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Der Report der Magd

Der Report der Magd

Titel: Der Report der Magd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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Erscheinungen, wie Marsmenschen. Sie hatten etwas Traumartiges an sich; sie waren zu grell, zu sehr im Kontrast mit ihrer Umgebung.
    Lassen Sie die Computer nur stehen, sagte er, während wir unsere Sachen zusammenpackten und der Reihe nach hinausgingen. Als hätten wir sie mitnehmen können.
    Wir standen in einer Traube draußen auf den Stufen vor der Bibliothek. Wir wußten nicht, was wir zu einander sagen sollten. Da keine von uns begriff, was geschehen war, gab es nicht viel zu sagen. Wir sahen einander ins Gesicht und sahen Bestürzung und eine gewisse Beschämung, als wären wir bei etwas ertappt worden, was wir nicht durften.
    Es ist empörend, sagte eine Frau, doch ohne Überzeugung. Was an der Sache vermittelte uns das Gefühl, daß wir es verdienten?
     
    Als ich nach Hause kam, war niemand da. Luke war noch bei der Arbeit, meine Tochter noch im Kindergarten. Ich war müde, todmüde, aber kaum hatte ich mich hingesetzt, stand ich schon wieder auf, ich konnte anscheinend nicht stillsitzen. Ich wanderte durchs Haus, von Zimmer zu Zimmer. Ich erinnere mich daran, daß ich Gegenstände anfaßte, nicht einmal bewußt, ich legte einfach nur die Hände darauf, auf Dinge wie den Toaster, die Zuckerdose, den Aschenbecher im Wohnzimmer. Nach einer Weile nahm ich die Katze auf den Arm und trug sie mit mir herum. Ich wünschte, Luke käme nach Hause. Ich dachte, ich müsse etwas tun, Schritte unternehmen. Aber ich wußte nicht, welche Schritte ich unternehmen konnte.
    Ich versuchte noch einmal, bei der Bank anzurufen, aber ich bekam wieder nur dieselbe Tonbandaufnahme. Ich goß mir ein Glas Milch ein – ich sagte mir, ich sei zu kribbelig, um noch mehr Kaffee zu trinken –, ging ins Wohnzimmer, setzte mich aufs Sofa und stellte das Glas mit der Milch auf den Couchtisch, vorsichtig, ohne davon zu trinken. Ich hielt die Katze vor meine Brust, so daß ich ihr Schnurren an meinem Hals spürte.
    Nach einer Weile rief ich meine Mutter in ihrer Wohnung an, aber es nahm niemand ab. Sie war inzwischen seßhafter geworden, sie hatte aufgehört, alle paar Jahre umzuziehen; sie wohnte auf der anderen Seite des Flusses, in Boston. Ich wartete eine Weile und rief dann Moira an. Auch sie war nicht da, aber als ich es eine halbe Stunde später noch einmal probierte, war sie zu Hause. Zwischen diesen Anrufen saß ich einfach nur auf dem Sofa. Ich dachte an das Schulbrot, das ich meiner Tochter immer mitgab. Ich dachte, daß ich ihr vielleicht zu oft Brote mit Erdnußbutter mitgegeben hatte.
    Ich bin gefeuert worden, sagte ich zu Moira, als ich sie am Apparat hatte. Sie sagte, sie würde zu mir kommen. Damals arbeitete sie schon für ein Frauenkollektiv, in der Verlagsabteilung. Dort wurden Bücher über Familienplanung und Vergewaltigung und ähnliche Themen herausgebracht, obwohl die Nachfrage nach solchen Büchern nicht mehr so groß war wie früher.
    Ich komme gleich rüber, sagte sie. Sie mußte an meiner Stimme gehört haben, daß ich das gerne wollte.
    Kurze Zeit später war sie da. So, sagte sie. Sie warf ihre Jacke von sich und machte es sich in dem riesigen Sessel bequem. Erzähl. Aber zuerst trinken wir einen.
    Sie stand auf, ging in die Küche, goß uns beiden einen Scotch ein, kam zurück und setzte sich, und ich versuchte ihr zu erzählen, was mir passiert war. Als ich fertig war, fragte sie: Hast du heute schon probiert, etwas mit der Compukarte zu kaufen?
    Ja, sagte ich. Und ich erzählte ihr auch davon.
    Sie haben die Guthaben eingefroren, sagte sie. Meines auch. Die vom Kollektiv auch. Alle Konten mit einem W anstelle von einem M. Sie brauchten nur ein paar Knöpfe zu drücken. Wir sind abgeschnitten.
    Aber ich habe über zweitausend Dollar auf der Bank, sagte ich, als sei mein Konto das einzig Wichtige.
    Frauen dürfen keinen Besitz mehr haben, sagte sie. Das ist ein neues Gesetz. Hast du den Fernseher heute schon angehabt?
    Nein, sagte ich.
    Da bringen sie es, sagte sie. Auf allen Sendern. Sie war nicht so betäubt wie ich. Sie war auf eine seltsame Art heiter, als hätte sie das alles schon seit einiger Zeit erwartet und als sei sie nun bestätigt worden. Sie sah sogar noch energischer, noch entschlossener aus. Luke darf an deiner Stelle dein Compukonto benutzen, sagte sie. Sie werden deine Nummer auf ihn übertragen, das haben sie jedenfalls gesagt. Auf den Ehemann oder den nächsten männlichen Verwandten.
    Und was ist mit dir? fragte ich. Sie hatte niemanden.
    Ich gehe in den Untergrund, sagte sie. Ein paar von

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