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Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Titel: Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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und sah aus, wie ein gebrochener Mann. Aber dann kam ein leidenschaftlicher Wutausbruch; seine Adern schwollen an und er wurde rot wie ein Hummer. Vier aus seinem Stab beobachteten die Szene. »Wenn ich die Vollmacht hätte«, schrie er, »würde ich diesen feigen und zu nichts zu gebrauchenden Reichsmarschall anklagen. Er sollte vor den Volksgerichtshof gestellt werden. Was für eine Bürde an Schuld hat dieser Parasit auf sein Haupt geladen durch seine Schlampigkeit und sein Interesse ausschließlich an seiner Bequemlichkeit. Warum hat der Führer nicht auf meine frühen Warnungen gehört? Man hat mich immer einen Pessimisten genannt und einen unwissenden Zivilisten, der von militärischen Angelegenheiten nichts versteht!«
    In diesem Stil erhob er massive Anschuldigungen gegen Reichsmarschall Göring, sie dauerten eine halbe Stunde, und im Unterton waren sie auch gegen Hitler gerichtet. Nach den ersten Worten schloß Dr. Naumann das Fenster, das auf den Wilhelmsplatz hinausging.
    An diesem Tag erzählte Goebbels auch, was Reichskommissar Terboven über ein Gespräch berichtete, das er mit Göring hatte. Terboven besuchte Karinhall. Es war Sonntag, und der Himmel über Deutschland war schwarz von amerikanischen Bombern. Göring forderte von dem diensthabenden Adjutanten denLuftlagebericht für Karinhall und Umgebung an. »Im Augenblick nichts zu berichten«, kam die Antwort. Göring sagte daraufhin zu Terboven: »In Ordnung, lassen Sie uns ein wenig jagen gehen.«
    Goebbels fuhr dann aufgebracht fort: »Ist es nicht eine Schande, wenn der Oberbefehlshaber unserer Luftwaffe an einem Tag wie diesem in den Wald auf die Jagd geht, anstatt von Kampfgruppe zu Kampfgruppe zu fahren, um den Besatzungen Mut zu machen? Macht es einen nicht rasend, wenn man daran denkt, daß er auf die Jagd anstatt in die Flugzeugfabriken fährt und die Saboteure hinauswirft, die die Produktion aufhalten? Es ist ein Verbrechen gegen das Volk, die Zeit untätig zu verbringen, anstatt die Raffinerien für synthetisches Öl aufzusuchen und ihre Reparatur zu beschleunigen.«
    Aber Goebbels kämpft gegen Windmühlenflügel, und er erhält keine Unterstützung von Hitler bei seinen Angriffen auf Göring.
     
    (Berlin) Joachim von Ribbentrop 1893–1946
    Eine Szene aus den letzten Wochen sei hier noch erwähnt. Eines Tages, es war kurz nach den schweren Luftangriffen auf Dresden, rief mich Botschafter Hewel an: Der Führer wolle auf einen ihm gemachten Vorschlag hin für jeden in Dresden getöteten Zivilisten einen Kriegsgefangenen als Repressalie erschießen lassen. Die Wehrmacht und auch die Parteileitung habe dagegen Stellung genommen, aber der Führer bestehe darauf, weil die Greuel in Dresden, wo Zehntausende von Frauen und Kindern getötet wurden, zu furchtbar seien. Der Führer wolle jedoch mit mir wegen der GenferKonvention sprechen. Ich habe daraufhin um sofortigen Empfang gebeten. Hitler erwartete mich im Garten der Reichskanzlei. Ich sagte ihm, daß der ihm gemachte Vorschlag keinesfalls durchgeführt werden dürfe, wies auf die schweren Folgen hin und gab ihm klar zu verstehen, daß ich kein Abgehen von der Genfer Konvention mitmachen würde. Der Führer wurde sehr erregt und schnitt mir kurz das Wort ab, hat aber dann doch angeordnet, daß der Befehl nicht gegeben wurde. Die Unterredung dauerte nur ganz kurz; aber obwohl Hitler mir nichts Endgültiges sagte, wußte ich, daß er den Befehl nicht geben würde. Botschafter Hewel kam kurze Zeit darauf zu mir und sagte, daß der Führer die Absicht gehabt habe, trotz gegenteiliger Stellungnahme von Wehrmacht und Parteiseite, den Befehl zu erteilen, und daß er erst durch meine Vorstellung davon abgelassen habe.
     
    Derschlag Grete Stöcker *1926
    Tiefflieger von 13 bis 18 Uhr. Züge beschossen in G’bach, Dieringhausen und Derschlag. Birkenbeuls Häuschen brannte durch Leuchtspur – gelöscht! Nachbarshäuser beschossen. Elternhaus durchschossen, Loch in Wand, Dach und Speichervorbau. Leuchtspur nicht gezündet. Vater Geschoss auf Kaninchenstall gefunden. Auf dem Bahnhof Zug schwer beschädigt. Mutter zum ersten Mal im Bunker, sie war ganz durcheinander. Gott sei Dank keine Bomben mehr.
     
    Meinigen Hans Müller 1927–1945
    Kürzlich wären wir beinah von Tieffliegern angegriffen worden. Sie kreisen schon ein; vorher haben sienoch einen Zug beharkt. Das sahen wir noch unterm Halten – etwas 1500 m entfernt. Dann sofort runter vom LKW! In den Wald! Gott sei Dank war alles da. Vorher

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