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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Wohnung in der Hantverkargatan. Kalle fiel zwei Mal hin, als der Busfahrer Vollgas gab und anschließend eine Vollbremsung hinlegte, um die verstopften Kreuzungen entlang der Scheelegatan zu überqueren.
    Während ihm der Schweiß den Rücken hinablief und die Luft sich mit Kohlendioxid und ausgehusteten Bazillen anreicherte und immer stickiger wurde, schwor Thomas sich, ab jetzt jegliche Parteipolitik zu ignorieren und nur noch die Partei zu wählen, die eine Lösung für die Verkehrsprobleme des Großraums Stockholm präsentierte.
    »Ist Mama zu Hause?«, fragte seine Tochter, als sie endlich im zweiten Stock von Hausnummer 32 angekommen waren.
    »Sie ist im Norden«, sagte Kalle. »Das hat sie doch gestern gesagt.«
    »Ist Mama zu Hause?«, fragte Ellen wieder und wandte sich diesmal im gleichen hoffnungsvollen Ton an Thomas.
    Er sah ihre treuherzigen Augen, die roten Wangen, den Rucksack Das Leben überwältigte ihn für einen Moment, oh, mein Gott was haben wir nur getan?
    Welch eine Verantwortung haben wir übernommen? Wie sollen wir das nur schaffen? Wie sollen die Kinder in dieser verdammten Welt überleben?
    Er musste schlucken, beugte sich zu seiner Tochter hinunter, zog ihr die Mütze vom Kopf.
    »Nein, mein Schatz, Mama ist arbeiten. Sie kommt erst morgen wieder nach Hause. Hier, nimm mal die Mütze, damit ich aufschließen kann.«
    »Was gibt es zu essen?«, erkundigte sich sein Sohn. »Elchfleischklößchen mit Knoblauch und Wurzelgemüse aus dem Ofen.«
    »Mmh«, sagte Ellen. »Lecker«, meinte Kalle.
    Die Luft, die ihnen aus der Wohnung entgegenschlug, war abgestanden und ein wenig kühl. Die Straßenlaternen warfen zitternde blaue Schatten auf die Stukkaturen an der Decke.
    »Machst du mal Licht, Kalle?«
    Die Kinder mussten sich allein ausziehen, während er in die Küche ging und den Ofen anstellte. Annika hatte eingefrorenes Essen in Plastikdosen bereitgestellt, damit sie es in der Mikrowelle warm machen konnten, aber er zog den guten alten Umluftherd vor.
    »Dürfen wir am Computer spielen, Papa?« »Wenn ihr ihn allein zum Laufen bekommt.« »Hurra!«, rief der Junge und lief in das Arbeitszimmer. Thomas setzte sich mit den Teilen der Tageszeitung, zu denen er am Morgen nicht gekommen war, an den Tisch – neuer Terror ln Nahost, die Aktienkurse waren gefallen, die Pharmaindustrie gab Gewinnwarnungen bekannt. Doch plötzlich merkte er, dass sich ein unangenehmer Geruch ausbreitete.
    Er warf die Zeitung hin, stand auf und sah sich in der Küche um. Als er den Unterschrank der Spüle öffnete, schlug ihm der Gestank mit voller Wucht entgegen.
    Fischabfälle.
    Auf einmal fiel ihm wieder ein, dass Annika ihn an den Müll erinnert hatte, ehe sie gestern Morgen gegangen war.
    Er bückte sich angeekelt, da klingelte sein Handy im Flur. Schnell machte er die Schranktür wieder zu und lief aus der Küche, um an den Apparat zu gehen.
    Es war seine Kollegin vom Landtagsverband.
    »Die Broschüren sind aus der Druckerei gekommen«, sagte Sophia Grenborg.
    »Mir ist klar, dass du schon zu Hause bist, aber ich hatte so eine Ahnung, dass du sie gern sofort sehen würdest.«
    »Ach, das ist aber nett von dir«, sagte Thomas. »Natürlich will ich sie sehen.
    Kannst du mir ein paar in meine Wohnung in der Hantverkargatan bringen lassen?«
    Er ging in die Küche zurück und öffnete das Fenster einen Spaltbreit, um den Geruch des verrottenden Fisches hinauszulassen.
    »Ja«, sagte seine Kollegin abwesend, als würde sie sich Notizen machen. »Das ist auf Kungsholmen, nicht wahr?«
    Er gab ihr den Türcode, damit sie ihn an den Kurierdienst weitergeben konnte.
    »Übrigens hat das Ministerium eben angerufen«, fuhr sie fort, »Cramne wollte wissen, ob wir die Abendbesprechung vorverlegen könnten, und zwar auf morgen.«
    Thomas blieb stehen, sah auf den Hinterhof hinaus. Er würde sein Tennisspiel absagen müssen.
    »Na ja«, sagte er. »Meine Frau ist verreist und kommt erst morgen Nachmittag nach Hause, nächsten Montag würde mir eigentlich besser passen.«
    »Er hat ziemlich deutlich gemacht, dass er am Montag nicht kann«, erwiderte Sophia. »Sollen wir uns ohne dich treffen?«
    Die Vorstellung, ausgeschlossen zu werden, kränkte ihn und ließ ihn kurz verstummen.
    »Nein, nein«, erklärte er dann schnell, »Annika kommt kurz nach fünf, gegen sieben ginge es also …«
    »Okay, dann gebe ich das so weiter. Bis morgen Abend …« Er ließ sich mit dem Handy in der Hand auf den Stuhl sinken, das Geräusch der

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