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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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mit wachsender Geschwindigkeit rückwärts auf die Straße. Diana drehte verzweifelt das Lenkrad, Gus schrie unentwegt Warnungen, und Ernest schüttete sich aus vor Lachen.
    Aber irgendwann stand der Pick-up auf der Straße. Nur dummerweise in der falschen Richtung. Der Stolz gebot Diana, lieber um den Block zu fahren, als sich vor diesen Männern auf ein Wendemanöver einzulassen.

Kapitel 47
    Als der Pick-up nach fünf Meilen noch nicht auseinandergefallen war, entspannte sich Diana deutlich und hatte sogar Muße, sich die Landschaft anzuschauen. In diesen Teil von Texas kam sie zwar nur selten, aber jeder, der schon einmal einen Western gesehen hatte, erkannte die Szenerie gleich wieder. Hinter endlosen Meilen von Zäunen, die die einzelnen Weiden von den sich windenden Landstraßen abgrenzten, staksten neugeborene Kälber um ihre Mütter herum oder brachen noch wacklige Fohlen zu kurzen Galoppsprints aus, während die Stuten über sie wachten.
    Diana versuchte sich vorzustellen, wie es hier im Frühjahr aussehen mochte, wenn überall die Blumen erblüht waren und sich wie ein bunter Teppich über die Hügel und die Täler zogen.
    Einmal hielt sie an einer Tankstelle an, um nach dem Weg zu fragen, weil sie nicht sagen konnte, ob sie schon zu weit gefahren war. Die Hausnummern waren hier nämlich auf die Briefkästen gemalt, und die meisten von denen befanden sich in einem ähnlichen Zustand wie ihr Fahrzeug und waren in hohem Gras untergetaucht.
    Ein Stück weiter glaubte sie, die richtige Adresse gefunden zu haben. Vorsichtig verlangsamte Diana die Fahrt, weil sie befürchtete, der Motor könne absterben und nicht wieder anspringen. Er stotterte tatsächlich ein paarmal, als sie von der Straße abbog, und das Getriebe heulte auf, als sie einen niedrigeren Gang einlegte. Aber der Pick-up rollte weiter. Doch zum erleichterten Ausatmen bestand noch kein Anlaß, denn nun ging es über einen buckeligen Kiesweg, schließlich durch Bäume hindurch, deren Äste anscheinend noch nie beschnitten worden waren, und endlich steil hügelaufwärts.
    »Sie müßte jetzt jeden Moment kommen«, erklärte Cole seinem Onkel nach einem wiederholten Blick auf die Armbanduhr. »Wenn Diana nicht bald auftaucht, fahre ich ihr entgegen.« Er hatte in seinem Büro angerufen und dabei erfahren, daß seine Frau bereits auf dem Weg hierher war. Danach hatte er die Nummer des Flughafens gewählt, und die Frau, die sich dort meldete, versicherte ihm, daß Mrs. Harrison eingetroffen und von einem, wie sie sich ausdrückte, >sehr zuverlässigen Gentleman< mitgenommen worden sei.
    »Du hättest dich längst auf die Suche nach ihr machen sollen«, ermahnte Cal ihn besorgt. »Man läßt eine Frau doch nicht ganz allein durch unsere Hügel stolpern, schon gar nicht, wenn sie hier fremd ist. Zu meiner Zeit hat man Frauen nicht so behandelt.«
    »Wenn ich wüßte, welche Straße der Mann befährt, der sie mitgenommen hat, wäre ich schon längst auf dem Weg dorthin«, entgegnete Cole geduldig. Er wunderte sich ohnehin schon die ganze Zeit, wie nervös sein Onkel war, seit er erfahren hatte, daß die Frau seines Neffen bald käme.
    Cal wollte noch etwas sagen, aber seine Worte gingen in einem ohrenbetäubenden Knall aus Richtung Auffahrt unter, der sich anhörte, als sei gerade ein Gewitter ausgebrochen.
    »Was war denn das?« rief der Onkel und eilte Cole hinterher, der bereits durch die Tür war.
    »Vermutlich Dianas Mitfahrgelegenheit«, bemerkte der Neffe, der auf der Veranda stehengeblieben war und ungläubig auf einen orangefarbenen Pick-up starrte, an dem mehr kaputt als heil zu sein schien. Der Wagen rumpelte mit knirschendem Getriebe und rhythmischen Fehlzündungen auf das Haus zu.
    Cal verfolgte dieses Treiben mit offenem Mund, riß sich dann aber zusammen, weil er auf das neue Familienmitglied einen guten ersten Eindruck machen wollte. Er strich sich die Haare glatt und zog an seinem Krawattenknoten.
    »Cole«, meinte er plötzlich zögernd, »meinst du, Diana wird mich mögen?«
    Berührt von dieser bislang unbekannten Seite seines Onkels, versicherte er ihm: »Sie wird dich sicher in ihr Herz schließen.«
    Der Pick-up gab wieder Geknalle von sich und hüpfte unvermittelt ein Stück vor. »Anscheinend hat da jemand endlich den zweiten Gang entdeckt«, meinte Cal. »Kannst du erkennen, ob deine Frau bei ihm sitzt?«
    Dank seiner jüngeren Jahre besaß Cole natürlich bessere Augen als sein Onkel. Der Wagen rollte immer näher, und

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