die sich am leichtesten den Weg zu einem Weiberherzen bahnen, stemmte Herr Chuckster, sobald er Posto gefaßt hatte, die eine Hand in seine Hüfte und strich sich mit der andern seine fliegenden Haare zurecht. Dies ist eine beliebte Pose in feinen Kreisen und hat, mit einem anmutigen Pfeifen begleitet, bekanntermaßen schon ungemein erfolgreiche Resultate geliefert.
    Zwischen Stadt und Land ist jedoch ein so himmelweiter Unterschied, daß niemand von dieser bestrickenden Stellung auch nur die mindeste Notiz nahm. Die Elenden waren ausschließlich damit beschäftigt, den Reisenden Adieu zu sagen, einander Kußhändchen zuzuwerfen, die Schnupftücher zu schwenken und was dergleichen geistlose und pöbelhafte Gebräuche sind. Denn der ledige Herr und Herr Garland waren jetzt in dem Wagen, der Postillion im Sattel, und Kit, wohl eingehüllt und eingemummt, auf dem Bedientensitz hinten. Und Frau Garland war da, und Herr Abel war da, und Kits Mutter war da, und der kleine Jakob war da, und Barbaras Mutter war in der Ferne sichtbar, das immer wache Büblein hätschelnd; und alle nickten, winkten, knicksten oder riefen mit aller Kraft, deren sie fähig waren, »Lebewohl«. In der nächsten Minute war der Wagen den Blicken entschwunden, und Chuckster blieb allein auf der Stelle, auf der dieser eben noch gestanden hatte. Im Geiste sah er noch Kit, der sich von seinem Sitz erhoben hatte und Barbara zuwinkte, und sah Barbara, wie sie ungeachtet seiner flammenden, leuchtenden Augen – seiner Augen, der Augen Chucksters, Chucksters des Siegreichen, auf den sonntags in den Parks Damen von Stand aus ihren elegan
ten Zweispännern mit Wohlwollen niedergeblickt – Kit zuwinkte!
    Wie Herr Chuckster, ganz versteinert von dieser entsetzlichen Tatsache, eine geraume Weile wie angewurzelt dastand und sich feierlichst versicherte, Kit sei der Fürst aller spitzbübischen und schuftigen Charaktere und Kaiser oder Großmogul aller Schlüffel, und wie sicher er diesen empörenden Umstand bis auf die alte Schurkerei mit dem Schilling zurückführte, das sind Dinge, die unserm Zweck fernliegen; denn wir haben jetzt dem dahinrollenden Wagen zu folgen und die Wanderer auf ihrer rauhen und frostigen Reise zu begleiten.
    Es war ein bitterkalter Tag. Ein schneidender Wind blies und tobte ihnen ungestüm entgegen, bleichte den harten Boden, schüttelte den weißen Reif von Bäumen und Hecken und wirbelte ihn wie Staub weiter. Doch Kit kümmerte sich wenig um das Wetter. Es war eine Freiheit und eine Frische in dem vorbeisausenden Winde, der ihm trotz der schneidenden Kälte willkommen war.
    Wie er dahinfegte mit seiner Reifwolke, trockene Zweige, Äste und Blätter in bunter Verwirrung über ihren Weg jagend, schien es, als ob eine allgemeine Sympathie die Reisenden begleite und die ganze Natur es ebenso eilig habe wie sie selbst. Je stärker die Stöße, desto rascher schienen sie vorwärts zu kommen. Es war etwas Schönes, unter Kämpfen dahinzueilen und einen Gegner nach dem andern zu besiegen; Zeuge davon zu sein, wie sie heranstürmten und im Dahinbrausen an Kraft und Ungestüm zunahmen; sich einen Augenblick niederzuducken, wenn sie vorbeipfiffen, und dann rückwärts zu schauen und zu beobachten, wie sie dahinrasten, während ihr Gebrüll in der Ferne erstarb und die stämmigen Bäume sich vor ihnen beugten!
    Der Wind blies den ganzen Tag ohne Unterlaß fort; die Nacht war klar und sternenhell; aber weder der Wind noch die schneidende Kälte hatten sich gelegt. Bisweilen, wenn sie sich dem Ende einer langen Zwischenstation näherten, konnte Kit den Wunsch nicht unterdrücken, daß es ein wenig wärmer sein möchte. Wenn sie aber anhielten, um Pferde zu wechseln, rannte er tüchtig auf und ab; und als er so umherschießen, den Kutscher

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