Der Ring an meiner Hand
nicht für längere Zeit.“
„Aber genau das habe ich vor, cara . Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt. Und die Dauer unserer Ehe ist noch nicht entschieden.“
Sie starrte ihn an. „Und mehr hast du dazu nicht zu sagen?“
„Was könnte es sonst noch geben?“
„Eine Menge.“ Sie atmete tief ein. „Ich sehe ein, dass ich dich mit meiner Forderung nach einer Annullierung wütend gemacht habe. Aber kannst du nicht auch einsehen, dass du mich schon genug bestraft hast? Und mich gehen lassen? Uns beide gehen lassen?“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Glaubst du, dass ich nur deshalb hier bin? Um dir eine Lektion zu erteilen?“
„In deinen eigenen Worten: Was könnte es sonst noch geben?“
„Vielleicht, dass du eine wunderschöne Frau mit einem herrlichen Körper bist?“
Emily errötete. „Selbst wenn das stimmen sollte, wäre ich doch nur eine auf einer langen Liste. Das wissen wir beide. Also, bitte glaube nicht, dass bedeutungslose Schmeicheleien rechtfertigen können, was du mir letzte Nacht angetan hast.“
„Ich betrachte mich als getadelt.“ Er musterte sie eindringlich. „Zumindest verfügst du jetzt über einige Erfahrung, wenn du dir einen neuen Ehemann zulegst.“
„Unter den gegebenen Umständen ziehe ich es vor, Single zu bleiben. Aber da wir gerade bei dem Thema sind, du wirst doch wieder heiraten, oder?“
„Ja.“
„Wie kannst du dann hier bei mir sein? Was ist mit der Frau, die du liebst? Ich … ich nehme an, du liebst sie?“
„Das tue ich“, erwiderte er kühl. „Aber sie ist verheiratet, genau wie ich. Und da ich momentan nicht mit ihr zusammenleben kann, mache ich dich zu einem reizvollen Ersatz, carissima . Mit wem sonst sollte ich das Bett in der Zwischenzeit teilen, wenn nicht mit meiner Ehefrau, die ich in den letzten Jahren so grausam vernachlässigt habe?“
„Wir haben sehr unterschiedliche Vorstellungen von Grausamkeit“, sagte Emily schneidend. „Kümmert es sie denn nicht, dass du mit mir schläfst?“
„Sie weiß, dass unsere Ehe nur eine Zweckverbindung ist. Das trifft übrigens auch auf ihre zu. Und sie ist realistisch genug, um zu verstehen, dass mit diesen Arrangements Pflichten und unvermeidliche Kompromisse verbunden sind. Für uns liegt das Glück in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit oder gar der Gegenwart.“
„Was für eine unglaublich zynische Sichtweise. Ich würde nicht wollen, dass der Mann, den ich liebe, mit einer anderen Frau schläft.“
„Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Emilia“, sagte er sanft. „Ich bin sicher, ein Mann, den du liebst, täte nichts dergleichen. Sein Herz schlüge nur für dich.“ Rafaele lächelte. „Aber bis du deinen Prinzen findest, wirst du meine Ehefrau bleiben und deine Pflicht erfüllen.“
„Du bist sehr unnachgiebig, nicht wahr? Es gibt nichts, was ich sagen könnte, nichts, womit ich dich überzeugen könnte, mich aus dieser unaussprechlichen Situation zu entlassen.“
„Du übertreibst. Es ist schließlich keine lebenslängliche Haftstrafe.“
„Nein, aber es fühlt sich fast so an.“ Ihre grünen Augen blitzten feindselig. „Weiß deine zukünftige Frau, wie leichtfertig du Versprechen brichst?“
„Wenn ich ihr gegenüber mein Ehegelübde ablege, werde ich es halten.“ Ein harscher Unterton legte sich in seine Stimme. „Und wenn sie die meine ist, werde ich auch ganz ihr gehören. Es wird keine andere Frau geben … niemals. Nun, gibt es sonst noch etwas, was du mich fragen willst?“
„Nein“, erwiderte sie leise und versuchte den leisen Stich in ihrem Herzen zu ignorieren. „Wenn sie an deine zukünftige Treue glaubt, ist das ihre Sache. Ich schaue nach dem Abendessen“, sagte sie und stand auf.
In der Küche versuchte Emily, ihre Gefühle zu beruhigen, indem sie die Ofentür ruckartig öffnete und mit dem Geschirr lärmte. Doch die Wut und die Verwirrung, die sie gleichzeitig empfand, ließen sich nicht so leicht besänftigen.
Ich kann das nicht länger ertragen, dachte sie. Ich muss von ihm weg. Nur wie?
Selbst ohne den Schnee gab es kaum Orte, an denen Rafaele sie nicht aufspüren würde. Zudem waren ihre finanziellen Möglichkeiten begrenzt. Bis zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag kam sie nicht an ihr Vermögen.
Bisher hatten sie sich so selten gesehen, dass Emilys Abneigung gegen Rafaele ihre Beziehung nicht allzu sehr beeinträchtigte. Doch binnen der letzten vierundzwanzig Stunden fürchtete sie um die baldige Freiheit.
Die Annullierung
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