Der Rausch einer Nacht
daß sie nicht wußte, ob sie wirklich den Mut aufbringen würde, irgendeinem Außenstehenden die Wahrheit zu erzählen.
Der einzige Rechtsbeistand, dem sie sowohl persönlich wie auch geschäftlich trauen konnte, war Doug Hayward. Er hatte seine Anwaltskarriere aufgegeben und war in die Politik gegangen. Wenn es zu einem Rechtsstreit zwischen ihm und Coles Anwälten kommen sollte, hätte Doug natürlich keine Chance. Aber erst einmal ging es ja nur darum, einen einfachen Vertrag aufzusetzen.
Eheverträge wurden immer populärer, wie Diana wußte, doch sie war sich ziemlich sicher, daß denen in der Regel ein Vor-Ehevertrag vorausging. Nach ihrer Kenntnis schlossen im allgemeinen reiche Personen in den mittleren Jahren, die Kinder aus einer früheren Ehe mitbrachten oder denen Wohltätigkeitsbelange am Herzen lagen, solche Vereinbarungen, weil diese vor Gericht deutlich mehr Bestand hatten als die vorehelichen Verträge.
Dougs Vater Charles würde vermutlich eine Menge Paare kennen, die sich zu einer solchen Abmachung entschlossen hatten, und ihr und Doug ein paar gute Ratschläge geben können. Nach dem Tod ihres Vaters hatte er Diana schon in manch schwierigen Fragen zur Seite gestanden.
»Ja, ich kenne jemanden«, antwortete sie.
Cole bog von der Inwood auf die Allee ab, die zum Haus der Fosters führte. Früher, als Diana ihn oft im Stall besucht hatte, war sie hier zu Hause gewesen. Mehrere Wagen standen vor dem Eingang. »Ihr scheint Besuch zu haben.«
»Der Explorer gehört Corey und der BMW Spence. Die beiden sind gekommen, weil die Familie, so oft es eben geht, sonntags zusammen ißt. Die anderen Autos gehören wohl den Leuten vom Team meiner Schwester. Ich habe dir doch erzählt, daß sie ein paar Fotos machen wollte.«
Kapitel 32
Beim Haus der Fosters handelte es sich um ein stattliches Anwesen. Viele dieser Villen waren Ende der fünfziger oder Anfang der sechziger Jahre gebaut worden. Cole hatte früher etliche davon von innen gesehen, doch die Räume, in die Diana ihn führte, besaßen ein deutlich anderes Ambiente. Einige Zimmer waren in formeller Schönheit eingerichtet, andere wirkten eher gemütlich, doch in allen fühlte er sich gleich zu Hause.
Die Küche war riesig, und offenbar hatte man sie für die vielen Kochprojekte umgestaltet. Zwei Herde fanden sich hier, dazu zwei Ausgüsse, ein riesiger Kühlschrank, eine Kühltruhe und Kupferkessel und Pfannen, die in allen Formen und Größen von der Wand hingen.
Eine Frau in mittleren Jahren, die Cole für die Haushälterin oder Köchin hielt, schnitt gerade auf einem Hackbrett eine Melone auf. Als das Paar hereinkam, nickte sie in Richtung Hintertür. »Die sind alle noch bei der Arbeit.« Mit Blick auf Diana und leiser Verärgerung in der Stimme fügte sie dann hinzu: »Dein Großvater meint, mit seinem neuen Biodünger bekäme man noch größere Melonen. Was hat er nur mit diesen Dingern? Dauernd will er noch größere und dickere züchten! Wir haben bald keinen Platz mehr, all die eingeweckten Monster, oder was man sonst noch damit anstellen kann, irgendwo unterzubringen. Auch die Vorratskammern sind bereits bis zum Rand gefüllt. Wenn deine Mutter und deine Oma sich nicht bald ein Rezept für Meloneneis einfallen lassen, können wir beim besten Willen nichts mehr von dem Zeugs gebrauchen.«
»Wir könnten sie anmalen«, schlug Diana vor.
Cole versuchte sich immer noch vorzustellen, was man mit Massen von bemalten Melonen anfangen konnte, als sie ihn nach draußen führte und er in eine vollkommen unbekannte Welt gelangte. Der Garten maß mindestens drei Hektar, und jedes seiner Segmente war so angelegt, daß es sowohl das Auge erfreute als auch den Bedürfnissen der Familie entgegenkam. Überall hielten sich Menschen auf.
Während zwei Assistenten mit Leuchtern und Reflektoren am Rand warteten, bewegte sich Corey inmitten einer größeren Gemüseanlage und versuchte, ihre Großmutter in die richtige Position zu bringen. Die alte Frau trug einen Parka und hielt einen Kürbis in den Händen. Vor ihren Füßen waren Mengen von Eichenlaub ausgebreitet. Mary Foster, Dianas Mutter, stand mit einem Farbtopf und einem Pinsel bewaffnet ein Stück weiter und bemalte das Gesicht einer Vogelscheuche. Alle drei Frauen fuhren zusammen, als Diana zusammen mit Cole hier auftauchte, aber er stellte fest, daß sie keine strenge oder enttäuschte Miene aufsetzten. Also war die Nachricht noch nicht zu ihnen vorgedrungen.
»Dauert nicht mehr lange«,
Weitere Kostenlose Bücher