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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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arbeiteten, gern an seinem Ufer nieder, um hier ihr Mittagessen zu sich zu nehmen.
    Der schwere Wagen passierte das Hauptverwaltungsgebäude der Firma, fuhr an den Forschungslabors entlang, vor dessen Eingang gerade drei Männer in weißen Kitteln erregt miteinander diskutierten, und hielt vor einem Hochhaus, das ein davor in den Rasen eingelassenes Schild als >Management< auswies.
    »Herzlichen Glückwunsch, Mr. Harrison«, grüßte die Empfangsdame, als Cole im fünften Stockwerk aus dem Fahrstuhl kam.
    Er nickte ihr nur kurz und gedankenverloren zu und stürmte durch den Empfangsbereich, der von den Büros durch eine teakholzgetäfelte Wand getrennt war, auf der das Firmenlogo von Unified prangte. Besucher, die einen Termin hatten, warteten hier auf blaßgrünen Ledersofas und an Mahagonitischen und konnten den überlangen, dicken Orientteppich und die Accessoires mit eingelegtem Perlmutt und Messingbeschlag bewundern.
    Doch Cole hatte dafür keinen Blick übrig und bog hinter der Teakholzwand gleich nach rechts ab, um über den langen, teppichbelegten Flur zu seinem Büro zu gelangen. Nur am Rande seines Bewußtseins nahm er wahr, wie unnatürlich still hier heute alles war.
    Als er am Hauptkonferenzraum vorbeikam, trat Dick Rowse, der Leiter der Anzeigen- und Public-Relations-Abteilung, heraus und sprach ihn an. »Cole, könnten Sie wohl einen Moment hereinkommen?«
    Kaum hatte Harrison den Raum betreten, knallten die Sektkorken, und vierzig Mitarbeiter brachen in Applaus aus, um den jüngsten Coup der Corporation zu feiern -die Übernahme einer Elektronikfirma mit fetten Regierungsaufträgen und einem neuartigen Computerchip, der sich noch in der Testphase befand.
    Um Cushman Electronics, das den Brüdern Kendall und Prentice Cushman gehörte, hatte eine regelrechte Schlacht stattgefunden. Mehrere große Firmen hatten sich an einer feindlichen Übernahme versucht, und wenn man der Presse Glauben schenken durfte, hatte man dabei mit harten Bandagen gekämpft. Unified Industries war als Sieger aus diesem Getümmel hervorgegangen, und die Medien überschlugen sich in ihrer Berichterstattung.
    »Glückwunsch, Cole«, rief Corbin Driscoll, der Leiter der Finanzplanung, und drückte ihm ein Glas Sekt in die Hand.
    »Eine Rede!« begeisterte sich Dick Rowse. »Wir wollen eine Rede hören!« beharrte er im Tonfall von jemandem, der sich verpflichtet fühlt, dafür zu sorgen, nur lachende, glückliche Gesichter um sich zu sehen - und der schon ein Glas zuviel getrunken hatte. Seine Bemühungen waren jedoch ein vollkommener Fehlschlag, weil eine solche Form von jovialer Kameraderie zwischen den Abteilungsleitern und dem Firmenchef bei Unified einfach nicht üblich war.
    Cole warf ihm einen ungeduldigen Blick zu, gab dann aber notgedrungen nach und hielt mit geschäftsmäßigem Lächeln seine kurze Ansprache.
    »Ladys und Gentlemen, wir haben gerade hundertfünfzig Millionen Dollar für den Erwerb einer Firma ausgegeben, die uns kaum die Hälfte davon wieder einbringen dürfte, wenn es uns nicht gelingt, deren Computerchip richtig zu vermarkten. Ich schlage daher vor, daß wir uns alle etwas einfallen lassen, wie wir bei einem Fehlschlag unsere Verluste so niedrig wie möglich halten können.«
    »Schade, ich hatte auf einen Ausspruch gehofft, den man der Presse andienen kann«, meinte Rowse. »Mein Telefon kommt überhaupt nicht mehr zur Ruhe, seit die Übernahme vor zwei Stunden bekanntgegeben wurde.«
    »Dann denken Sie sich eben etwas aus. Schließlich ist es Ihre Aufgabe, Dick, die Medien mit Material zu versorgen, und nicht meine.« Damit verließ Cole die Versammlung und begab sich in sein Büro. Dick Rowse stand wie ein begossener Pudel da, und den anderen war die Lust am Feiern vergangen.
    Innerhalb weniger Minuten hatte sich der Saal geleert, und nur Dick, seine neue Stellvertreterin, Gloria Quigley, und Corbin Driscoll blieben zurück.
    Die blonde und perfekt gekleidete Gloria, mit ihren dreißig Jahren das neueste und jüngste Mitglied der Führungsetage, fand als erste ihre Sprache wieder und erklärte seufzend: »Was für eine kalte Abfuhr. Die ganze Wall Street ist aus dem Häuschen, weil es Unified gelungen ist, Cushman sowohl Matt Farrells Intercorp wie auch zwei weiteren großen Firmen aus den Händen zu reißen. Wir hier sind voller Begeisterung, die mittlere Ebene tanzt auf den Schreibtischen, und die Pförtner wissen vor Freude nicht, wo sie sich lassen sollen. Nur den Mann, der das alles eingefädelt

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