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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Camilla zog ihn zurück.
    Widerwillig ließ er sich im Schneidersitz nieder. Vielleicht hatte sie recht. Nach Matthias’ Laune zu urteilen, hatte sie ihn wohl heute wieder gefragt.
    Offenbar kannte sie ihn besser oder wusste zumindest mehr, als nur die oberflächlichsten Details. Habicht schien sich ja sehr offen mit ihr zu unterhalten.
    Gallebittere Wut sammelte sich in seinem Magen. Warum sprach er nicht auch mit ihm offen? Oder lag es daran, dass er etwas zu verheimlichen hatte?
    Oliver verbiss sich einen giftigen Kommentar. Zumindest konnte er seinen Ärger nicht vollkommen aus seinem Tonfall streichen. »Hast du eine Ahnung, was er eigentlich mit dem Mordfall zu schaffen hat?«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, arbeiteten er und Bernd an einem Fall von geschmuggelten Kunstgegenständen aus Ägypten.«
    Die Worte ließen ihn zusammenzucken. Die beiden arbeiteten nicht mehr für das Morddezernat?
    Das erklärte zumindest, weshalb zwei Kommissare aus Berlin hinzugezogen worden waren, zumindest in Ansätzen.
    »Kunstgegenstände aus Ägypten?« Seine Mutter hatte als Historikerin für die Museen in Kairo, Berlin und London gearbeitet. Ihr Spezialgebiet war die ägyptische Kunstgeschichte gewesen. Waren die beiden etwa hinter ihr her gewesen?
    Leichter Druck erwachte zwischen seinen Schläfen.
    »Heißt das, dass meine Mutter in Verdacht stand, antike Kleinodien zu schmuggeln?«
    Ein unangenehmes Kribbeln sengte sich durch seine Nervenenden.
    Sie nickte lebhaft.
    Sein massiver Widerwille gegen diese Vorstellung sammelte sich bereits zu fassungslosem Zorn. Silke Hoffmann hatte nicht gestohlen. Sie war eine rechtschaffene Frau gewesen. Seine Kiefermuskeln brannten. Ein Stich fuhr bis in seine Nebenhöhlen. »So ein Unsinn. Du hast dich von Matthias ziemlich verarschen lassen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das hat mir Bernd erzählt.« Sie brach ab. Ihr Blick schien in Mitleid zu baden.
    Das war das Letzte, was er wollte. »Dein Vater stand auch unter Verdacht, etwas damit zu tun zu haben, wenigstens als Vermittler.«
    Erneut elektrisierten seine Nerven. Das, was zurückblieb, war ein elendes, schwaches Gefühl.
    Was wusste er schon über seine Familie? Anscheinend nichts. Hatte er denn sechzehn Jahre lang in einer Traumwelt gelebt?
    Die Wirklichkeit lag vermutlich irgendwo jenseits der Annahmen von Bernd Weißhaupt und seinem Wissen. Wirklichkeit? Was war das? Beschrieb sie die stoffliche Realität, in der sein Vater ein Mörder war, er seit fast zehn Monaten nicht mehr zur Schule ging und sein Großvater gerade in Untersuchungshaft saß? Oder beschrieb sie Wesen, die ein kleiner Teil der Menschen sehen und anfassen konnte, Mörder, die durch Wände gingen und Geheimnisse, die er nicht verstand?
    Gequält stöhnte er auf.
    Sie legte ihre Hand auf sein Knie.
    »Ich kenne das Gefühl, wenn man glaubt, alle wollen einem die bekannte Welt entfremden und den Boden unter den Füßen wegziehen. Es ist ziemlich beschissen.«
    Schweigend musterte er sie.
    Sie erwiderte seinen Blick. Nach einer Weile rutschte sie näher zu ihm. »Dir hat keiner was gesagt, nicht?«
    »Nein, nicht einmal Daniel.« Er fühlte sich wie betäubt.
    »Willst du mehr hören oder soll ich den Mund halten?«
    Sie erinnerte an die penetrante Stimme, die ihn nie in Ruhe ließ. Aber genau genommen war sie offener als alle anderen um sie herum. Es gab im Grunde gar keine andere Wahl als die Wahrheit.
    » Red weiter, okay?«
    Sie nickte schwach. »Wo war ich?«
    »Bei Tom … meinem Vater.«
    »Ach ja, genau.« Sie rutschte nervös auf dem Boden herum. »Bernd sagte mir, dass er unter Verdacht stand, die Kunstgegenstände an einen bekannten Kunstsammler, der Ägypter ist, zu vermitteln.«
    Redete sie von Amman? Das konnte nicht sein. Aboutreika war der Geschäftsführer eines Baukonzerns und der beste Freund seines Vaters. Er und seine Familie waren über Jahre ein fester Bestandteil des alltäglichen Lebens.
    »Amman Aboutreika ?« Zweifelnd schüttelte Oliver den Kopf. »Nein, du musst dich irren.«
    Er rieb sich die Schläfen. Das war nichts, worüber er mit Camilla reden wollte.
    »Doch, Amman Aboutreika ist sein Name.«
    Er schluckte hart. »Mein Vater ist Bauingenieur, kein Hehler.«
    »Meine Eltern sind auch Ingenieure und Architekten. Das heißt aber nicht, dass mein alter Herr nicht auch schon üblen Mist gebaut hat, Olli. Aber er ist immer mit einem blauen Auge davon gekommen.« Sie hob beide Hände. »Wir können alle nicht behaupten,

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