Der Rauchsalon
der U-Bahn gewettert, dann hat er auf seine Uhr gesehen und
ist im Eiltempo zum Parker House marschiert. Ich kann beim besten Willen nicht
sagen, ob er jetzt meiner Frage ausgewichen ist oder ob sein Verhalten einfach
nur seiner üblichen Art zuzuschreiben war. Um das zu verstehen, müßten Sie
Dolph kennen.«
»Dann sollten wir vielleicht ein
Treffen mit ihm arrangieren«, sagte Bittersohn. »Ist das alles, was Sie
herausbekommen haben?«
»Nicht ganz. Ich glaube, wir können
aufhören damit, uns Sorgen zu machen, daß Mr. Hartler möglicherweise
irgendwelchen Betrügern aufgesessen ist. Als ich heute Mittag nach Hause kam,
bin ich einem Mann begegnet, dessen echten hawaiianischen Kunstschatz er gerade
zurückgewiesen hatte. Er verließ soeben das Haus mit dem obskuren Gegenstand,
der schön ordentlich in Packpapier eingepackt war. Mr. Hartler kam heraus und
berichtete mir von den Qualen, die er durchzustehen hat, wenn er das meiste
zurückweisen muß, was die Leute ihm bringen, weil er es nicht für echt erklären
kann.
Er sagt, daß sie ihn nicht absichtlich
betrügen wollen, sondern daß die meisten Familien einfach dazu neigen, ihre
alten Erbstücke mit romantischen Geschichten zu verklären. Ich wußte genau, was
er meinte. Erinnern Sie sich daran, was wir neulich über den alten Feldstuhl im
Keller gesagt haben?«
»Der Stuhl, auf dem ich saß, als mir
die Maus das Hosenbein hochgelaufen ist. Viel kann davon nicht übriggeblieben
sein.«
»Da haben Sie recht, aber ich habe die
traurigen Überreste in den Besenschrank gesteckt, und Onkel Jem hat sie
gefunden, als er herumkramte, um herauszufinden, wo ich den Whiskey versteckt
hatte. Er hat die Stücke herausgeholt, um sie den Pensionsgästen zu zeigen, und
ihnen die alte Geschichte erzählt, wie Großonkel Nathan auf dem Stuhl den San
Juan Hill hochgestürmt ist, zwei Längen vor Teddy Roosevelt. Mr. Hartler hat
mir eine niedliche kleine Schatulle gezeigt, von der ich weiß, daß sie echt
sein muß, denn sie hat dasselbe Wappen wie der Fächer, den wir zurückgegeben
haben.«
»Wie schön für ihn«, meinte Bittersohn
und nahm sich geistesabwesend noch ein Brötchen. »Also, ich mache mich jetzt
wohl besser aus dem Staub, bevor meine vornehme Pensionswirtin mich hier in
trauter Zweisamkeit mit der Köchin erwischt. Soll ich mich eigentlich zum
Dinner umziehen, oder wahre ich weiterhin Rangabstand gegenüber den Gentlemen
aus der oberen Etage?«
»Ganz, wie Sie mögen«, meinte Sarah.
»Denken Sie bloß nicht, daß Mr. Porter-Smiths Kummerbund meine Idee war, aber
da es ihn glücklich zu machen scheint, spiele ich mit, so gut ich kann. Jetzt
müssen Sie aber tatsächlich verschwinden, denn da kommt Charles gerade draußen
durch das hintere Tor, und offiziell dürfen Sie nicht wissen, daß ich koche.
Charles ist der Meinung, das würde meinem Ansehen Abbruch tun. Nochmals vielen
Dank für Ihre Mühe heute. Es tut mir schrecklich leid, daß es so ein Reinfall
war.«
Kapitel
11
W ie Sarah erwartet hatte, gab Mrs.
Sorpende bei Tisch höflich ihrer Hoffnung Ausdruck, daß Sarah mit ihrer
künstlerischen Arbeit gut vorankomme.
»Ich bin schon so weit fortgeschritten,
daß ich immerhin neue Tusche gekauft habe«, erwiderte Sarah. »Mein Cousin und
ich mußten uns um eine juristische Sache kümmern, was leider viel zuviel Zeit
in Anspruch genommen hat. Übrigens soll ich Sie ganz besonders von ihm grüßen.«
»Wie reizend von ihm.«
Mrs. Sorpende lächelte. Professor
Ormsby gab leise Knurrlaute von sich. Miss LaValliere und Mr. Porter-Smith
tauschten wissende Blicke aus. Mr. Bittersohn fuhr fort, seinen Schinken zu
essen, eine Tatsache, die Sarah mit Erleichterung erfüllte. Sie hatte nämlich
vergessen, nachzufragen, ob er die orthodoxen Speisegebote befolgte, aber sie
hätte eigentlich wissen müssen, daß Mr. Bittersohn alles andere als orthodox
war.
Nach dem Essen schlug Miss LaValliere
vor, hinüber zum Common zu gehen, um nachzusehen, ob die Weihnachtsdekorationen
noch nicht entfernt worden waren, aber niemand zeigte Interesse. Mrs. Sorpende
hatte noch Briefe zu schreiben, Mr. Hartler ebenfalls. Professor Ormsby mußte
am MIT ein Referat halten und schlug vor, Miss LaValliere könne mit ihm
hinübergehen, aber Miss LaValliere wollte nicht. Was sie wollte, war Mr.
Bittersohn, aber Mr. Bittersohn hatte nicht genauer definierte berufliche
Pflichten anderswo zu erfüllen. Doch als Mr. Porter-Smith, der gern
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