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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihr.

Das Kuratorium des St.-Emanuel-Krankenhauses tagte. Ohne Brigitte Teschendorff. Sie hatte sich durch ihren Mann entschuldigen lassen.
    »Der infame Artikel hat sie zutiefst getroffen!« sagte Teschendorff mit vor Erregung bebender Stimme. »Was uns bewegt, ist nicht die interne Sympathie oder Antipathie des Kuratoriums, sondern der Sauartikel dieses Artur Sporenka. Ich schlage vor, daß wir als Kuratorium uns beleidigt ansehen und eine Klage gegen den ›Wiener Morgengruß‹ einreichen.«
    »Bravo!« rief Karel Barnowski.
    »Und warum?« Baron v. Boltenstern senkte seinen Ebenholzstock. »Wenn Sporenka die Richtigkeit seiner Behauptungen beweist?«
    »Das kann er nie!«
    »Er muß einen blendend unterrichteten Informanten haben.«
    »Unser unsichtbarer Gegner muß über nicht geringe Mittel verfügen.« Baron v. Boltenstern nahm aus einer Krokodilledertasche eine Zigarre heraus, schnitt die Spitze ab, beroch sie genießerisch und steckte sie sich umständlich an. So, wie das Aufgießen des Tees in Japan eine fast heilige Handlung ist, ein jahrelang erlernter Kult, so betrachtete Boltenstern das Anzünden einer echten Havanna wie etwas Feierliches.
    »Wissen Sie übrigens, daß Bergh erst vor ein paar Tagen eine Galle versaut hat?« fragte er nach dem Anbrennen der Zigarre und dem ersten Zug.
    Teschendorff zog die Augenbrauen hoch.
    »Das ist mir neu.«
    »Die Frau des Ministerialrates Wollny …«
    »Aber Baron!« Teschendorff lachte auf. »Herr Wollny war bei mir im Stadtbüro und hat sich über Bergh geradezu enthusiastisch ausgesprochen. Er hat sogar den Bundeskanzler von Berghs phantastischer Operation unterrichtet.«
    »Weil er nicht die Wahrheit weiß.«
    »Die Wahrheit?«
    »Frau Wollny wurde zweimal operiert. Einmal von Bergh – die Operation war gut. Zugegeben. Aber er muß etwas in der Galle vergessen haben. Und da kam die zweite, lebensgefährliche Operation.«
    »Und Bergh rettete die Frau. Vergessen hat er übrigens nichts! Es war eine plötzliche Entzündung.«
    »Sagt man. Ja, ja – und der gute Oberarzt Dr. Werth …«
    »Er hat assistiert! Bergh …«
    v. Boltenstern sog lächelnd an seiner Zigarre. Er war ganz Triumph und Freude. »Ich weiß von über jeden Zweifel erhabener Stelle, daß Bergh zur Zeit der Operation nicht in der Klinik, sondern woanders war. Er kann erst in den OP gekommen sein, als der Eingriff vom Oberarzt bereits vollendet war. Vielleicht hat er nur die Nähte begutachtet …«
    »Der Geheimpolizist des Kuratoriums!« rief Barnowski. »Woher wollen ausgerechnet Sie das wissen? Wo war denn der Professor?«
    »Halten Sie mich für so taktlos, Ihnen das zu verraten?«
    »Aha! Also eine Dame?«
    »Ich überlasse es Ihrer Phantasie!« Baron v. Boltenstern sah erst in die Runde. Es war plötzlich unheimlich still in dem großen Zimmer. »Ich möchte fast frivol sagen: Beten wir, daß es nicht in die Zeitung kommt.«
    Es kam in die Zeitung!
    Aber nicht durch Sporenka.
    Als die neuen Informationen – diesmal schriftlich, aber wie immer anonym – auf seinem Schreibtisch lagen, raufte er sich die Haare und nahm zwei Gallenpillen.
    »So ein schöner, so ein herrlicher Knüller!« stöhnte er. »Und ich kann nicht! O Himmel – mir platzt die Galle.«
    Den ganzen Tag über saß er brütend vor dem engbeschriebenen Blatt Papier, warf alles hinaus, was zu ihm kam, ließ sich nicht sprechen und wartete auf den Anruf der unbekannten Dame.
    Gegen Nachmittag kam er. Sporenka hielt den Hörer in der Hand, als könne er explodieren oder durch den Draht Gift in sein Ohr geträufelt werden.
    »Was halten Sie von dem Artikel?« fragte die verstellte weibliche Stimme. »Das ist das Ende Professor Berghs.«
    »Und das Ende des ›Morgengruß‹ und mein Ende, wenn das nicht stimmt!« jammerte Sporenka. »Wollen Sie vielleicht sagen, daß es sich so zugetragen hat?«
    »Genauso! Fragen Sie Dr. Werth.«
    »Einen Teufel werde ich! Woher wissen Sie es denn?«
    »Wenn ich Ihnen das sagte, brauchte ich nicht Sie, um es publik zu machen. Sie sind mein Sprachrohr zur Öffentlichkeit.«
    »Aber jetzt platzt dieses Sprachrohr! Bumm!« Sporenka hängte ein. Das hast du gut gemacht, Artur, dachte er. Aber …
    Er las noch einmal die Hauptstellen des Artikels. Sein Journalistenherz zuckte.
    »Eine Bombe!« sagte er knirschend. »Kinder, Kinder – eine Bombe! Damit könnte ich die ganze Medizin in die Luft sprengen …«
    Er nahm noch zwei Gallenpillen und legte einen Aktendeckel über das Papier, um es

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