Der Rebell
den verführerischen Duft ihres Parfüms ein und empfand ein heißes Verlangen. Aber er mußte den Rat des Arztes befolgen und sich noch ein paar Wochen gedulden. »Gehen wir?«
Sie nickte, und er bemerkte, wie mißbilligend sie seine Uniform musterte. Seit dem Tod ihres Vaters haßte sie dieses Blau.
In der Kutsche spürte sie seinen unverwandten Blick und strich nervös ihren Rock glatt. »Stimmt was nicht?«
»Ganz im Gegenteil. Du siehst bezaubernd aus.«
»Danke . . .« Sie starrte aus dem Fenster. »Wie schön, daß wir heute abend ausgehen! Ich liebe Sean, das weißt du. Und ich genieße seine Gesellschaft. Aber ich bin nicht an diesen Müßiggang gewöhnt.«
»Und du wolltest mich natürlich nicht heiraten und in den verhaßten Norden geschleppt werden«, erinnerte er sie und fragte sich, warum es ihn immer noch irritierte, was sie der Tochter des Colonels an jenem Morgen gestanden hatte.
Ohne ihn anzuschauen, erwiderte sie: »Ich wollte Risa nur erklären, es sei nicht meine Absicht gewesen, ihr Leben zu zerstören.«
»Wieso hast du ihr Leben zerstört?«
»Weißt du denn nicht, daß sie dich immer noch liebt?«
»Oh, hast du diesen Eindruck gewonnen?« fragte er höflich. Natürlich wußte er, was Risa für ihn empfand, und er erwiderte ihre Gefühle. Aber er war besessen von seiner Frau. Und obwohl er immer neue Barrieren rings um seine Seele errichtete — Alaina konnte sie alle niederreißen. Glücklicherweise mußte er das Thema nicht weiterverfolgen, denn in diesem Augenblick hielt der Wagen vor Rose Greenhows stattlichem Haus.
Als sie die Eingangshalle betraten, lächelte Alaina erfreut. So viele Leute eilten ihr entgegen, begrüßten sie wie eine alte Freundin und erkundigten sich nach ihrem Baby. Natürlich zählte auch Risa zu den Gästen, wie im mer bildschön und elegant, diesmal in königsblauer Seide.
Nach dem Austausch einiger Höflichkeitsfloskeln drehte sich das Gespräch um ernstere Dinge.
»Major McKenzie, was ist nur los mit dieser Welt?« seufzte Jill Sanders, die Frau eines jungen Navy-Lieutenants. »Wenn man sich das vorstellt — nun haben sie doch tatsächlich eine eigene Nation gegründet, die Konföderierten Staaten von Amerika!«
»Was?« rief Alaina verwirrt.
»Oh, meine Liebe, natürlich waren Sie mit Ihrem süßen Baby beschäftigt, und so können Sie nicht wissen, was inzwischen geschehen ist. Sieben Baumwollstaaten haben eine Regierung gebildet. Nur Texas schickte zu spät einen Delegierten nach Montgomery. Texas sagte sich erst am 1. Februar von der Union los. Und am 4. entstand diese alberne Regierung. Major, haben Sie schon gehört, daß Jeff Davis zum provisorischen Präsidenten ernannt wurde? Großer Gott, dieser Mann war unter Präsident Pierce Heeresminister, und jetzt ... Und dieser Alexander Stephens! Unentwegt hat er verkündet, er sei strikt gegen die Sezession. Und nun ist er Vizepräsident der Konföderierten Staaten von Amerika!«
Alaina starrte Ian an. Wie rasend hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Das alles mußte er gewußt haben. Aber er hatte die Ereignisse mit keinem Wort erwähnt.
»Gewiß, Stephens hat eindrucksvoll gegen die Sezession protestiert, Mrs. Sanders«, stimmte er zu. »Aber da er aus Georgia stammt, fühlte er sich offenbar verpflichtet, die Partei seines Staates zu ergreifen.«
»Welche Südstaaten haben sich bisher von der Union getrennt?« fragte Alaina.
»Nun, die Sezession South Carolinas haben sie sicher nicht verpaßt, Mrs. McKenzie«, antwortete Jill Sanders. »Dann kamen dazu Mississippi, Ihre Heimat Florida, Alabama, Georgia, Louisiana — und Texas ... Ja, ich glaube, es geschah in dieser Reihenfolge. Nicht wahr, Ian?«
»Ganz recht«, bestätigte er. Mit kalten Augen erwiderte er Alainas Blick. Ehe sie sich empört abwenden konnte, ertönten Walzerklänge und er ergriff ihren Arm, um sie auf die Tanzfläche zu führen.
Aber sie weigerte sich, mit ihm zu tanzen, und blieb hoch aufgerichtet zwischen den anderen Paaren stehen. »Habe ich das richtig verstanden? Florida ist von der Union abgefallen, und du hast nichts unternommen?«
»Ja, das hast du ganz richtig verstanden. Florida ist von der Union abgefallen — und ich habe nichts unternommen. Warum regst du dich so auf? Du weißt doch, was ich von der Sezession halte.«
»Und was hast du jetzt vor?«
»Im Augenblick nichts Besonderes. Ich will nur mit dir tanzen.«
»Dazu habe ich keine Lust.«
»Wie schade!« meinte er und legte einen Arm um ihre
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