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Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Der rauchblaue Fluss (German Edition)

Titel: Der rauchblaue Fluss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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sie oft selbst üppige Festmähler gegeben, jetzt aber waren diese begehrten Soireen selten geworden. Deshalb freute sich Bahram, als er einen der schön verzierten roten Umschläge erhielt, in denen die Einladungen stets überbracht wurden. Noch erfreuter war er, als er den Umschlag öffnete und sah, dass der Absender Punhyqua war, der ihn zu einem Bankett in seinem Anwesen auf der Insel Honam einlud. Bahram konnte sich an eine Zeit erinnern, als die Insel auf der anderen Seite des Perlflusses Schauplatz einiger der unvergesslichsten Feste Kantons gewesen war – vor allem dann, wenn ein berühmter Gourmet wie Punhyqua sie ausrichtete.
    Am Morgen des Banketts kam, wie es üblich war, eine weitere rote Karte zur Erinnerung, und wenige Stunden später schritt Bahram, gefolgt von seinem Laternenträger Apu, in Richtung Jackass Point über den Maidan. Wie immer lag eine lange Reihe von Booten an der Anlegestelle, aus denen sich Passagiere und Fracht auf die glitschigen Stufen ergossen, die nicht leicht zu bewältigen waren.
    Das Gute an Jackass Point war, dass es die zahllosen Menschen dort stets eilig hatten. Von den üblichen Eckenstehern und Tagedieben sah man hier nur wenige, sodass man, wenn man nicht gerade unter Zeitdruck stand, normalerweise leicht ein Plätzchen fand, an dem man sich in Ruhe umsehen konnte, ohne bemerkt oder angesprochen zu werden. In einem solchen Winkel postierte sich Bahram nun, während Apu sich um ein Boot und einen Bootsführer kümmerte.
    Bahram betrachtete die vorüberwogende Menge und dachte daran zurück, wie er Jahrzehnte zuvor, gerade erst einundzwanzig geworden, zum ersten Mal nach Honam gekommen war. Ungeniert und offenen Mundes hatte er damals die erlesenen Pavillons, die steinernen Greifskulpturen, die Terrassengärten und die künstlich angelegten Seen bestaunt – Dinge, von denen er sich nicht hatte träumen lassen, dass sie überhaupt existierten. Er erinnerte sich, wie begierig er sich über das Essen hergemacht und in den fremden Wohlgerüchen und Aromen geschwelgt hatte. Er erinnerte sich an den Geschmack und die berauschende Wirkung des Reisweins und daran, dass es ihm vorgekommen war, als sei er in eine Art Wachtraum eingetreten: Wie war es möglich, dass er, ein mittelloser junger Mann aus Navsari, an einen Ort gelangt war, der in einem Paradies, einem Märchenland zu liegen schien? Jetzt war ihm, als würde er mit Freuden all seine langjährige Erfahrung, all sein Weltwissen hingeben, wenn ihm nur noch einmal ein Augenblick solch glühenden Staunens gewährt würde, ein Augenblick, in dem selbst inmitten so vieler neuer, wunderbarer Dinge nichts so außerordentlich war wie der Umstand, dass er, ein armer Junge aus einem Dorf in Gujarat, sich in einem chinesischen Garten wiederfand.
    Eine beunruhigend vertraute Stimme weckte ihn aus seinen Träumereien: »Mister Barry! Chin-chin!«
    »Allow?«
    »Chin-chin, Mister Barry! Wo fahr hin ah? Honam?«
    Es ärgerte und störte Bahram, Allow neben sich zu sehen. Eine solche Begegnung in dem Gewühl hier konnte kaum Zufall sein. Er fragte sich, ob Allow irgendwie erfahren hatte, dass er heute den Fluss überqueren wollte.
    »Ja«, erwiderte er barsch. »Fahr Honam.«
    Allow bedachte ihn mit einem breiten, vielsagenden Lächeln. »Warum Mister Barry nix sag Allow eh? Kann bring Honam. Mister Barry savvy, Allow hab schön Stück Boot, nein?« Er zeigte zum Wasser hin. »Da, schau-seh.«
    Bahram blickte in die Richtung, in die Allow zeigte, und erschrak. Er erkannte das Boot sofort, obwohl es sich stark verändert hatte: Es war das letzte »Küchenboot«, das Chi-mei erworben hatte, das Boot, auf dem sie umgebracht worden war. Es war überholt und in den leuchtenden Farben eines Vergnügungsbootes – Rot und Gold – gestrichen worden, aber an seinem charakteristischen Heck in der Form eines aufgebogenen Fischschwanzes war es noch zu erkennen. Auf dem Hauptdeck, das früher Chi-meis Garküche beherbergt hatte, prangten jetzt farbenfroh verzierte Fenster, das Oberdeck, einst Chi-meis Wohnbereich, war in einen reich geschmückten Pavillon umgewandelt worden. Zum Bug hin sah man eine balkonartige Galerie. Bahram und Chi-mei hatten dort oft auf zwei alten Stühlen gesessen; an deren Stelle stand jetzt ein Diwan, über dem sich ein seidener Baldachin bauschte.
    »Mister Barry mag?«
    Bahram antwortete mit einem schroffen Nicken: »Ja. Mag.« Es ärgerte ihn, dass Allow das Boot vermutlich billig erstanden hatte.
    Allow verneigte sich

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