Der Rausch einer Nacht
nicht dazu gekommen, ihn zurückzurufen ...« Bitter fügte sie hinzu: »So ist es meine eigene Schuld, wenn ich aus der Zeitung von seiner Hochzeit erfahren muß ...«
»Mach dir bloß keine Vorwürfe, junge Dame!« rief Großvater teilnahmsvoll und verschob vorsichtig sein Bein, an dem er sich erst kürzlich hatte operieren lassen. »Er war noch mit dir verlobt und hat trotzdem eine andere geheiratet. Ihn müßte man mit der Bullenpeitsche behandeln.«
»Ich habe Dan Penworth sowieso nie gemocht«, erklärte die Großmutter.
Diana freute sich, daß alle so zu ihr hielten, aber sie war dennoch den Tränen gefährlich nah. Nur Omi Britton schien nicht mitzubekommen, daß sie mit ihren Tiraden alles andere als Trost spendete. »Dan war neben einigem anderen auch viel zu alt für dich. Was will ein zweiundvierzigjähriger Mann schon mit einer Neunundzwanzigjährigen, frage ich euch?«
»Offensichtlich nicht sehr viel«, murmelte die Enkelin. »Außerdem bin ich schon einunddreißig.«
»Aber mit neunundzwanzig hast du dich verlobt«, beharrte Großmutter.
»Und seine Neue zählt gerade erst achtzehn Jahre. Aber vielleicht ist das ja seine Glückszahl.«
»Diana«, warf Mrs. Foster vorsichtig ein, »ich weiß, es ist sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um philosophisch zu werden, aber ich habe mich immer schon gefragt, ob ihr beiden wirklich zueinander paßt.«
»Mom, bitte! Als wir uns verlobt haben, warst du sehr mit Dan als zukünftigem Schwiegersohn einverstanden.«
»Ja, das stimmt. Aber als du ihn dann zwei Jahre lang hast zappeln lassen, habe ich mir doch so meine Gedanken gemacht.«
»Zappeln lassen!« empörte sich Omi Britton. »Für das, was dieser Schuft getan hat, sollte man ihn an einem Galgen zappeln lassen!«
»Ich wollte eigentlich auf folgendes hinaus«, sagte die Mutter, »wenn zwei Menschen sich wirklich lieben, wenn alles zwischen ihnen stimmt und einer Hochzeit keine objektiven Schwierigkeiten entgegenstehen, dann haben sie es meist viel eiliger damit, vor den Traualtar zu treten, als unsere Diana hier. Ihren Vater habe ich schon nach zwei Wochen geheiratet.«
Die junge Frau lächelte schief. »Aber nur, weil er dir die Pistole auf die Brust gesetzt hat.«
Während des Abendessens saß sie nur an ihrem Platz und schüttelte unablässig den Kopf. Diana rührte kaum etwas an, weil ihr Magen rebellierte. Die anderen ließen sie in Ruhe und schienen zu verstehen, was in ihr vorging.
»Ich wünschte, ich könnte einfach für einen Monat verschwinden, bis Gras über die ganze Geschichte gewachsen ist«, erklärte sie schließlich nach dem Dessert.
»Tja, das geht aber leider nicht«, entgegnete Großmutter unbeabsichtigt hart. »Dieser Lump hat dir seinen üblen Streich nur wenige Tage vor dem Orchid Ball gespielt. An dieser Feier nehmen wir jedes Jahr teil. Wenn du dich jetzt dort nicht blicken läßt, werden sich alle die Mäuler zerreißen.«
Diana wurde richtiggehend übel, als sie sich vorstellte, auf dieser größten und bedeutendsten Veranstaltung des Jahres in Houston den neugierigen Blicken der vornehmen Gesellschaft ausgesetzt zu sein. »Die Leute werden sich auch die Mäuler zerreißen, wenn ich mich da blicken lasse.«
»Was für ein Jammer, daß du nicht am Arm eines neuen Verlobten auf dem Ball erscheinen kannst«, sagte Großvater. Solche nicht zu verwirklichenden Vorschläge waren sie eigentlich nicht von ihm gewöhnt. »Das würde den Lästerern schnell den Mund schließen.«
»Ja, warum tauche ich eigentlich nicht gleich mit einem Ehemann auf?« rief Diana und erstickte fast an ihrem nervösen Lachen. »Dann denken alle, ich hätte Dan abgestoßen und nicht er mich.« Sie erhob sich. »Ich ziehe mich jetzt um und gehe dann schwimmen. Wahrscheinlich bleibe ich die ganze Nacht am Pool.«
Coreys Mann, Spence, hielt sich auf Geschäftsreisen außerhalb der Stadt auf, und so begleitete Corey ihre Schwester. Als die beiden sich später auf den Liegen am Beckenrand ausgestreckt hatten, betrachtete sie Diana intensiv und wurde dabei immer nachdenklicher. »Ich habe ja nicht damit gerechnet, daß du den heutigen Schock in ein paar Stunden verdaut hättest, aber mir kommt es so vor, als würde dir Dans Tritt jetzt noch mehr zu schaffen machen als vorher.«
»Ehrlich gesagt denke ich im Moment mehr ans Geschäft als an mein Privatleben«, gab Diana zu, ohne den Blick vom sternenübersäten Himmel zu wenden. »Um ganz genau zu sein, ich sorge mich um den Schaden, den mein
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