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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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das so in etwa richtig zusammengereimt? Mein Freund?«
    Die Tatsache, daß das fröhliche Lächeln des Anwalts ganz plötzlich verschwand, war die einzige Bestätigung, die Armor brauchte. »Mit Schmutz habe ich wirklich nichts im Sinn, Mr. Weaver. Ich bin völlig unvoreingenommen hierher gekommen.«
    »Völlig unvoreingenommen, und bereit, darüber zu sprechen, daß Ihr Leute verteidigt und so weiter, damit die Leute glauben, Ihr wäret auf Alvins Seite. Statt dessen wurdet Ihr jedoch angeheuert, Euer Bestes zu geben, um die gute Meinung, die die Leute von ihm haben, zu ruinieren. Also schätze ich, daß Ihr hier seid, bedeutet, Alvins Freunde sollten lieber jemand anders anheuern, der eidesstattliche Versicherungen zu seinen Gunsten sammelt, denn Ihr werdet wohl nicht zufrieden sein, bis Ihr ein paar Lügen ausgegraben habt.«
    Der Mann erstarrte und trat dann zurück. »Wie ich sehe, seid Ihr in dieser Angelegenheit ziemlich parteiisch. Ich hoffe, Ihr könnt mir sagen, mit welcher Bemerkung ich Euch beleidigt habe.«
    »Nun, die einzige Beleidigung war, daß Ihr gedacht habt, nur weil ich kein Anwalt bin, muß ich dumm wie ein Hundearsch sein.«
    »Tja, ganz gleich, zu welcher Schlußfolgerung Ihr gelangt seid, ich versichere Euch, als Jurist bei Gericht suche ich nichts anderes als die reine Wahrheit.«
    »Sieh an, Jurist bei Gericht? Nun ja, ich weiß zufällig, daß alle Anwälte Juristen sind. Auch wenn sie von einer Privatperson angeheuert wurden, um Unheil anzurichten, denn weiß Gott, Ihr wurdet nicht vom Staatsanwalt da unten in Hatrack angeheuert, denn der hätte Euch ein Empfehlungsschreiben mitgegeben, und Ihr wäret nicht wie die Katze um den heißen Brei geschlichen und hättet Ausflüchte gemacht, Ihr würdet diesen oder jenen repräsentieren.«
    Der Fremde setzte den Hut auf und drückte ihn fest. Armor widerstand der Versuchung, die Hand auszustrecken und ihn noch fester zu drücken. Als der Fremde die Tür erreicht hatte, rief Armor ihm eine letzte Frage nach. »Habt Ihr einen Namen, damit wir uns bei der staatlichen Anwaltskammer erkundigen können, ob gegen Euch etwas vorliegt?«
    Der Anwalt drehte sich um und lächelte, diesmal sogar noch breiter als gerade eben, als er versucht hatte, Armor hereinzulegen. »Mein Name ist Daniel Webster, Mr. Weaver, und meine Klienten sind Wahrheit und Gerechtigkeit.«
    »Wahrheit und Gerechtigkeit müssen in New England ja verdammt gut bezahlen, jedenfalls besser als hier«, sagte Armor. »Ihr kommt doch aus New England, nicht wahr?«
    »Ich wurde dort geboren und bin dort aufgewachsen, habe an diesem finsteren, zurückgebliebenen Ort aber keine Zukunft für mich gesehen. Also bin ich in die Vereinigten Staaten gegangen, in denen die Gesetze auf den Menschenrechten beruhen statt auf den dynastischen Ansprüchen von Monarchen oder der abgedroschenen Theologie der Puritaner.«
    »Aha. Also werdet Ihr von niemandem bezahlt?«
    »Das habe ich nicht gesagt, Mr. Weaver.«
    »Und wer bezahlt Euch also? Der Bezirk nicht, und der Staat auch nicht. Und es kann auch nicht Makepeace Smith sein, denn der kann nicht mal fünfzig Cents aufbringen.«
    »Ich repräsentiere ein Konsortium besorgter Bürger aus Carthage City, die entschlossen sind, der Gerechtigkeit selbst in der tiefsten Provinz des Staates Hio zum Sieg zu verhelfen.«
    »Ein Konsortium. Ist das so etwas wie eine Gaststätte? Oder ein Bordell?«
    »Wie amüsant.«
    »Nennt mir einen Namen, Mr. Webster. Ich bin zufällig der Bürgermeister dieser Stadt, und Ihr praktiziert hier ja gewissermaßen Recht, und ich glaube, ich darf wohl wissen, wer Anwälte hier hinauf schickt, um Lügen über unsere respektierten Bürger zu sammeln.«
    »Besitzt Ihr irgendeine Schußwaffe, Mr. Weaver?«
    »Allerdings, mein Freund.«
    »Warum sollte ich die Namen meiner Klienten dann einem bewaffneten und wütenden Mann aus einer Stadt verraten, die so stolz darauf ist, ein Mördernest zu sein, daß ihre Bewohner die ganze Geschichte jedem unglücklichen Besucher erzählen, der zufällig vorbeikommt? Außerdem haben Bürgermeister nicht das Recht, sich bei einem Anwalt nach seinen Beziehungen zu seinen Klienten zu erkundigen. Guten Tag, Mr. Weaver.«
    Armor sah diesem Webster nach, als er das Geschäft verließ, setzte dann seinen Hut auf, rief seinem ältesten Jungen zu, er solle mit dem Seifekochen aufhören und auf den Laden aufpassen, und eilte im Laufschritt auf und über den Hügel zum Haus seiner Schwiegereltern. Seine Ehefrau

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