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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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betrügen?« Er deutete mit der Hand auf die Monitore.
    »Es gibt Mittel und Wege«, sagte Piccolo und warf Barker einen wissen-den Blick zu. »Pro Monat erwischen wir einen.«
    »Warum lassen Sie die Spielautomaten beobachten?« Ray wechselte das Thema, um Zeit zu gewinnen, da man ihm nur einen Besuch hier oben zu-gestanden hatte.
    »Weil wir alles beobachten lassen«, erwiderte Piccolo. »Außerdem hat es Fälle gegeben, bei denen Minderjährige den Jackpot gewonnen haben.
    Die Kasinos wollten nicht zahlen, und sie haben vor Gericht nur gewonnen, weil sie mithilfe von Videos beweisen konnten, dass die Minderjährigen abgetaucht waren und Erwachsene an ihrer Stelle den Gewinn beansprucht hatten. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    » Gern «
    »Wir haben hier oben einen kleinen Raum, von dem aus man einen besseren Überblick hat.«
    Ray folgte den beiden über eine zweite Treppe zu einer kleinen ge-schlossenen Galerie, von der man den Spielsaal und den Überwachungs-raum sehen konnte. Eine Kellnerin erschien wie aus dem Nichts und fragte nach ihren Wünschen. Ray bestellte einen Cappuccino. Seine Gastgeber wollten Wasser.
    »Was halten Sie für das größte Sicherheitsrisiko?«, fragte Ray. Er sah dabei auf eine Liste mit Fragen, die er aus der Jacketttasche gezogen hatte.
    »Kartenzähler und Geber mit allzu flinken Fingern«, antwortete Piccolo.
    »Die kleinen Jetons kann man problemlos in Manschetten und Seitenta-schen verschwinden lassen. Fünfzig Dollar am Tag sind tausend Dollar im Monat, steuerfrei natürlich.«
    »Wie viele Kartenzähler kommen ins Kasino?«
    »Es werden immer mehr. Kasinos gibt es inzwischen in vierzig Bundesstaaten, daher fangen auch immer mehr Leute mit dem Glücksspiel an. Wir legen für alle potenziellen Kartenzähler ausführliche Akten an, und wenn wir glauben, dass einer von ihnen hier ist, bitten wir ihn einfach, das Kasino zu verlassen. Dazu sind wir berechtigt.«
    »Was war der bisher höchste Gewinn?«, wollte Ray wissen.

    Piccolo sah zu Barker hinüber. »Ohne die Spielautomaten?«, erkundigte sich dieser.
    »Ja.«
    »Einmal hat jemand an einem Abend hundertachtzig beim Craps gewonnen.«
    »Hundertachtzigtausend?«
    »Genau.«
    »Und die größte Summe, die Jemand verloren hat?«
    Barker nahm sein Wasserglas von der Kellnerin entgegen und kratzte sich kurz im Gesicht. »Drei Tage später hat derselbe Spieler zweihunderttausend verloren.«
    »Gibt es Spieler, die kontinuierlich gewinnen?« Ray warf einen Blick auf seine Notizen, als würde er eine seriöse akademische Untersuchung durchführen.
    »Ich verstehe nicht genau, was Sie damit meinen«, sagte Piccolo.
    »Nehmen wir an, ein Spieler kommt jede Woche zwei oder dreimal ins Kasino, spielt Karten oder Würfel, gewinnt mehr, als er verliert, und auf diese Weise sammelt sich im Laufe der Zeit ein hübsches Sümmchen an.
    Wie häufig kommt so etwas vor?«
    »Das ist sehr selten«, erwiderte Piccolo. »Sonst könnten wir das Kasino zumachen.«
    »Extrem selten«, warf Barker ein. »Es kommt schon einmal vor, dass jemand zwei oder drei Wochen lang eine Glückssträhne hat. Dann sehen wir uns den Spieler etwas genauer an und überwachen ihn, denn schließlich gewinnt er ja unser Geld. Früher oder später wird er zu viel riskieren und eine Dummheit machen, und dann bekommen wir unser Geld zurück.«
    »Langfristig gesehen verlieren achtzig Prozent der Spieler«, fügte Piccolo hinzu.
    Ray rührte seinen Cappuccino um und sah sich seine Notizen an. »Jemand kommt ins Casino, ein völliger Unbekannter, legt tausend Dollar auf einen Blackjack-Tisch und will dafür Hundert-Dollar-Jetons haben. Was passiert daraufhin hier oben?«
    Barker lächelte und ließ seine dicken Knöchel krachen. »Wir werden hellhörig. Wir beobachten ihn für ein paar Minuten, um festzustellen, ob er weiß, was er tut. Der Pit Boss wird ihn fragen, ob er ein Konto eröffnen will, und falls ja, haben wir seinen Namen. Wenn er es ablehnt, bieten wir ihm ein kostenloses Abendessen an. Eine der Kellnerinnen wird ihm ständig Drinks hinstellen. Wenn er nicht trinkt, ist das ein weiteres Indiz dafür, dass wir es mit einem ernsthaften Spieler zu tun haben.«

    »Profis trinken nie, wenn sie spielen«, fügte Piccolo hinzu. »Sie bestellen sich vielleicht einen Drink, um nicht aufzufallen, aber sie nippen nur kurz daran.«
    »Was meinten Sie mit ›ein Konto eröffnen‹?«
    »Die meisten Spieler wollen ein paar Extras«, erklärte Piccolo. »Ein

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