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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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konzentrierte sich darauf, zwei Männer zu umgarnen — Colonel Keyes, den Sekretär General Winfield Scotts, des US-Oberbefehlhabers, und Senator Wilson aus Massachusetts.
    Als Gast in Roses Haus verwickelte Alaina gewisse Gentlemen in Gespräche und entlockte ihnen militärische Informationen. Das fiel ihr nicht schwer, und die Freundin war sehr zufrieden mit ihr.
    Mit Feuereifer ging Alaina ans Werk. Je besser die Kommandanten der Südstaaten informiert waren, desto schneller würde der Krieg ein Ende finden.
    Rose hatte ihr beigebracht, was ein guter Spion wissen mußte — wie man die Kampfkraft und die Ziele einzelner
    Truppenverbände feststellte; ihre Artillerie, Kavallerie und Infanterie; die geplanten Termine ihrer Abreise und ihrer Ankunft.
    Manchmal ärgerte sie sich, weil sie so viele Männer betören konnte, die bereitwillig Auskunft gaben — während Ian eisern schwieg. Aber andererseits war sie froh darüber. Seine Zurückhaltung beruhigte ihr Gewissen, denn immerhin hinterging sie die Union — und ihren Ehemann.
    Während der Frühling in den Sommer überging, spitzte sich die Lage zu.
    Anfang Juli kam sie nach einer Teeparty nach Hause, betrat ihr Schlafzimmer und sah Ian im Lehnstuhl sitzen, den sechs Monate alten Sean im Arm, der friedlich schlief. Wie zärtlich er das Kind umfing ... Der Anblick erwärmte Alainas Herz — und weckte eine plötzliche Angst. »Ian?« Sie kniete neben ihm nieder.
    »Pst!« Vorsichtig erhob er sich und legte Sean in sein Bettchen. Dann kehrte er zu ihr zurück und half ihr auf die Beine. »Morgen segle ich los.«
    Ihr Atem stockte. Davon hatte sie nichts gewußt. Die US-Truppen versammelten sich in Washington. Aber Roses besten Informationsquellen zufolge sollten sie sich erst Mitte Juli in Bewegung setzen. »O Ian«, wisperte sie.
    Als er sie auf die Arme nahm, klammerte sie sich verzweifelt an ihn. Er hatte sie schon öfter verlassen — aber diesmal war es anders, irgend etwas beunruhigte sie.
    Sie ließen Sean schlafen, und Ian trug Alaina in sein Zimmer hinüber. Hinter herabgezogenen Jalousien, im Halbdunkel des späten Nachmittags, legte er seinen Waffengurt ab, zog das blaue Jackett und das Hemd aus. Dann nahm er seine Frau in die Arme und küßte sie voller Sehnsucht. Beide wußten, daß die Erinnerung an diese Stunden für lange Zeit Vorhalten mußte. Ungeduldig befreite er Alaina von ihrer Kleidung, küßte immer wieder die zarte Haut, die er entblößte, und atmete ihren Duft ein. Während sie sich liebten — wild und hemmungslos, sanft und zärtlich —, war sie oft den Tränen nahe. Wie konnte man soviel Herzenskummer empfinden — und zugleich ein so übermächtiges Glück?
    Alles wollte sie sich einprägen, die Kraft in Ians muskulösen Armen, den Geschmack seiner Lippen, das Feuer seiner Augen.
    Hingebungsvoll schmiegte sie sich an ihn, erwiderte seine aufreizenden, betörenden Liebkosungen mit gleicher Glut. Und als sie erschöpft neben ihm lag und sich kaum noch rühren konnte, preßte sie ihre Wange an seine Brust und ließ die Tränen fließen.
    »Ich komme wieder nach Hause«, flüsterte er heiser.
    »Wo ist das — zu Hause, Ian?«
    »Bei dir.«
    »Aber — der Krieg ...«
    »Keine Bange, ich lasse mich nicht erschießen«, versprach er.
    »Man könnte dich erstechen — oder erhängen.«
    »Nur Spione werden gehängt, und ich bin kein Spion.«
    Unwillkürlich erschauerte sie.
    »Seltsam, Alaina . . .« Zärtlich drückte er sie an sich. »Obwohl wir uns so fremd waren, liebe ich dich von ganzem Herzen. Und doch ... So sehr ich es auch bedaure
    — mein Stolz und meine Ehre verbieten mir, in diesem Konflikt die Rolle zu übernehmen, die du mir zuteilen würdest. Trotzdem liebe ich dich, und ich werde zurückkommen, zu dir.«
    »O Ian ...«
    Er küßte die Tränen von ihren Wangen, und sie liebten sich wieder, bis Alaina einschlief. Als sie erwachte, war er verschwunden. Sie konnte das Grauen nicht deuten, daß ihr Herz erfüllte — doch sie wußte, daß der Krieg für sie beide erst jetzt begonnen hatte.
    Ian ist es, der Florida, die Konföderation und seine Familie verrät. Aber warum plagen mich dann diese gräßlichen Ängste und Schuldgefühle?

22
    Innerhalb weniger Tage konnte Alaina chiffriert korrespondieren. Sie bewunderte Rose, die sich ihre Meinung nicht blindlings gebildet, sondern mehrere Kongreßdebatten gehört hatte. Um dem Beispiel der Freundin zu folgen, die mehrere Sprachen beherrschte, lernte Alaina Spanisch, das ihr

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