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Der Report der Magd

Der Report der Magd

Titel: Der Report der Magd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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entdeckt, ihm zugenickt und setzt sich in unsere Richtung in Bewegung. Der Griff des Kommandanten an meinem Oberarm wird fester. »Ganz ruhig«, flüstert er. »Verlier die Nerven nicht.«
    Du brauchst nur den Mund zu halten, sage ich mir, und ein dummes Gesicht zu machen. So schwer dürfte das nicht sein.
     
    Der Kommandant besorgt die Unterhaltung für mich bei diesem Mann und bei den anderen, die noch kommen. Er sagt nicht viel über mich, das braucht er gar nicht. Er sagt, ich bin neu, und sie schauen mich an, und dann beachten sie mich nicht weiter und sprechen über andere Dinge. Meine Verkleidung erfüllt ihren Zweck.
    Er hält meinen Arm fest, und während er spricht, richtet sich sein Rückgrat unmerklich auf, seine Brust weitet sich, seine Stimme nimmt immer mehr die Munterkeit und Ausgelassenheit der Jugend an. Mir wird klar, daß er angibt. Er gibt mit mir an vor ihnen, und sie verstehen das. Sie sind durchaus anständig, sie behalten ihre Hände bei sich, aber sie inspizieren meine Brüste, meine Beine, als gäbe es keinen Grund, es nicht zu tun. Doch gibt er auch vor mir an. Er demonstriert mir seine Überlegenheit über die Welt. Er bricht vor den Augen der anderen das Gesetz, macht ihnen eine lange Nase und kommt ungestraft davon. Vielleicht hat er jenen Zustand der Berauschtheit erreicht, den Macht angeblich auslöst, den Zustand, in dem man glaubt, man sei unentbehrlich und könne sich deshalb alles leisten, absolut alles, wozu man gerade Lust hat, überhaupt alles. Zweimal, als er denkt, daß niemand herschaut, zwinkert er mir zu.
    Es ist ein unreifes Protzen, das ganze Theater und mitleiderregend; aber es ist etwas, was ich verstehen kann.
    Als er es genügend ausgekostet hat, führt er mich wieder fort, zu einem weichen geblümten Sofa, wie sie früher in Hotelhallen standen – in dieser Halle hat es sogar ein Blumenmuster, an das ich mich noch erinnere, dunkelblauer Grund, rosa Jugendstilblumen. »Ich dachte, deine Füße werden vielleicht müde«, sagt er, »in diesen Schuhen.« Er hat recht, und ich bin ihm dankbar. Er setzt mich hin und setzt sich selbst neben mich. Er legt den Arm um meine Schultern. Der Stoff seines Ärmels kratzt an meiner Haut, die in letzter Zeit an Berührungen nicht mehr gewöhnt ist.
    »Na?« sagt er. »Was hältst du von unserem kleinen Klub?«
    Ich schaue mich wieder um. Die Männer sind doch nicht so gleichartig, wie ich zunächst gedacht hatte. Drüben beim Springbrunnen steht eine Gruppe von Japanern in hellgrauen Anzügen, und weit hinten in der Ecke ist ein weißer Farbklecks: Araber, in diesen langen Bademänteln, die sie immer anhaben, mit ihren Kopfbedeckungen und den gestreiften Schweißbändern.
    »Ist es ein Klub?« sage ich.
    »Na ja, jedenfalls nennen wir es so unter uns: Der Klub.«
    »Ich dachte, so etwas sei streng verboten«, sage ich.
    »Nun ja, offiziell«, sagt er. »Aber schließlich hat jeder menschliche Regungen.«
    Ich warte darauf, daß er näher ausführt, wie er das meint, aber er tut es nicht. Deshalb frage ich: »Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, daß man die Natur nicht betrügen kann«, sagt er. »Die Natur verlangt Vielfalt, für Männer jedenfalls. Das ist doch klar, es ist ein Teil der Fortpflanzungsstrategie. Es ist der Plan der Natur.« Ich sage nichts, und so fährt er fort: »Die Frauen wissen das ganz instinktiv. Warum hätten sie sonst so viele verschiedene Kleider gekauft, in den alten Zeiten? Um die Männer glauben zu machen, daß sie mehrere, verschiedene Frauen seien. Jeden Tag eine neue Frau.«
    Er sagt das so, als glaube er es selbst, aber er sagt vieles so. Vielleicht glaubt er es, vielleicht auch nicht, und vielleicht tut er beides gleichzeitig. Unmöglich zu sagen, was er nun wirklich glaubt.
    »So daß jetzt, wo wir keine verschiedenen Kleider mehr haben«, sage ich, »statt dessen ihr einfach verschiedene Frauen habt.« Es ist ironisch gemeint, aber das nimmt er nicht wahr.
    »Es löst eine Menge Probleme«, sagt er, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Ich erwidere nichts darauf. Ich habe ihn allmählich satt. Ich hätte Lust, ihm die kalte Schulter zu zeigen, den Rest des Abends in schmollender Wertlosigkeit zu verbringen. Aber das kann ich mir nicht leisten, und ich weiß es. Was das hier auch sei, es ist immerhin ein Abend außer Hause.
    Wirklich gern würde ich mit den Frauen sprechen. Aber die Chancen, die ich sehe, sind sehr gering.
    »Wer sind die Leute hier?« frage ich ihn.
    »Der Club ist nur für

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