Der Rausch einer Nacht
Erstbeste vom Fleck weg heiraten willst?«
Sein Instinkt und seine Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht sagten ihm, daß er mit etwas zärtlicher Überredung jetzt sehr viel weiter kommen würde, und er war auch bereit, es auf diese Weise zu versuchen; doch erst dann, wenn Logik und vollkommene Ehrlichkeit ihre Wirkung bei Diana verfehlen sollten.
Vor allem mußte er aber bedenken, wie verletzlich sie zur Zeit war, und er wollte nichts tun oder sagen, was sie zu der Ansicht verleiten würde, er sei lediglich ein Ersatz für die verlorene Liebe und den Verlobten. Darüber hinaus hatte er auch nicht vor, ihre Ehe mit irgendwelchen Herzensdingen oder körperlichen Intimitäten unnötig zu komplizieren.
So hörte Cole erst einmal nicht auf seine innere Stimme, die ihn dringend aufforderte, die vorwitzige Locke von ihrer Wange zu streichen, und er ignorierte auch den Drang, Diana zu sagen, daß sie weit davon entfernt war, für ihn die Erstbeste zu sein, und daß sie für ihn das Ideal aller Fraulichkeit schlechthin darstellte.
Allerdings hatte er keine moralischen Skrupel, Dianas Widerstand mit viel Alkohol so gut wie möglich zu dämpfen. »Trink erst dein Glas leer, dann erkläre ich dir alles.«
Sie wollte widersprechen, war dann aber doch zu neugierig und nippte zum Kompromiß an ihrem Champagner.
»Mein Problem besteht aus einem alten Mann mit Namen Calvin Downing - der Onkel meiner Mutter. Als ich den Wunsch hatte, die väterliche Ranch zu verlassen und aufs College zu gehen, ist Calvin zu meinem alten Herrn gegangen und hat versucht, ihn davon zu überzeugen, daß nicht der heilige Hochmut in mich gefahren sei und ich auf ihn oder seine Arbeit auch nicht verächtlich hinabblicken würde.
Doch mein Vater wollte nichts davon hören, und so hat mein Großonkel mir das Geld geliehen, das ich für den Collegebesuch brauchte. Einige Zeit zuvor hatte nämlich eine Ölfirma Probebohrungen auf seinem Grund durchgeführt und war fündig geworden. Kein Riesenölfeld, aber doch groß genug, um Cal ein monatliches Einkommen von fünfundzwanzigtausend Dollar zu garantieren.
Als ich dann meinen Abschluß in der Tasche hatte und meinem Onkel meine Zukunftspläne vortrug, für die mir keine Bank der Welt auch nur einen Cent Kredit gewährt hätte, hat er mir seine gesamten Einnahmen aus der Ölförderung überlassen. Cal hat nämlich schon seit ich klein war geglaubt, daß etwas in mir steckt. Als ich dann studiert und mir vorgestellt habe, wie ich es bis nach ganz oben schaffen und sehr reich werden könnte, hat mein Onkel mir aufmerksam zugehört und mich ermutigt.«
Soviel Offenheit faszinierte Diana, und sie konnte sich nicht vorstellen, wie ein so gütiger und liebenswerter alter Mann mit einemmal zu Coles >Problem< hatte werden können. Sie trank noch einen Schluck und wartete darauf, daß er endlich zum Kern käme, doch er sah sie nur an.
»Warum erzählst du nicht weiter? Bis jetzt hört es sich nicht so an, als könnte dieser nette Mann dir Schwierigkeiten bereiten.«
»Er glaubt leider, daß er mit seinem Verlangen ein Problem löst und keineswegs eins schafft.«
»Tut mir leid, aber jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Selbst wenn ich heute abend nicht soviel Wein und Champagner zu mir genommen hätte, würde ich kaum aus dem klug werden, was du bis jetzt gesagt hast.«
»Das wundert mich nicht, weil ich dir von dem Wichtigsten ja erst noch berichten muß: Also, nachdem ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte, hat Cal mir all seine Ersparnisse als Startkapital überlassen und auch noch seine künftigen Einnahmen mit zweihunderttausend Dollar beliehen, die er mir zusätzlich gab. Natürlich habe ich darauf bestanden, einen Vertrag aufzusetzen und ihn zum Partner in meinem zukünftigen Unternehmen einzusetzen.«
Wenn Diana sich recht erinnerte, hatte im Magazin Time gestanden, daß sein Vermögen auf fünf Milliarden Dollar geschätzt würde. Da dürfte ihm Calvins Kredit doch eigentlich keine Kopfschmerzen mehr bereiten. »Ich nehme an, du hast deine Schulden bei ihm längst beglichen?«
Harrison nickte. »Ja, alles bis auf den letzten Cent und mit Zins und Zinseszins, so wie wir es im Vertrag festgelegt hatten.« Er setzte ein grimmiges Grinsen auf. »Man könnte meinen Onkel als Exzentriker bezeichnen. Zu seinen vielen Macken gehört auch ein sagenhafter Geiz, wie du ihn dir wohl kaum vorstellen kannst. Deswegen bin ich ihm erst recht zu Dank verpflichtet, weil er mir sonderbarerweise all sein
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