Der Rausch einer Nacht
wartete, bis er Platz genommen hatte.
Cole spürte, daß sie die Vereinbarung aufkündigen wollte. »Ich glaube, ich weiß schon, was du sagen willst.« Er stützte die Ellenbogen auf die Knie.
»Zuallererst möchte ich mich dafür entschuldigen, wie kindisch ich mich die ganze Zeit über verhalten habe. Mir ging es nur darum, was andere zu unserer Verbindung sagen werden, und im nachhinein kommt mir das sehr absurd vor. Ich schäme mich dafür. Glaub mir, ich bin in Wahrheit sehr stolz, mit dir verheiratet zu sein, und von morgen an wirst du keinen Grund mehr haben, an mir zu zweifeln.«
Cole sah ihre bleiche Miene, und er runzelte fassungslos die Stirn.
Diana starrte auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. Dann schien sie allen Mut zusammenzunehmen, hob den Kopf und sah ihn direkt an: »Und als nächstes möchte ich dir sagen, wie sehr ich all das bedauere, was im Flugzeug vorgefallen ist.«
»Ich möchte ja nicht das Risiko eingehen, mir selbst etwas vorzumachen und mir etwas zusammenzuspinnen«, entgegnete er, »aber könnte es nicht sein, daß das letzte Nacht nur geschehen konnte, weil wir beide aufeinander fliegen? Ich weiß genau, daß ich dich unbedingt wollte. Und es sah ganz danach aus, daß du mich auch gewollt hast.« Sein plötzliches Lächeln wirkte fast noch mehr als sein Eingeständnis. »Außerdem habe ich aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle gehört, daß du vor langer Zeit einmal ziemlich verrückt nach mir gewesen sein sollst.«
Diana erhob sich langsam und er ebenfalls. »Ich bereue nichts von letzter Nacht«, sagte er sanft. »Wir wollten einander. So einfach war das. Wir sind verheiratet, und wir werden einige Tage miteinander verbringen.«
Sie spürte, wie sie wieder unter den Bann dieser tiefen männlichen Stimme geriet.
»Und was noch viel wichtiger ist, wir mögen uns, und wir sind Freunde. Habe ich bis jetzt irgend etwas gesagt, dem du nicht zustimmen könntest?«
»Nein«, antwortete sie und sah suchend in sein Gesicht. »Was schlägst du also vor?«
»Ich möchte dich bitten, darüber nachzudenken, ob wir richtige Flitterwochen verbringen wollen. Du mußt mir jetzt noch keine Antwort geben, nur darüber nachdenken. Wirst du das tun?«
»Ja«, entgegnete sie nach einem Moment des Zögerns.
»In diesem Fall«, grinste er und gab ihr einen brüderlichen Kuß auf die Stirn, »solltest du rasch aus diesem Zimmer verschwinden, weil mir sonst noch einfallen könnte, daß mein Onkel ja noch eine weitere Bedingung gestellt hat.«
Kapitel 40
Cole hatte sich längst daran gewöhnt, daß Männer und Frauen ihm hinterhersahen, sobald sie ihn erkannt hatten. Doch so etwas wie heute, als er das Gebäude von Foster Enterprises betrat, hatte er noch nie erlebt. Binnen Minuten wurde ihm klar, daß Diana einen viel lockereren Umgang mit ihrer Belegschaft pflegte, als das in seiner Firma üblich war. Außerdem fiel ihm auf, daß die Mitarbeiter sie deutlich mehr mochten, als das die Chefs anderer Unternehmen von sich behaupten konnten - was in ganz besonderem Maße auch auf ihn selbst zutraf.
Harrison war es gewohnt, daß man ihm mit Respekt, der entweder aus Bewunderung oder aus Furcht herrührte, oder mit klarer Feindschaft begegnete. Doch niemals hatte sich ihm jemand freundschaftlich genähert, allerdings auch nie unverschämt.
Diana stellte ihn allen Mitarbeitern in den einzelnen Abteilungen vor, und die Männer und Frauen reagierten auf ihn entweder mit ernstgemeinten Ermahnungen, gut für seine neue Frau zu sorgen, oder aber sie gaben freche Bemerkungen über den Größenunterschied zwischen den beiden von sich. Einige meinten, bei seiner Körpergröße sei er ja schon automatisch das Familienoberhaupt, andere scherzten gutmütig, aber offen über seine körperlichen Attribute. Zuerst erstaunte ihn solches Verhalten, aber bald konnte er mit diesen Menschen lachen.
Ein vorwitziger junger Mann aus der Layout-Abteilung lobte seine Krawatte, und ein Künstler, der im Rollstuhl saß, fragte ihn, wie lange er jeden Tag trainieren müsse, um in so ausgezeichneter Form zu bleiben. Als sie die Buchhaltung verließen, rief eine Frau Harrison etwas zu, von dem er zuerst glaubte, er müsse sich verhört haben.
»Was hat sie gesagt?« fragte er Diana leise.
Sie hielt sich eine Hand vor den Mund, weil sie so kichern mußte. »Daß du einen knackigen Hintern hättest.«
»Oh, dann habe ich also doch richtig gehört.« Nach einem Moment bemerkte er: »Die Frau da in der letzten
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