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Der Rausch einer Nacht

Titel: Der Rausch einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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bewiesen, daß du alles erreichen kannst, was du dir zum Ziel setzt. Cole, du mußt dich nicht länger selbst vorantreiben.«
    Der Schlafende regte sich und drehte den Kopf auf die andere Seite, aber sein Atem ging weiterhin ruhig und gleichmäßig.
    »Morgen sieht alles anders aus«, versprach der Onkel ihm, wie er das schon seit Coles Kindheit getan hatte. »Ich habe dich sehr lieb, mein Sohn.«

Kapitel 17
    Der Verkehr auf der Interstate zwischen dem Houston International Airport und der Innenstadt war für einen späten Samstagnachmittag ungewöhnlich dicht, doch dem Chauffeur gelang es, den langen schwarzen Mercedes geschickt zwischen den Spuren hin und her zu bewegen, so als vollführe er einen Tanz der Geschwindigkeit, der Motorkraft und des richtigen Timings.
    Cole bekam im Fond nichts von den Kunststückchen seines Fahrers mit, studierte er doch eine dicke, detaillierte Analyse über die Schwierigkeiten, die dabei zu erwarten waren, wenn Unified sich mit anderen Unternehmen zusammentäte, um gemeinsam mit den Russen eine Gas-Pipeline durch das Schwarze Meer zu bauen. Er blickte erst von den Akten auf, als der Wagen unter dem grünen Baldachin vor dem Eingang zum Grand Balmoral Hotel anhielt und ein uniformierter Pförtner an seiner Tür auftauchte. Widerstrebend packte Cole die Papiere in die Aktentasche und stieg aus.
    Im Conde Nast Traveler wurde das fünfzehn Stockwerke hohe Grand Balmoral als herausragendes Beispiel für die vornehm leise Opulenz der alten Welt beschrieben, das über einen ausgezeichneten Service verfüge. Doch als Cole durch die große, kreisrunde Lobby mit den dunkelgrünen Marmorböden marschierte, dachte er an russische Eisenbahnen und den russischen Winter. Den Kristalllüstern oder den luxuriösen vergoldeten Sofas, die mit elfenbeinfarbenen Polstern bezogen waren, schenkte er nicht die geringste Beachtung.
    Rechts von der Lobby erhob sich die große Treppe, die zu einem weiten, Mezzanin genannten Zwischengeschoß führte, von dem aus man die gesamte Eingangshalle überblicken konnte. Der White Orchid Ball stand unter dem Thema >Camelot<, und zahlreiche Handwerker waren noch damit beschäftigt, auf dem Mezzanin einen Zauberwald zu errichten. Sie verteilten kleine weiße Lichterketten und künstlichen Schnee über das Gebilde, das auf den ersten Blick wie über hundert ausgewachsene Bäume erschien. Auch dafür hatte Cole keinen Blick übrig, während er auf den in Mahagoni gehaltenen Empfang zusteuerte.
    Der Hotel-Manager entdeckte den bedeutenden Unternehmer und eilte die Treppe hinunter, um sich ihm vorzustellen. Kaum hatte Cole eingecheckt, als der Manager schon darauf bestand, ihn persönlich zur Regent-Suite hinaufzuführen.
    »Wenn wir Ihnen irgendeinen Wunsch erfüllen können, Mr. Harrison, um Ihnen Ihren Aufenthalt hier noch angenehmer zu machen, dann lassen Sie es mich wissen«, erklärte der Mann und verbeugte sich mehrmals beim Hinausgehen.
    »Ja, das werde ich«, antwortete Cole geistesabwesend. Die besondere Behandlung, die ihm hier zuteil wurde, beeindruckte ihn genausowenig wie die prächtige Fünf-Zimmer-Suite mit ihrer mauve- und goldfarbenen Einrichtung im Louis-quinze-Stil und dem großartigen Ausblick auf die Houstoner Skyline. Er hatte einen Großteil seines Lebens in Hotelzimmern quer über den Globus verbracht und von dort seine Geschäfte geführt. Deswegen erwartete er überall den besten Service als eine Selbstverständlichkeit.
    Cole hatte das Angebot des Managers abgelehnt, seine Garderobe von einem Zimmermädchen auspacken zu lassen. Er gab jetzt dem Pagen, der seine Koffer hochgetragen hatte, ein Trinkgeld, zog sich Jackett und Krawatte aus, knöpfte die Ärmel auf und trat an die Zimmerbar, wo er sich einen Gin Tonic mixte. Mit dem Glas in der Hand öffnete er die Doppeltür zum Balkon und trat hinaus. Draußen herrschten Temperaturen von weit über dreißig Grad, doch von der hohen Luftfeuchtigkeit, die Houston im Sommer in ein Dampfbad verwandelte, war hier oben nichts zu spüren.
    Er stellte sich an das Geländer und blickte auf die Stadt, die während seiner Collegezeit seine zweite Heimat gewesen war. In den Jahren danach hatte er sich einige wenige Male aus geschäftlichen Gründen hier aufgehalten, aber nicht eine Nacht hier verbracht. Mit einemmal wurde ihm der große Unterschied zwischen seinem Wegzug vor vierzehn Jahren und seiner heutigen Rückkehr bewußt.
    An dem Tag, an dem er am College seinen Abschluß gemacht hatte, war er mit dem

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