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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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dieses Schreiben nachgedacht und einen Weg gefunden, wie wir Angie nach Bixby schaffen können, ob sie nun will oder nicht.
    Wir müssen allerdings alle zusammenarbeiten.“ Er blickte von einem zum anderen und hatte sein allwissendes Sehergesicht aufgesetzt.
    Dess seufzte und fragte sich, ob noch irgendjemandem aufgefallen war, dass die Dinge immer total aus dem Ruder liefen, wenn sie alle fünf irgendwas gemeinsam machten.
    „Aufgepasst, Leute!“, sagte Melissa plötzlich. „Es hört auf.“
    Rex schnappte sich den bekritzelten Zettel vom Tisch. „Haltet euch bereit.“
    Jonathan zog sich energisch nach unten auf seinen Stuhl.
    Melissa legte ihre Finger wieder an die Schläfen, so wie in dem Moment, als die Finsternis angefangen hatte. Dess versuchte sich zu erinnern, was sie getan hatte – vermutlich hatte sie Melissa angesehen und sich gefragt, warum die bloß so herumschrie.
    Sie wandte sich der Gedankenleserin zu und bedachte sie mit einem entsprechend verächtlichen Blick.
    Wenige Sekunden später ruckelte die Erde noch einmal.
    Das kalte, blaue Licht wich aus der Cafeteria, die um sie herum zu einer Masse aus Bewegung, Geräusch und Sonnenlicht explodierte. Die siebzehn Pommes segelten auf ihren diversen Flugbahnen, zweihundert Münder kauten weiter, und Rex’
    Pudding fing wieder an zu wackeln.
    Dess zog Rex am Arm und sah auf seine Uhr, die sie mit der Zeit auf ihrem GPS-Empfänger verglich. Diese Finsternis war kürzer gewesen als die letzte, sie hatte nur sieben Minuten und zwölf Sekunden gedauert. Sie war aber dem gleichen Muster gefolgt: drei mal 144 Sekunden.
    Nachdem sie vorbei war, erlaubte sich Dess einen tiefen Seufzer. Auch wenn sie sich noch so sicher war, dass das große Ereignis in drei Wochen stattfinden würde, war sie erleichtert, dass es nicht das Ende gewesen war.
    Diesmal jedenfalls nicht.

brillanter plan
    11.07 Uhr nachts
13
    In Broken Arrow hatte sich nicht viel verändert, soweit Rex sehen konnte.
    Die Stadt war noch immer Bixbys kleine Schwester, Gebäude mit mehr als ein paar Stockwerken sah man in der Skyline nicht. Gleich hinter der Stadtgrenze standen klappernde Ölbohrtürme und Süßhülsenbäume, und statt der grünen Rasenflächen gab es in den Vorgärten oft nur nackte Erde. Heimische Wüstensträucher waren zur Bodenbefestigung angepflanzt, die wesentlich weniger Wasser brauchten als Rasen –
    und eigentlich besser aussahen, fand Rex. Aber wer in Bixby keinen echten Rasen hatte, war entweder arm oder faul, was für die meisten Leute mehr oder weniger auf das Gleiche hinauslief.
    Er fuhr vorsichtig, achtete auf Straßenschilder und verfolgte genau die Route, die Dess für ihre Berechnungen verwendet hatte. Sie hatte sich über diesen Teil des Plans beschwert, weil die Berechnungen von zu vielen Komponenten beeinflusst werden konnten – davon, wie schnell Rex fuhr, vom Luftdruck in den Reifen, sogar von der Außentemperatur. Sie hatte sich ausgiebig über sogenannte „Dämpfe“ beschwert.

    Rex konnte an all das nicht denken. Er war vollauf damit beschäftigt, diese rumpelnde, stinkende, menschliche Maschine zu fahren. Seine Reflexe funktionierten inzwischen viel schneller, aber Kunststoff und Metalle im Wagen machten ihn nervös.
    Obendrein gab es diverse Möglichkeiten, wie der Plan schiefgehen konnte. Die exakt bemessene Benzinmenge im Tank des Fords war nur eine davon.
    Es fühlte sich seltsam an, ohne Melissa in ihrem Auto zu sitzen. Angie hatte jedoch drei Bedingungen gestellt: dass sie sich nicht später als elf Uhr trafen, dass sie nicht einmal in die Nä-
    he von Bixby fahren würden und dass Rex allein kam.
    Er erinnerte sich, wie nervös Angies Stimme am Telefon geklungen hatte. Rex wollte jedoch nicht, dass sie zu nervös war.
    Er würde keine Informationen aus der Frau herauskriegen, wenn Gewalt mit ins Spiel kam.
    Er fand die Ecke, die Angie angegeben hatte, zwei enge Hintergassen, die zwischen dunklen Lagerhallen aufeinandertrafen, den Beutezeichen menschlicher Armseligkeit – der beste Ort, um Rex verschwinden zu lassen, falls Angie das vorhatte.
    Natürlich hätte sich die Familie nicht so viel Mühe gemacht, wenn Rex in ihren Plänen noch eine Rolle spielen würde.
    Dennoch war er erleichtert, dass er allein im Auto saß und nicht alle fünf zusammen. Die Grayfoots waren alte Hasen, wenn es darum ging, Leute verschwinden zu lassen.
    Angie war bereits da. Sie trug einen knielangen Ledermantel und rauchte eine Zigarette. Sie warf ihm einen

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