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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und sich hinterher an ihrer um so tieferen Enttäuschung zu weiden.
    Es war sein voller Ernst, so schmerzhaft für ihn diese Entscheidung auch war. Plötzlich wurde ihr klar, was sie bedeutete: Er schenkte nicht nur einfach einer Sklavin die Freiheit, er besiegelte auch sein eigenes Schicksal. Omar Khalid setzte damit endgültig alles aufs Spiel, was er jemals erreicht und jemals besessen hatte. Von einem wohlhabenden, einflussreichen und gefürchteten Mann war er bereits zu einem Flüchtling geworden, der sich mit Söldnern und Wegelagerern abgab, vom Herrn über Hunderte von Sklaven zu dem über eine Karawane, die sich auf einer verzweifelten Flucht vor einem Feind befand, vor dem man nicht fliehen konnte. Er hatte all das weggegeben, um das Herz einer Frau zu gewinnen, die er sich einfach hätte nehmen können. Und nun, wo er am Ende war, verlor er auch noch das, um dessentwillen er dieses Opfer gebracht hatte. Sie versuchte sich bewusst an all das Schreckliche zu erinnern, das er getan hatte, all das Leid, das von ihm ausgegangen war, all den Hass und die Wut, die sie ihm entgegengebracht hatte. Nichts davon wurde durch das ungeschehen gemacht, was sie gerade gehört hatte, und trotzdem war alles, was sie in diesem Moment für diesen großen, gebrochenen Mann empfand, Mitleid.

 
    18. K API T EL
     
    Saila weckte sie mit dem ersten Licht des neuen Morgens. Robin war gleichzeitig kalt und heiß. Die Sonne stand noch nicht hoch genug, um über den Mauern der verfallenen Festung sichtbar zu sein, aber es lag bereits ein Hauch trockener Hitze über dem Land. Ihr Gesicht fühlte sich schon wieder warm an und ihre Lippen waren so spröde und rissig wie zuvor. Dennoch war die grausame Kälte durch Robins dünne Decke und ihre Kleider gekrochen und hatte sich so tief in ihre Knochen eingenistet, dass sie zitternd die Arme um den Körper schlang und sich die Decke wie einen zweiten Mantel über die Schultern legte, als sie sich aufrichtete.
    Rings um sie herum erklangen die vertrauten Geräusche des Lagers, und Robin sah sich blinzelnd um, versuchte die letzte Benommenheit des Schlafs abzuschütteln. Die meisten Männer waren bereits damit beschäftigt, die Kamele zu beladen, die letzten Feuer zu löschen und, so gut es ging, die Spuren ihrer Anwesenheit zu tilgen. Sie ließ ihren Blick weiterwandern, entdeckte Harun, der nicht weit entfernt mit dem Rücken gegen einen Mauerrest gelehnt dasaß und immer noch schnarchte; sie lächelte flüchtig und sah sich weiter um. Erst nach einigen weiteren Augenblicken wurde ihr klar, dass sie nach Omar suchte.
    Die Erkenntnis erschreckte sie, sodass sie hastig den Kopf senkte. Neben ihr, in dem feinkörnigen roten Sand, der auch das Innere des Burghofes wie eine fingerdicke Schicht bedeckte, lag eine blutrote Rose.
    »Allah!«, keuchte Saila.
    Robin sah verwirrt auf und erblickte nackten Schrecken im Gesicht der Araberin, die abwechselnd sie und die Rose anstarrte.
    »Was hast du?«, fragte sie.
    Sie wollte die Hand nach der Rose ausstrecken, aber Saila griff rasch nach ihrem Arm und zog ihn energisch zurück. Überrascht von ihrer eigenen Geste, rutschte sie auf den Knien ein kleines Stück von Robin fort, ohne den angstvollen Blick von der Blume zu wenden. Robin wagte es nicht, ein zweites Mal danach zu greifen. »Was soll das?«, fragte sie.
    Bevor sie antwortete, sah Saila sich rasch nach allen Seiten um, als hätte sie Angst, dass jemand ihre Worte hören konnte. »Diese Rose«, sagte sie. »Woher kommt sie? Wer hat sie dorthin gelegt?« Sie sog hörbar die Luft ein. »Sie… sie stammt doch nicht von Melikaes Rosenbusch, oder?«
    Statt zu antworten, betrachtete Robin sich die einzelne Rose genauer. Jemand musste sie sorgsam dort in den Sand gelegt haben, wie eine Blüte, die ein liebender Gatte seiner Frau morgens im Schlaf auf das Kopfkissen bettet; sogar sämtliche Dornen waren vom Stängel entfernt worden. Wieder dachte sie an Omar, und plötzlich war sie nicht mehr ganz sicher, dass er sein Versprechen tatsächlich halten und sie freilassen würde, sobald sie Palmyra erreichten. Sonderbarerweise empfand sie bei diesem Gedanken keinen Zorn, nicht einmal Enttäuschung.
    »Verflucht sei der Narr, der diese Rose gebrochen hat«, sagte Saila.
    »Er beschwört Unglück auf uns alle herab.«
    »Aber es ist doch nur eine Blume«, sagte Robin.
    »Dies ist ein besonderer Ort«, beharrte Saila. »In der Wüste, und ganz besonders an einem Ort wie diesem, haben die Dschinn große

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