Der Rausch einer Nacht
»Als ich dann hier ankomme, kann ich dem Parkwächter nicht einmal ein Trinkgeld geben, weil ich nicht daran gedacht habe, mein Portemonnaie einzustecken. Alles, was ich dabei habe, sind mein Führerschein und meine Puderdose. Ach ja, an den Lippenstift habe ich gedacht, aber die falsche Farbe eingesteckt.«
Alle lächelten darüber, und sie entfernte sich von der Gruppe. Nur Großmutter Britton wirkte noch besorgter als vorher. Nachdenklich legte sie die Stirn in Falten und erklärte dann düster: »Ich glaube, das Mädchen steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch.«
»Wie kommst du darauf?« fragte der Großvater.
»Ich meine damit, daß sie sich sehr, sehr eigenartig verhält«, entgegnete seine Frau, »und das hat sie schon getan, bevor Dan sie wie eine heiße Kartoffel fallengelassen hat.«
»Mir ist nichts Eigenartiges an ihr aufgefallen, Mutter«, sagte Mrs. Foster leicht gereizt über die Wortwahl.
»Dann will ich dir ein paar Beispiele geben. Diana war immer die gründlichste, methodischste, pünktlichste und zuverlässigste Person auf Gottes schöner Welt. Jeden Freitagmorgen geht sie um halb acht zur Massage, und jeden Donnerstagnachmittag um vier hält sie ein Meeting mit der Herstellung ab.« Mrs. Britton legte eine Kunstpause ein, um sicherzugehen, daß sie die Aufmerksamkeit aller um sie herum besaß.
Erst dann legte sie ihre Beweise für die Veränderungen an ihrer Enkelin vor: »Vor zwei Wochen hat Diana ihren Massagetermin schlichtweg vergessen. Letzte Woche war ihr das Donnerstagsmeeting völlig entfallen, und sie hatte auch nicht einmal daran gedacht, ihrer Sekretärin mitzuteilen, daß sie zu dem Zeitpunkt einen Termin mit unserer Hausbank hatte. Woher ich das weiß? Nun, ihre Sekretärin hat mich angerufen, weil sie ihre Chefin nicht finden konnte!«
Spence verkniff sich ein Grinsen, weil er das alles eher für menschlich und bei weitem nicht für einen Grund zur Sorge hielt. »Wir alle haben doch schon einmal einen Termin vergessen, Omi. Das trifft vor allem für die Zeiten zu, in denen wir unter großem Streß stehen. Nach allem, was Corey mir erzählt hat, stand Diana in den letzten Monaten unter enormem Druck, nicht nur wegen des Magazins, sondern auch wegen ihrer Expansionspläne, und, nicht zu vergessen, aufgrund der lieben Konkurrenz. Da ist es doch verständlich, wenn man einmal eine Massage verschwitzt.«
»Vor zwei Monaten«, beharrte Mrs. Britton, »hat sie meine Geburtstagsfeier vergessen.«
»Sie hatte noch viel im Büro zu tun«, erinnerte Mrs. Foster sie. »Als ich sie dort angerufen habe, ist sie gleich vorbeigekommen.«
»Ja, und kaum da, hatte sie mein Geschenk liegenlassen. Sie ist dann sofort zurück in ihre Wohnung und wollte sich partout nicht davon abbringen lassen.«
»Das ist doch nun wirklich nicht ungewöhnlich für sie«, widersprach Corey. »Du weißt doch selbst, wieviel Mühe sie sich bei den Geschenken für ihre Lieben gibt. Deswegen ist sie zu ihrer Wohnung gefahren, weil du dein Geschenk auch erhalten solltest, das sie mit soviel Liebe ausgesucht hat.«
»Natürlich. Aber in ihrer Wohnung hat sie eine Stunde gebraucht, das Geschenk zu finden, weil sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, wo sie es hingelegt hatte.«
Doug und Spence tauschten amüsierte Blicke aus, dann meinte Hayward: »Das liegt darin, daß sie Geschenke bis zu einem Jahr im voraus kauft. Letzten August habe ich Diana bei Neiman's getroffen, und da hat sie mir gesagt, daß sie gerade ihre Weihnachtseinkäufe erledige.«
Corey lächelte. »Im August stellt sie die Liste zusammen, und spätestens im September sind alle Geschenke besorgt. Meine Schwester meint nämlich, daß man danach nicht mehr in aller Ruhe stöbern kann.«
»Und sie schenkt immer tolle Sachen«, erinnerte sich Doug gern. »Letztes Jahr habe ich ihr eine Schachtel Godiva-Pralinen und eine Flasche Champagner geschenkt, aber von ihr erhielt ich einen Kaschmir-Schal. Einige Zeit davor hatte ich ihr gegenüber einmal erwähnt, daß das Stück mir gefalle. Ich wette, Mrs. Britton, daß sie zu Ihrem Geburtstag auch genau das Richtige für Sie hatte.«
»Wie man's nimmt, eine Kiste Zigarren«, entgegnete die Großmutter.
Doug starrte sie verwirrt an, bis der Großvater grinsend die Erklärung bot. »Die Zigarren waren eigentlich für meinen Geburtstag bestimmt. Diana packt ihre Geschenke immer gleich ein, nachdem sie sie gekauft hat. In ihrer Eile, wieder zurückzukommen, hat sie das falsche Päckchen
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