Der Ritter von Rosecliff
bleibende Erinnerung - ein Kind!
Rhonwen legte unbewusst eine Hand auf ihren flachen Bauch. Konnte sie so kühn sein? Konnte sie Jasper verführen?
Sie war nicht die Einzige, die das versuchte. »Wollt Ihr ganz allein in der Küche bleiben, Mylord?«, fragte Gert und die Einladung in ihrer Stimme war unüberhörbar.
»Ich muss noch meine Abendrunde machen«, erwiderte Jasper, und Rhonwen hörte das Klirren eines Schlüsselbunds. Natürlich - es war Jasper, der das hintere Tor abschloss! Aus seinen Worten ging hervor, dass es noch unverschlossen war. Sie könnte jetzt also fliehen...
Wenn sie vernünftig wäre, würde sie diese einmalige Gelegenheit nutzen.
Aber Jasper war so nahe ... Sein Gesicht tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, sein prächtiger Körper. Ob er mit ihr schlafen würde, wenn sie zu ihm ginge? Sie wünschte es sich so sehr.
Verdammt , verfluchte sie ihre Torheit. Du Närrin!
Aber hatte nicht auch sie das Recht auf ein wenig Freude im Leben? Konnte sie nicht wenigstens eine kurze Stunde in seinen Armen erleben, bevor sie fortging? Eine Stunde Freude und Glück - war das zu viel verlangt?
Die beiden Frauen verließen die Küche. Jasper begleitete sie bis zur Schwelle und wünschte ihnen eine gute Nacht bevor er zu seinem kargen Mahl zurückkehrte. Rhonwen wusste, dass der Moment der Entscheidung gekommen war. Sie konnte sofort fliehen und ihn für immer vergessen - es jedenfalls ver su chen! Oder sie konnte zu ihm gehen ...
Und wenn er nichts mehr von ihr wissen wollte? Immerhin hatte sie seinen ehrbaren Heiratsantrag abgelehnt. Er hätte guten Grund, ihr zu grollen.
Sie schlich sich an die Küchentür heran. Wenn Jasper ihr die kalte Schulter bot, würde sie ihre ganze Fantasie einsetzen, um ihn umzustimmen. Hatte sie nicht von ihm gelernt wie leicht es war, einen Körper in Glut zu versetzen? Sie würde ihn küssen und streicheln, bis sein Widerstand erlahmte.
Ja, sie würde Jasper verführen ...
Kapitel 18
Jasper starrte in seinen leeren Weinbecher. Gert hatte ihm ein eindeutiges Angebot gemacht und ihre eifrigen Bemühungen hätten ihn von seinem Elend abgelenkt jedenfalls für eine Stunde oder so. Und danach wäre er vermutlich eingeschlafen - weitere Stunden seligen Vergessens.
Doch irgendwann hätte der Morgen gegraut und ihn an die bittere Wahrheit erinnert: Rhonwen wollte ihn nicht haben.
Nein, er hätte heute Nacht nicht mit Gert schlafen können! Auch nicht mit irgendeiner anderen Frau außer mit der einen, die ihn nicht haben wollte!
Sein Heiratsantrag hätte Rhonwen überrascht. Auch er selbst war überrascht gewesen, dass er sich zu diesem Entschluss durchgerungen hatte, aber eine Ehe schien. die einzig mögliche Lösung ihres Problems zu sein, und er war erleichtert gewesen, als er die entscheidenden Worte über die Lippen gebracht hatte. Doch Rhonwen hatte ihm einen Korb gegeben ... und ihm gleichzeitig den Appetit an anderen Frauen geraubt.
Verdammt wie war so etwas nur möglich?
Jasper. ließ seinen Kopf auf die Rückenlehne des Stuhls sinken und starrte an die Decke. Die einst goldfarbenen Eichenbalken waren von Rauch geschwärzt und der ganze Raum war mit Essensgerüchen durchtränkt. Er hielt sich schon viel zu lange in Rosecliffe auf ... Bei seiner Ankunft war diese Küche ganz neu gewesen ...
Er hob den Kopf und griff nach dem Brot legte es aber gleich wieder weg. Ihm war nicht nach Essen zumute. Er konnte Rhonwen nicht ewig meiden, wie er es heute nach dem katastrophalen Ende seines Heiratsantrags gemacht hatte. Und er würde endlich entscheiden müssen, was mit ihr geschehen sollte. Sie in Rosecliffe zu behalten wurde von Tag zu Tag sinnloser. Mit Hilfe einer Geisel den Frieden zu sichern klappte nur, wenn der Geiselnehmer bereit war, seine Gefangene notfalls für Vergehen ihrer Kameraden zu bestrafen. Wenn er das nicht übers Herz brachte ...
Die Türangeln quietschten.
»Verschwinde!«, knurrte er, ohne aufzuschauen. Das war bestimmt die aufdringliche Gert!
»Jasper!«
Sein Kopf schoss in die Höhe, aber er blieb sitzen. All seine Sinne waren sofort geweckt worden, so als hätte er sich in eine Schlacht gestürzt. Anspannung, Nervosität Erwartung, Furcht ...
Das Blut dröhnte in seinen Ohren, aber seine Hand zitterte nicht als er den Weinbecher an seine Lippen führte. Erstaunlich! Doch er wusste nicht ob auch seine Beine ihm gehorchen würden, und deshalb blieb er lieber sitzen.
»Jasper«, sagte sie wieder, leise und atemlos.
»Was?«
Er
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