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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Ramona. Denn wenn ich daran zurückdenke, sehne ich mich nur noch mehr nach ihm und frage mich, wann er es wagen wird, mit meinem Vater zu sprechen und ihm zu sagen, daß er mich heiraten will. Ein Mann, der so etwas mit einem Mädchen gemacht hat – er muß es doch heiraten, nicht wahr?«
    Da. Sie hatte es gesagt. Den geheimsten wundervollen Traum ihres Herzens. Hatte ihn einfach so ausgesprochen.
    »Du mußt das deinem Papa sagen«, erwiderte Ramona. »Er wird dafür sorgen, daß Alvin dich heiratet.«
    »Ich will nicht, daß er dazu gezwungen wird«, sagte Amy. »Das wäre dumm. Einen Mann wie Alvin kann man nur in eine Ehe locken, ihn aber nie dazu drängen.«
    »Alle glauben, daß du ganz verrückt nach Alvin bist und er dich nicht mal sieht«, sagte Ramona. »Aber wenn er mit dir splitternackt in einem fernen Teich schwimmt, den nur er erreichen kann, na ja, dann denke ich nicht, daß das in Ordnung ist. Dann denke ich es ehrlich nicht.«
    »Tja, mir ist egal, was du denkst«, sagte Amy. »Es ist richtig, und wenn du es einem erzählst, schneide ich dir alle Haare ab und knüpfe sie zu einer Decke und verbrenne sie.«
    Ramona lachte laut auf. »Zu einer Decke knüpfen? Was für eine Macht gibt dir denn das?«
    »Zu einer sechseckigen Decke«, sagte Amy unheilvoll.
    »Oh, ich zittere ja vor Angst. Und die wurde auch noch aus meinem Haar geknüpft. Du Dummerchen, du kannst das doch gar nicht. So was machen schwarze Hexen, Dinge aus Haar, die sie dann verbrennen oder so.«
    Als wäre das ein Argument. Alvin betrieb rote Magie; warum sollte Amy nicht lernen können, schwarze Magie zu wirken, wenn ihr Machertalent endlich entfesselt wurde? Aber es war sinnlos, mit Ramona über solche Dinge zu streiten. Ramona war der Ansicht, sie wisse alles besser als die anderen. Es war ein Wunder, daß Amy sich noch die Mühe machte, sie als beste Freundin zu behalten.
    »Ich werde es erzählen«, sagte Ramona. »Wenn du mir nicht jetzt sofort gestehst, daß es eine Lüge war.«
    »Wenn du es erzählst, bringe ich dich um«, sagte Amy.
    »Dann sag mir, daß es gelogen ist.«
    Ungewollt sprangen Tränen in Amys Augen. Es war keine Lüge. Es war ein Traum. Ein wahrer Traum, von wahrer Liebe, ein Traum, der von den geheimen Wegen in ihrem und in Alvins Herz kam. Sie wußte, er träumte zur gleichen Zeit den gleichen Traum und fühlte ihre Haut an der seinen so sicher, wie sie die seine an der ihren fühlte. Damit wurde der Traum doch wahr, oder? Wenn ein Mann und eine Frau sich beide daran erinnerten, wie echt es gewesen war, als ihre Körper sich gegeneinander drückten, konnte es sich doch nur um eine wahre Begebenheit handeln. »Ich liebe Alvin viel zu sehr, um wegen einer solchen Sache zu lügen. Wenn auch nur ein Teil davon nicht stimmt, kannst du mir die Zunge herausschneiden!«
    Ramona rang nach Luft. »Bis jetzt hatte ich dir nicht geglaubt.«
    »Aber erzähle es niemandem«, sagte Amy. Aus Befriedigung über ihren Sieg wurde ihr ganz warm ums Herz. Ramona glaubte ihr endlich. »Schwöre es.«
    »Ich schwöre«, sagte Ramona.
    »Zeig mir deine Finger!« rief Amy.
    Ramona brachte ihre Hände hinter ihrem Rücken hervor. Die Finger waren nicht gekreuzt, aber das bewies nicht, daß sie auch vor einem Augenblick nicht gekreuzt waren.
    »Jetzt schwöre noch mal«, sagte Amy. »Während ich deine Hände sehe.«
    »Ich schwöre«, sagte Ramona und verdrehte die Augen.
    »Es ist unser wunderbares Geheimnis«, sagte Amy, drehte sich um und ging davon.
    »Unseres und Alvins«, sagte Ramona, stellte die Beine wieder nebeneinander und folgte ihr.

7 Eine Passage buchen

    Calvin brauchte nicht allzu lange, bis er dahinter kam, daß es mächtig lange dauern würde, genug Geld zu verdienen, um sich als Gentleman eine Passage nach Europa kaufen zu können. Viel Zeit und jede Menge Arbeit waren dazu nötig. Beides kam ihm nicht besonders attraktiv vor.
    Er konnte zwar kein Eisen in Gold verwandeln, aber ihm waren jede Menge Dinge möglich, und er dachte lange und konzentriert darüber nach. Er war sich zwar nicht sicher, schätzte aber, daß die Banken ihn nicht lange aus ihren Gewölben heraushalten konnten, wenn er sich bei dem an die Arbeit machte, was sie zusammenhielt. Doch es bestand die Möglichkeit, daß er erwischt wurde, und das wäre der Ruin all seiner Pläne. Er überlegte, ob er verkünden sollte, daß er ein Macher war, aber das würde einen Ruhm und eine Aufmerksamkeit mit sich bringen, die später nicht zu seinem Vorteil

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