Der Rebell - Schattengrenzen #2
Gefühle unübersehbar. Vielleicht konnte Oliver ihn aufmuntern, indem er auf seine Worte einstieg.
»Klar, ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen …« Das klang weder spöttisch noch scherzhaft, sondern nur bescheuert. Er war verliebt in Daniel. Natürlich wollte er bei ihm sein. Er wollte dieses treue, liebe Gesicht weiterhin so oft wie möglich sehen, Daniels Lachen hören und sicher sein, ihn nicht zu verlieren.
Seine Worte hatten Daniel und ihn getroffen. Die Mimik seines Freundes schien ein Spiegel zu seinen Gefühlen zu sein.
»Das war Scheiße, Daniel.« Er ließ sich auf dem Fensterbrett nieder und klammerte sich an dem lackierten Holz fest. Kälte zog in seinen Rücken. »Ich will, dass du in meiner Nähe bist. Du bist der einzige Freund, den ich habe und der Einzige, dem ich vertraue.«
Das war so ziemlich das umständlichste Eingeständnis, was es gab. Offensichtlicher ging es kaum. Wahrscheinlich lachte sich Daniel gleich schlapp.
Geiler Einsatz, danke, aber ich bin nicht schwul.
Erstaunt hob Daniel den Kopf. Sein Lächeln erreichte dieses Mal seine Augen. »Ich bleibe euch erhalten, Olli, das hat Irene Meinhard mir zugesichert.« Er schob seine Hände in die Hosentaschen. »Egal, wie dieser bizarre Fall weitergeht und endet, wir werden auch danach Freunde sein.«
Oliver fiel ein Stein vom Herzen. Er musste sich mit aller Gewalt zurückhalten, Daniel nicht einfach zu umarmen.
»Dann ist es gut.«
Daniel blinzelte ihm zu. Gutmütig, wie immer.
Oliver sah in die Nacht. »Sag mal, hattest du auch das Gefühl, dass vorhin auf dem Parkplatz etwas Unheimliches passiert ist?«
»Durchaus.«
»Ich glaube, George und Micha haben es auch bemerkt.«
»Lukas ist der Schreck ordentlich in die Glieder gefahren. Das habt ihr wahrscheinlich gar nicht bemerkt, aber er saß stocksteif im Sitz.«
»Weißt du, was das war?«
»Keine Ahnung. Ich frage mich ohnehin, warum das jetzt in diesem gehäuften Ausmaß geschieht.«
»Ist das nicht immer der Fall?«
Daniel schüttelte den Kopf. »Ich habe den Eindruck, dass diese Erscheinungen sich speziell um dich verdichten.«
Auf Olivers Armen bildete sich eine Gänsehaut. Allerdings empfand er keinen Schrecken. »Nicht um mich, um uns Hoffmanns.«
Daniel rieb sich über den Nasenrücken. »Stimmt. Es betrifft euch drei.«
»Und es scheint mit Ellis, Marcs und Mutters Tod losgegangen zu sein. Seltsam, oder?«
Daniel ließ sich auf das Bett fallen. Er stützte beide Ellbogen auf die Knie. Eine Weile schwieg er. Sein Fuß wippte auf und ab. Er trug weder Schuhe noch Strümpfe.
»Aber den Jungs ist doch nichts passiert. Nur du warst – entschuldige – kurze Zeit tot.«
»Du meinst, jemand, der schon einmal wiederbelebt wurde, ist offener gegenüber dem Übersinnlichen?«
»Klar, du warst für ein paar Augenblicke auf der anderen Seite.«
Das, was in ziemlich allen Büchern stand. Traf diese Theorie immer zu?
»Seit wann siehst du Geister?« Daniel musterte ihn neugierig.
Oliver stieß Luft durch die Zähne. »Kann ich dir gar nicht genau sagen. Ich kann sie schließlich anfassen und sie unterscheiden sich nicht von dir oder mir, bis auf die Tatsache, dass sie geschlossene Türen und Wände passieren können …«
»Du kannst was?« Daniel sprang auf die Füße.
»Anfassen. Sie sind wie Lebende …«
»Den Rest habe ich kapiert, Olli.«
Er winkte ab und ließ sich erneut nieder. Mit beiden Händen rieb er sein Gesicht.
Was hatte Daniel so schockiert? Oliver löste sich vom Fenster und setzte sich neben seinen Freund.
»Alles okay?«
»Nicht wirklich. Ich muss dringend mit Camilla telefonieren.«
»Wer ist Camilla?«
Daniel ließ sich in die Daunendecke sinken. Mit einer Hand glättete er den Hügel, der sich durch die Verdrängung neben ihm auftürmte.
»Matthias und ich hatten dir von der Sache in Berlin erzählt.«
»Genau genommen du. Er hat Maulaffen feilgehalten.«
Mit einem Grinsen winkte Daniel ab.
»Eine deiner Freundinnen ist wohl Opfer dieses Killers geworden.«
»Theresa und Camilla waren so was wie beste Freundinnen. Theresa überlebte das ganze Spektakel nicht.«
Oliver verschränkte die Arme vor der Brust. »War Camilla denn dabei?«
»Durch sie kamen Bernd und Matthias der Sache auch auf die Spur.« Offenbar wollte er noch etwas hinzufügen, brach aber ab.
Oliver nickte ihm auffordernd zu. Trotzdem zögerte er. Nach einer Weile massierte Daniel seine Schläfen.
»Camilla ist ein ziemlich forsches Mädel. Zu
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