Der Rausch einer Nacht
wegen, es ist ja schon ein Glück, daß ich mich nicht übergeben habe«, bemerkte sie und rechnete fest damit, daß er sie auch in diesem Punkt beruhigen würde.
Doch Cole legte die Stirn in Falten und schwieg.
»Ich habe doch nicht etwa ...«, keuchte sie und schlug die Hände vors Gesicht.
»Danach ist es dir aber gleich besser gegangen.«
Diana ließ die Hände wieder sinken, atmete tief durch und fragte: »Habe ich sonst noch etwas angestellt?«
»Du hast mir ein paar sehr komische Witze erzählt.« Er füllte sich zum zweitenmal den Teller.
»Weißt du, ich hatte die ganze Nacht über merkwürdige Träume. Die waren zwar irgendwie sehr lebendig, aber auch so etwas wie Halluzinationen. Ich kann mich aber kaum an sie erinnern, und ich bin mir nicht sicher, ob ich manche Dinge nur geträumt habe oder ob sie sich wirklich ereignet haben ... Eigentlich will ich folgendes sagen: Gibt es noch irgend etwas Wichtiges, das ich wissen sollte?« Sie zog den Teller wieder heran, nahm tapfer die angeschnittene Scheibe Toast in die Hand, biß aber nicht hinein, sondern starrte Cole an.
>Dann solltest du vorher definieren, was du unter wichtig verstehst, dachte er und erinnerte sich, wie Diana sich kurz nach dem Start zum Rückflug nach Houston auf seinem Schoß zusammengerollt hatte. Dabei hatte sie ihm Kinderlieder mit albernen Quatschreimen vorgesungen und sich dabei vor Lachen ausgeschüttet.
Harrison wußte auch noch, wie sie ihn geküßt hatte, nicht sehr intensiv, aber immerhin. Als er sie zurückgeküßt hatte, diesmal mit mehr Leidenschaft, waren ihre Hände unter seine Jacke geglitten, hatten sich in seinem Nacken verschränkt und so dafür gesorgt, daß er seinen Mund nicht von ihrem lösen konnte.
Als der Jet seine Flughöhe erreicht hatte und nach Osten auf die Morgendämmerung zugeflogen war, hatte er alle Hände voll damit zu tun gehabt, nicht alles außer Kontrolle geraten zu lassen, während seine neue und stark angeheiterte Frau spielerisch und erstaunlich effektiv ausgetestet hatte, wie weit seine Selbstbeherrschung ging.
Sie hatte sich dann auf dem Sofa ausgestreckt, ihn auf sich gezogen, und er die Kontrolle verloren...
Heute morgen hatte er Mühe damit, all das zu verdrängen, an das sie sich nicht mehr erinnern konnte. Doch vielleicht war es auch besser so, daß sie von nichts mehr wußte, denn zu einer Wiederholung der zurückliegenden Nacht durfte und würde es nie mehr kommen.
»Nein, nichts Wichtiges«, antwortete er daher.
»Ich weiß aber vage, daß ich noch irgendwas anderes getan habe. Wir sind an den Casinos vorbeigefahren, und ich fand die vielen Lichter ganz toll und aufregend.« Sie biß ein kleines Stück vom Toast ab und spürte tatsächlich, daß es ihr schon etwas besser ging.
Cole hingegen konnte nicht länger ernst bleiben. Sofort wieder nervös, verschränkte sie die Arme vor der Brust und fragte: »Ich habe etwas in Las Vegas angestellt, stimmt's?« In ihrer Fantasie malte sie sich die schrecklichsten Dinge aus - wie sie in ihrem vornehmen Abendkleid versucht hatte, auf die Tanzbühne zu steigen, um sich zu den Stripperinnen zu gesellen ... Hatte sie das wirklich getan, und wie weit war sie gegangen? »O Gott, ich habe etwas Unmögliches getan, oder?« wollte sie kleinlaut wissen.
»Kommt ganz drauf an. Hast du moralische oder religiöse Vorbehalte gegen das Glücksspiel?«
»Nein.«
»Dann hast du nichts Unmögliches angestellt.«
Diana verdrehte die Augen zum Himmel und klatschte erleichtert in die Hände. »Ich habe an Spielautomaten gedaddelt!«
Innerhalb weniger Stunden hatte Cole verfolgen dürfen, wie sie von düsterer Betrübnis zu Panik, zu Erleichterung und zu guter Laune umschalten konnte, und er sagte sich, daß er ihre Gesellschaft wirklich genoß, ganz gleich in welcher Stimmung sie sich gerade befinden mochte. Aber eigentlich war das ja auch schon damals so gewesen.
Lächelnd nahm Diana jetzt die Gabel und schob sich ein Stück Rührei in den Mund. »Und, wie habe ich mich gemacht?«
»Gar nicht mal sooo schlecht.«
»Ich habe also verloren«, schloß sie gleich messerscharf und kicherte. Ihre gute Laune und ihr Appetit ließen sich von Spielverlusten offensichtlich nicht beeinträchtigen. Als Cole nickte, trank sie einen Schluck Orangensaft. »Und wieviel bin ich losgeworden?«
»Wo? Am Roulettetisch? Beim Baccarat? Oder am Einarmigen Banditen?«
Diana stellte verdutzt das Glas ab. »Ich habe überall verloren?«
»Ja. Aber ich habe dich
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