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Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Titel: Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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Abend
    Berlin Martin Bormann 1900–1945
    Rücksprache mit Lammers mittags M. B. wie üblich z.[um] V.[ortrag] beim Führer. mittags dritter Großangriff Dresden
     
    Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes 1985 Kindersuchdienst UK – 03934 –
    weiblich Familienname: unbekannt
    Vorname: unbekannt
    angenommenes Geburtsdatum: 20.9.1944
    Fundort: Beim oder nach dem Bombenangriff auf Dresden am 12./13./14. Februar 1945
    Bekleidung: Sie war in eine Decke gewickelt Personenbeschreibung: Blaugraue Augen, mittelblondes Haar, kleine Narbe unbekannter Herkunft, 7 cm über dem linken Auge
     
    Meißen – Dresden Helmut Krause *1929
    Nach Mitternacht erfolgte ein zweiter Angriff auf die brennende Stadt. Als ich am nächsten Morgen mit meiner Schultasche zur gewohnten Zeit zum Bahnhof ging, fing mich ein HJ-Melder vor der Johannesschule ab. »Um Sieben auf dem Bahnhof zum Einsatz in Dresden!« rief er mir zu. Ich machte kehrt, zog mich um und sagte Mutti Bescheid.
    Nach und nach fanden sich etwa 40 Jungen, darunter auch Christian, am Bahnhof ein. »Die ganze Innenstadt brennt!« erfuhren wir. Gegen 9 Uhr setzte sich endlich ein Zug in Richtung Dresden in Bewegung. Am Abzweig Sörnewitz, wo er auf die Riesaer Strecketraf, hielt er lange an. In Coswig mußten wir ebenfalls warten. So ging es in Etappen weiter bis nach Radebeul West, wo wir gegen 1 1 Uhr ankamen und aussteigen mußten, weil die Strecke blockiert war. Wir marschierten auf der Dresdner Straße durch Radebeul. Vor uns stand eine riesige Rauchwolke, die den Himmel über Dresden verhüllte. Auch hier stockte der Verkehr. Wir kamen an leeren Straßenbahnen vorbei, die dort schon längere Zeit hielten. Als wir Radebeul-Ost erreichten, heulten erneut die Sirenen. Kaum waren sie verstummt, hörten wir über uns das gleichmäßige metallische Dröhnen eines Bomberverbandes, das ich von Surendorf her kannte. Unser Führer konnte uns gerade noch das oft geübte »Fliegerdeckung!« zurufen, da klatschten schon die ersten Stabbrandbomben vor uns auf das Pflaster. Wir stoben in die Häuser einer Straße auseinander, die in schrägem Winkel auf den Radebeuler Bahnhof zuführte. Christian und ich blieben zusammen. Weil wir im Keller nur alte Leute und Frauen mit Kindern antrafen, wagten wir uns auf den Boden. Zwei Brandbomben hatten das Dach durchschlagen, von denen eine gezündet, aber noch keinen Brand entfacht hatte. Wir schaufelten sie in einen Eimer und warfen sie aus dem Treppenhausfenster, die andere hinterher. Durch Kontrollgänge überzeugten wir uns davon, daß keine weiteren Bomben das Haus getroffen hatten. Nach der Entwarnung sammelten wir uns auf der Straße, deren getroffene Häuser wir vor dem Abbrennen bewahrt hatten. Daß dies neben der glücklichen Heimkehr der einzige Erfolg unseres Einsatzes bleiben sollte, ahnten wir nicht, als wir weiter in Richtung Dresden losmarschierten.
    An der Leipziger Straße in Dresden-Neustadt stießen wir auf ein Fabrikgebäude, in dem das Feuer wütete und zu den Fenstern herauslohte. Der Rauch verdunkelte den Himmel und biß uns in die Augen. Am Japanischen Palais, in dem die Staatsbibliothek untergebracht war, bemühte sich die Meißner Feuerwehr, den Brand mit Elbwasser zu löschen. In die Augustusbrücke hatten Sprengbomben große Löcher gerissen, durch die wir auf die Elbe blickten und die wir umgehen mußten. Von der Altstadt war vor Rauch nichts zu sehen. Vor der Brühlschen Terrasse lagen verbrannte Menschen, die auf Kindergröße zusammengeschrumpft waren. An der zum Terrassenufer hinabführenden Rampe lehnte ein ausgebrannter dreirädriger Lieferwagen, beladen mit den Mumien von Menschen, die dem Feuer hatten entfliehen wollen. Am Terrassenufer ragten die Gerippe ausgebrannter Dampfer aus der Elbe. Wir stiegen die Terrassenstufen hinauf in der Hoffnung, von oben einen Überblick gewinnen zu können. Doch der Rauch versperrte jede Sicht. Nur einmal lichtete er sich für einen Moment und gab einen Blick auf die schemenhaft aus dem Dunst auftauchende Kuppel der Frauenkirche frei, der die Laterne fehlte. Wenigstens sie steht noch, dachte ich. Am nächsten Morgen stürzte sie zusammen, weil die vom Brand geschwächten Pfeiler ihre Last nicht mehr tragen konnten. Angesichts der noch immer brennenden und vom Rauch verdunkelten Stadt sahen wir ein, daß wir hier nur noch uns selbst retten konnten. Gegen 16.00 Uhr traten wir den Heimweg an, um noch vor Einbruch der Dunkelheit aus der Stadt zu sein, wenn ein erneuter

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