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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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nicht bereut.«
    »Wollen Sie denn nicht selbst das Handwerk erlernen? Oder irgendetwas Wunderbares, Bahnbrechendes bauen?«, fragte Lillian nach.
    »Mittlerweile nicht mehr. Ich führe ein glückliches Leben, mein Mann baut mir jede optische Gerätschaft, die ich mir wünsche, und die Arbeit im Laden macht Spaß. Mehr kann sich eine Frau doch gar nicht wünschen.«
    Damit hob sie die Teetasse wieder an die Lippen.
    Lillian wusste nicht, was sie davon halten sollte. Diese Frau hatte vielleicht ihre jugendlichen Träume mit ihr gemeinsam, doch warum verließ sie sich jetzt so auf ihren Mann?
    »Und was ist aus Ihrem Traum geworden, selbst optische Geräte zu bauen?«
    »Das habe ich ja nun nicht mehr nötig«, entgegnete Mrs Shirley lachend. »Nein, mein Mann kann das wesentlich besser. Und ich bin mit meinem Leben zufrieden.«
    Lillian wollte das nicht bezweifeln, doch wie um alles in der Welt kam Ravenfield nur darauf, dass diese Frau so sein sollte wie sie?
    Oder, und der Gedanke verursachte ihr ein unangenehmes Drücken in der Magengegend, sollte diese Frau sie zu der Einsicht führen, dass alles, was sie zum Glück brauchte, ein Ehemann war, der für sie sorgte?
    Als sie schließlich wieder aufbrachen, war Lillian ein bisschen enttäuscht. Mrs Shirley war nett gewesen, aber sie war keineswegs eine Gleichgesinnte. Werde ich vielleicht auch so enden, wenn ich erst einmal verheiratet bin?, fragte sich Lillian besorgt, schüttelte dann aber energisch den Kopf. Nein, ich werde meinen Traum, Astronomin zu werden, wahr werden lassen.
    »Und, wie hat Ihnen das Gespräch mit Mrs Shirley gefallen?«, fragte Jason gut gelaunt, beinahe eine Spur zu fröhlich.
    »Es war sehr nett«, antwortete Lillian höflich und versagte es sich, darauf hinzuweisen, dass diese Frau und eine Wissenschaftlerin ungefähr so viel gemeinsam hatten wie Äpfel mit einem Wassereimer. »Fahren wir jetzt wieder zur Mission zurück?«
    Ravenfield wirkte überrascht. »Ich hatte damit gerechnet, dass Sie noch ein wenig die Läden in der Stadt unsicher machen wollen.«
    »Nein, eigentlich nicht«, entgegnete Lillian, noch immer ein wenig konsterniert von dem enttäuschenden Gespräch. »Im Moment brauchen wir jeden Penny für die Sternwarte, und ich habe mir erst vor Kurzem ein Kleid gekauft.«
    »Und wenn ich Ihnen eines schenke?«
    Lillian schüttelte den Kopf. Vielleicht ohrfeige ich mich später dafür, dachte sie, doch im Moment war sie nicht bereit, ein solches Geschenk von Ravenfield anzunehmen.
    »Vielen Dank für das Angebot, aber wissen Sie, ich möchte meinen Großvater nicht allzu lange allein lassen. Er ist bei unserer Nachbarin zwar in guten Händen, aber mir wäre wohler, wenn wir so bald wie möglich zurückkehren könnten. Es sei denn, Sie haben noch etwas vor.«
    Ravenfield sah sie an, als verstünde er die Welt nicht mehr. Anstatt mit Charme und Witz zu reagieren, verhärteten sich seine Züge plötzlich.
    »Ich muss noch bei der Woolcompany vorbeischauen«, sagte er ein wenig verärgert. »Deshalb mein Vorschlag mit dem Einkauf.«
    »Ich kann auch sehr gern auf Sie warten. Hier in der Stadt gibt es so viele interessante Dinge zu sehen.«
    Ravenfield nickte und half ihr dann auf den Wagen. Bis sie die Woolcompany erreicht hatten, sprach er kein einziges Wort.
    »Meine Besprechung wird ungefähr eine Stunde dauern«, bemerkte er knapp, als sie vor dem strahlend weißen, dreistöckigen Gebäude haltmachten.
    »Ich werde mich zu beschäftigen wissen«, erklärte Lillian.
    Ravenfield nickte nur und verschwand dann im Gebäude.
    Lillian war sicher, dass sie ihn verärgert hatte, aber sie hielt es für richtig, ihm zu zeigen, dass sie kein gewöhnliches Mädchen war, das auf glückliche Zufälle hoffen musste, um wenigstens in die Nähe ihres Traumes zu kommen. Deutlicher denn je merkte sie nun, dass sein Verhältnis zu ihr seit dem Gespräch im Hotel deutliche Risse bekommen hatte. Und irgendwie beschlich sie auch immer mehr das Gefühl, dass sie nicht mit ihm hätte fahren sollen.
    Es sind ja nur knapp zwei Tage bis nach Hause, sagte sie sich, und innerlich freute sie sich schon wieder auf ihr warmes Bett in der Mission. Um nicht die ganze Zeit wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Kutschbock zu sitzen, kletterte sie vom Wagen und schlenderte die Straße hinunter.
    Die Läden, die es hier zu sehen gab, waren wirklich sehr schön. Wenn sie mit Adele oder Samantha unterwegs gewesen wäre, hätten sie bestimmt den einen oder anderen

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