Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
wäre sie fast unter hysterischem Gelächter davongelaufen. Es hatte sich angefühlt wie ein absurder Traum.
War es die skandalöse Beziehung ihrer Mutter Olivia zu Rodesson wert gewesen, alles zu verlieren? Olivia hatte nicht nur ihr Heim, sondern auch ihre Eltern und deren Liebe verloren.
„Einen Penny für deine Gedanken, Verführerin“, flüsterte Marcus.
„Ich dachte über deine letzte Regel nach“, murmelte sie. Das war eine Lüge, doch er schien es nicht zu bemerken. „Völligen Gehorsam.“
Er grinste.
Sie durchquerten eine mit Teppichen ausgelegte Halle in der Mitte des Hauses. In jeder Wand waren mehrere Türen, alle in einem zarten Hellblau gestrichen, jede versehen mit einem glänzenden, goldenen Knauf. Schwere, rostrote Marmorsäulen standen rechts und links von den Türen, und am anderen Ende der Halle gab es einen riesigen, steinernen Kamin. Hinter dem Kamingitter loderte fröhlich ein Feuer.
Wieder erschien alles so normal. So ordentlich.
Als sie um eine Ecke bogen, bemerkte Venetia, dass die Halle L-förmig geschnitten war. Sie standen nun am Fuß einer geschwungenen Treppe, die mit farbigem Putz in Cremeweiß, Lachsrosa und Elfenbein verziert und mit zarten Ornamenten geschmückt war.
„Ich kann nicht glauben, dass hinter diesen verschlossenen Türen Menschen unsittliche, verbotene Dinge tun“, murmelte sie. Bei dem Gedanken, dass jeden Moment eine der Türen aufgestoßen werden könnte und sie eine erotische Szene mit Darstellern aus Fleisch und Blut sehen würde, mit Männern, die stöhnten, stießen und ihrer Lust frönten, während die Frauen ekstatisch schrien, blieb ihr die Luft weg …
„Ich versichere dir, genau das tun sie.“
„Warum ist es dir so wichtig, mich zu beschützen? Und meiner Familie zu helfen?“, flüsterte sie. Wegen des laut prasselnden Feuers war sie nicht sicher, ob er sie überhaupt hören konnte.
Seine Stimme war ebenso leise wie ihre und von verführerischer Sinnlichkeit. „Weil es Frauen gab, die ich nicht beschützt habe. Denen ich nicht half.“
Welche Frauen? Beschützt, wovor? Sie erinnerte sich an ihr allererstes Gespräch mit ihm – das war nur wenige Tage her! – in ihrem Wohnzimmer. Er bewahrte Jungfrauen vor dem Bordell. Aber wen hatte er nicht gerettet?
Da der Laufbursche so dicht vor ihnen herging, wagte sie nicht zu fragen.
„Lord Trent!“
Der Duft von Parfüm erfüllte die Luft, schwer, würzig, verführerisch. Eine Frau stand hinter ihr.
Die weiche, säuselnde Stimme bestätigte ihre Vermutung. „Macht Sie das hier an, Mylord?“
Lange, schmale Hände legten sich auf Venetias Seiten, auf die Rüschen, die ihren Busen umgaben. Venetia erstarrte, als sie wahr und wahrhaftig die Hände einer Frau auf ihren Brüsten fühlte. Entsetzen stieg in ihr auf. Sie war wie betäubt und konnte nichts anderes tun, als hilflos in Marcus‘ Gesicht zu starren.
Die schönen Finger glitten höher, um ihre Brüste zu umfassen und anzuheben. Die Hände waren warm und weich. Ringe funkelten, Edelsteine in Rot, Blau, Grün und einige klar wie Eis. Auf jedem Finger steckte ein Ring, und jeder davon war geschmückt mit einem riesigen Stein.
Für einen Moment abgelenkt, fragte sich Venetia, ob die Steine echt waren – und damit ein Vermögen wert.
Einige Sekunden lang schaute Marcus einfach nur auf ihre Brüste und die geheimnisvollen Hände, die sie wogen. Dann sprach er mit der ganzen Autorität seiner vornehmen Herkunft. „Das reicht, meine liebe Lydia. Meine Partnerin ist müde von der Reise. Wir haben kein Interesse an deinen Spielen.“
Lydia? Das war Lydia Harcourt? Venetia wünschte sich, sie könnte sich umdrehen, um die Frau anzuschauen.
Aber Lydia dachte nicht daran, ihre Hände wegzunehmen. Unfähig etwas zu sagen, bemerkte Venetia, dass ihre Nippel hart geworden waren, wie sie es auch unter Marcus‘ Berührungen taten. Es war ihren Brüsten egal, wessen Hände sie streichelten, sie genossen einfach die Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wurde.
Tatsächlich wurde sie zwischen den Beinen feucht, wie es ihr auch passierte, wenn sie erotische Szenen malte.
„Wie wunderbar, dass Sie in Begleitung sind, Mylord“, fuhr Mrs. Harcourt mit einer Stimme fort, die vor Sinnlichkeit troff. „Ich dachte, Sie meiden inzwischen Gesellschaften wie diese.“
„Normalerweise tue ich das auch“, sagte Marcus in gedehntem Ton. Er spielte den bis zum Erbrechen gelangweilten Lebemann und überließ sie ihrem Schicksal – den Daumen Lydia
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