Der Rausch einer Nacht
darauf verstanden, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Jetzt trat er beiseite, um ihr den Vortritt zu lassen, reichte ihr dann ihr Glas und schenkte ein. Dabei fiel ihm ihr Lächeln auf.
»Habe ich irgend etwas Komisches getan?«
Diana schüttelte den Kopf. »Ich mußte nur gerade daran denken, wie es Ihnen auch früher schon anscheinend mühelos gelungen ist, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen. Das habe ich immer sehr bewundert.«
Dieses Kompliment überraschte ihn so sehr, daß ihm darauf keine Antwort einfiel.
Die junge Frau trat an die Brüstung und schaute hinaus auf den glitzernden Lichterteppich Houstons. Als dann auch noch leise Musik aus der Stereoanlage ertönte, mußte sie unwillkürlich an Dan denken.
Cole stellte sich neben sie, drehte sich aber zur Seite, so daß er sich auf dem Geländer aufstützen und sie ansehen konnte. »Wenn ich diesen betrübten Blick in Ihren Augen sehe, kann ich nur hoffen, daß Sie an Dan und nicht an mich denken.«
Diana fühlte sich ertappt und reckte das Kinn. »Wir haben im letzten Jahr nicht sehr viel Zeit miteinander verbracht, und eigentlich habe ich ihn schon vollkommen vergessen.«
Er sagte nichts dazu, sah sie aber mit hochgezogenen Brauen skeptisch an. Diana las darin nicht nur, daß er ihr keinen Glauben schenkte, sondern auch, daß er enttäuscht darüber war, wie wenig Vertrauen sie zu ihm hatte.
Nach allem, was Cole heute abend für sie getan hatte, verdiente er eigentlich mehr als eine so dumme Antwort. »Nein, das war gelogen«, gestand sie schließlich seufzend. »Ich habe lediglich akzeptiert, daß die Geschichte aus und vorbei ist. Doch darüber hinaus fühle ich mich furchtbar verletzt und bin unheimlich wütend.«
»Das ist verständlich«, lächelte Harrison. »Immerhin sind Sie gerade von der größten Mistratte auf dieser schönen Welt verlassen worden.«
Diana starrte ihn mit offenem Mund an. Doch ihr Schock währte nur kurz, dann mußte sie laut lachen.
Cole lachte mit, legte einen Arm um Diana und zog sie an sich. Der weiche Stoff streifte ihre bloße Haut, und seine warmen Finger bewegten sich angenehm an ihrem Oberarm auf und ab. Auch wenn sie nur den Ersatz für seine Zukünftige darstellte, tat es ihr doch ungemein gut zu spüren, daß jemand - dazu auch noch ein so gutaussehender und ganz besonderer Mann - sie nett genug fand, um mit ihr ein paar Stunden zu verbringen. Sie fühlte sich in seinem Arm wieder wie ein Mensch, der anderen etwas wert war. Nicht so wie Dan...
Sie setzte das Glas an die Lippen und trank einen großen Schluck, um alle Gedanken an diese > größte Mistratte' zu verscheuchen.
Dann fiel ihr wieder ein, daß Cole ja seine Technik perfektionieren wollte. Und das brachte ihr leider auch ins Gedächtnis zurück, daß sie ein Collier trug, das nicht ihr gehörte.
»Ich glaube, ich nehme das hier jetzt besser ab, bevor ich mich noch daran gewöhne und ganz vergesse, daß...«
»Nein, behalten Sie es an«, unterbrach er Diana. »Ich habe das Set für Sie erworben.«
Ihre Hände, die sich schon am Verschluß befunden hatten, hielten inne. »Nein, Sie haben das Collier für die Frau gekauft, die Sie heiraten wollen.«
»Ja, genau.«
Diana mußte erst einmal heftig den Kopf schütteln, um Klarheit in ihn zurückzubringen. Dann drehte sie sich zu Harrison um, schob sich eine Locke aus der Stirn und sah ihn bekümmert an. »Ich habe heute abend mehr getrunken, als ich gewöhnt bin, und jetzt scheine ich Schwierigkeiten zu haben, unserem Gespräch folgen zu können. Irgendwie kommt es mir so vor, als würden Sie in Rätseln sprechen.«
»Nun gut, dann will ich mich deutlicher ausdrücken: Ich möchte dich heiraten, Diana, und zwar noch heute abend.«
Diana hielt sich mit der freien Hand am Geländer fest und lachte schrill. »Cole Harrison, sind Sie betrunken?«
»Bestimmt nicht.«
Sie sah ihn in unverhohlener Verwirrung an. »Dann muß ich das wohl sein...«
»Nein, aber ich wünschte, du wärst es.«
Diana ließ das Geländer los und setzte ein unsicheres Lächeln auf. »Das mit dem Du lasse ich mir ja gern gefallen, aber das andere ... Nein, das kannst du nicht ernst meinen.«
»Doch, ich meine es sogar sehr ernst.«
Sie mußte wieder kichern. »Ich will ja nicht undankbar ... oder überkritisch erscheinen ... aber ich glaube ... jetzt treibst du es mit der ... Galanterie ein wenig zu weit.«
»Das hat überhaupt nichts mit Galanterie zu tun.«
Cole verfolgte mit kühlem Verstand Dianas Ringen darum,
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