Der Rausch einer Nacht
vor aller Welt den Eindruck zu erwecken, alles befinde sich in schönster Ordnung. Dabei behielten sie jedoch die Eingangsdrehtüren scharf im Auge, weil sie hofften, daß Diana sich endlich zeigte.
»Die Dekorationen sind ja wieder wunderschön ausgefallen«, bemerkte die Mutter etwas zu verkrampft.
Die anderen schauten sich gehorsam in der Halle um und betrachteten die große Treppe und das Zwischengeschoß. Die Lichter hatte man gedämpft, und das ganze Hotel schien sich in einen Zauberwald mit blinkenden Lampen verwandelt zu haben, deren Schein den künstlichen Schnee zum Glitzern brachte. Eisskulpturen stellten Ritter und edle Damen an verschneiten Weihern dar.
Die Kellner, gewandet in mittelalterliche Trachten, trugen Tabletts voller Weinkelche durch die Menge und wichen geschickt den Personengruppen aus Eis und den künstlichen Schneewehen aus. Das Orchester spielte dazu: >I Wonder What the King Is Doing Tonight.<
»Das alles hier sieht wirklich wie die Eröffnungsszene aus Camelot aus, nicht wahr, Schatz?« sah Corey ihren Mann an.
Statt direkt darauf zu antworten, legte Spence einen Arm um ihre Hüfte und drückte sie kurz an sich. »Keine Angst, wird schon alles werden, Liebes.«
»Diana hat gesagt, sie wolle zwischen Viertel nach sieben und halb acht kommen«, sagte seine Frau, »und meine Schwester hat sich noch nie verspätet.«
Mrs. Foster bemerkte, daß die Gäste sich langsam in Richtung Zwischengeschoß bewegten, wo die Hauptattraktionen des Abends stattfinden sollten. Dann meinte sie: »Vielleicht ist sie ja zu dem Schluß gelangt, sich hier besser doch nicht zu zeigen.«
Coreys festgefrorenes Lächeln nahm einen erschrockenen Zug an. »Das wäre aber das Dümmste, was sie machen könnte.«
»Diana kommt schon noch«, versicherte Spence den beiden. »Sie ist doch noch nie vor etwas davongelaufen.«
»Ich könnte ihr jedenfalls keinen Vorwurf machen, wenn ihr das doch ein bißchen zuviel wäre«, entgegnete ihre Schwester. »Diana schätzt ihr Privatleben und ihre Würde über alles, und nach dem, was Dan ihr angetan hat, steht sie in der Öffentlichkeit wie ein begossener Pudel da. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, hätte ich nicht den Mut, mich heute abend hier blicken zu lassen.«
»Doch, du würdest kommen«, erwiderte ihr Mann aus tiefster Überzeugung.
Corey sah ihn überrascht an. »Wie kommst du denn darauf?«
»Weil du Stolz besitzt«, antwortete er. »Wut in Verbindung mit verletztem Stolz würde dich geradezu zwingen, dich hier zu zeigen und allen ins Gesicht zu sehen. Diana ergeht es ebenso, und deswegen wird sie hocherhobenen Hauptes hier auftauchen.«
»Ja, sie wird kommen«, meinte auch Doug Hayward.
»Wo wir gerade beim Thema sind, da ist Diana ja schon«, erklärte Spence. Er lächelte seine Frau an. »Und sie hat sich prima vorbereitet.«
Verwundert drehte Corey sich zum Eingang um. Da kam ihre Schwester hereingeschritten, bewegte sich hocherhobenen Hauptes durch die Menge und schien nichts davon zu bemerken, wie die Gäste sich umdrehten und sie anstarrten. Corey war in diesem Moment richtig stolz auf ihre Schwester. Fast hätte sie selbst geglaubt, daß es nie einen Dan und eine gebrochene Verlobung gegeben habe.
Normalerweise kleidete sich Diana bei offiziellen Anlässen in vornehm zurückhaltender Eleganz. Doch nicht so heute abend. Mit einem bewundernden Lächeln ließ Corey den Blick über das Outfit ihrer Schwester wandern. Sie trug ein lilafarbenes Abendkleid mit einem tiefen Schlitz an der Seite und dünnen Trägern. Der Stoff fiel in verschiedenen Bahnen herab, drehte sich um ihren Körper, betonte ihre formvollendeten Hüften und endete kurz oberhalb der Füße in Rüschen. Statt der geschäftsmäßigen Frisur trug sie das Haar heute offen, es fiel in wallenden Locken bis zu den Schultern. Diese Natürlichkeit stand in bezauberndem Kontrast zu dem sehr sexy Kleid.
Corey umarmte die Schwester herzlich. »Ich hatte schon befürchtet, du wolltest lieber zu Hause bleiben.«
»Mir ist nicht einmal der Gedanke daran gekommen«, log Diana, umarmte Corey ebenfalls und lächelte ihrer Mutter und ihren Großeltern aufmunternd zu. In ihrem nervösen und unglücklichen Zustand war sie sehr froh darüber, ihre Familie und auch Doug mit seiner Freundin hier zu sehen, die wie eine Ehrengarde angetreten waren, um sie durch die Klippen dieser Veranstaltung zu geleiten. Diana hätte darüber in Tränen ausbrechen können, beherrschte sich aber, weil der Abend doch noch gar
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