Der Ring
Miss.“
„Miss McKissic“, sagte sie.
„Sehr wohl, Miss McKissic.“
„Und haben Sie ein paar nette, saftige Einzelheiten zu Ohr bekommen?“
„Die saftigsten, Miss McKissic. Es reicht aus.“
„Alles hübsch säuberlich aufgezeichnet, da bin ich sicher. Damit Papa wieder seine Zustände kriegen kann, wenn er hört, was für eine arme Sau sein kleines Mädchen ist?“
„Alles hübsch aufgezeichnet, Miss McKissic.“
„Hmmmm.“ Sie stellte ihr übergekreuztes Bein wieder neben das andere und sah in das Fahrer-Abteil hinüber, wobei sie den Bildausschnitt der Sprechanlage mit einem kurzen Wink regulierte. Das Bild tastete über den leeren Sitz neben dem Fahrer und blieb bei dem Aufnahmegerät und der Richtungsstrahlkamera des Wagens stehen. Sie wußte, daß alles perfekt funktionierte: Phil war in solchen Sachen sehr gut.
Sie wandte sich wieder den unebenen Gesichtszügen des Mannes zu. „Ich nehme an, Sie möchten die Bänder nicht zufällig löschen …?“ erkundigte sie sich.
„Nein, Miss McKissic.“
„Auch nicht für eine … sagen wir, Entschädigung?“
„Nein, Miss McKissic.“
„Pamela.“
„Nein, Pamela.“
„Sie wissen ja nicht, was ich biete“, sagte sie. „Es könnte doch Geld sein.“
„Die Chance ist gering.“
Sie spreizte ihre Knie vor der Kamera, die das Bild für sein Sprechbild lieferte. „Was ist los, Phil, meinen Sie, daß Sie nicht Mann genug sind für diesen Lohn? Meinen Sie nicht, daß es Ihnen Spaß machen würde – dieses eine Mal? Vater hat Sie doch wohl nicht kastr… technisch impotent machen lassen, wie?“ Die Knie spreizten sich weiter auseinander. „Philly, meinen Sie nicht …“
„Nein, Pamela.“
„Meine kleinen Rüschenhöschen, Phil? Viel besser als die Mäuschen von der Lust-A.G.“
„Sieht mir mehr wie ein Gürtel aus.“ Er machte sich über sie lustig. Er war der einzige Angestellte, der es wagte.
Sie hielt ihren explosiven Zorn im Zaum. Und lächelte. „Kein Gürtel, Phil. Nett, weich, warm …“
„Miss McKissic, und wenn ich auch das sprichwörtliche Drei-Meter-Anhängsel aus Glastik hätte – ich versichere Ihnen, ich wäre nie in Versuchung, Sie damit … irgendwo zu berühren.“
„Dann sind Sie ein Eunuch!“ Sie unterbrach die Verbindung und warf sich in den Sitz zurück, wobei sie sich keine Mühe mehr gab, die Wut zu verbergen, die sie fühlte.
Einen Moment später nahm sie den kameenhaften Ausdruck an und berührte den Kontrollknopf von neuem.
Das Gesicht des Chauffeurs auf dem Bildschirm hatte seinen Ausdruck nicht verändert. „Falls es ein Trost ist, Miss, ich fand die Vorstellung ziemlich aufreizend. Ihre Jungfräulichkeit, ,wenn man es wörtlich nimmt’, hat etwas Anziehendes. Wenn Ihr Kreisel so gut wäre wie Ihr Chassis …“
„Dann …?“
„Auf gar keinen Fall.“
„Warum denn? Wovor haben Sie Angst?“
„Wieso nehmen Sie an, daß es Furcht ist? Das Angebot war weder ernstgemeint noch attraktiv.“
Da hatte er ihren wunden Punkt berührt. „Man kann Ihnen nichts vormachen, was Philly? Aber Sie können mir auch nichts vormachen. Sie würden dieses Verhandlungsspielchen doch nicht mitspielen, wenn es Sie nicht interessieren würde. Also, was macht Ihnen nun Kopfzerbrechen?“
„Ich bin schon lange ein Mann Ihres Papas – wissen Sie noch? Ich mag es nicht, wenn man ihn anschwärzt.“
„Sie meinen – was ich diesem Beringten gesagt habe?“
„Genau.“
„Aber Philly, das war doch nur … nur Spaß. Ich wollte ihn doch nur reizen. Sie wissen schon.“
„Font weiß es nicht.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich verstehe Sie nicht, Phil. Wirklich nicht. Was bedeutet Ihnen dieser Verbrecher? Sie wissen doch, daß er mir scheißegal ist.“
„Ich weiß, daß Mister McKissic Mühe haben wird, Ihren Ruf vor der Wahrheit zu retten, und seinen Ruf vor Ihnen. Wieso haben Sie gesagt, er hätte Leukämie?“
Sie schüttelte den Kopf. „Da habe ich etwas Falsches gesagt, nicht wahr. Er hat gewußt, daß Leukämie heilbar ist.“
„Das meine ich nicht, Miss McKissic.“
„Nun, er hat mich bedrängt. Ich habe ihm etwas zu denken gegeben. Dem Beringten, meine ich. Jetzt hat er etwas, worauf er seine Hoffnung setzen kann. Ich wette, der gibt seine liebe Unschuld daran, mich zu heiraten.“
„In eineinhalb Jahren kommt die Lüge heraus.“
„Eineinhalb Jahre sind eine lange Zeit. Philly, glauben Sie, der möchte lieber die Wahrheit wissen? Daß Vater, wenn die fünf Jahre Ringzeit um sind,
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