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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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in Annikas Ohr wider, als die Mutter von Linus in Svartöstaden den Hörer auf einem Holztisch ablegte. Es rauschte, Schritte entfernten sich und kehrten wieder zurück.
    »Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten«, sagte die Frau müde, »ich habe ihn gefunden. Hier steht:
Was denn soll das Kriterium dafür sein, ob ein junger Mensch revolutionär ist? Wie kann man das feststellen? Es gibt nur ein Kriterium: Will er sich mit den breiten Massen der Arbeiter und Bauern verbinden, und tut er das auch tatsächlich oder nicht. Wenn er sich mit den Arbeitern und Bauern verbinden will und das tatsächlich tut, ist er revolutionär, andernfalls ist er nicht revolutionär oder konterrevolutionär.«
    Annika sah mit weit aufgerissenen Augen Berit an und griff nach einem Stift.
    »Könnten Sie das bitte langsam wiederholen? Ich würde es mir gern aufschreiben. Was denn soll das Kriterium dafür sein, ob ein junger Mensch revolutionär ist?«
    »Wie kann man das feststellen? Es gibt nur ein Kriterium: Will er sich mit den breiten Massen der Arbeiter und Bauern verbinden, und tut er das auch tatsächlich oder nicht.«
    »Wie kann man das feststellen? Es gibt nur ein Kriterium …«
    Berit nickte und mimte: Mao, Viveka Gustafsson las weiter.
    »Haben Sie der Polizei davon erzählt?«, fragte Annika, nachdem sie das Gehörte aufgeschrieben hatte.
    »Nein«, antwortete die Frau, und zum ersten Mal klang sie wieder ein wenig lebendig in ihrem Erstaunen, das eines Tages wieder ihre Neugierde und schließlich auch die wahre Lebensfreude wecken würde. »Hätte ich das tun sollen?«
    »Wie sieht der Brief aus?«
    »Na ja«, meinte die Frau, »wie sieht er aus? Es ist ein ganz gewöhnliches Blatt aus einem Schreibblock.« »A4? Liniert?«
    »Blaue Linien. Ist das wichtig?« »Haben Sie den Briefumschlag noch?«
    »Ja, er ist hier.« »Wie sieht er aus?«
    »Wie er aussieht? Es ist ein ganz normaler kleiner weißer Briefumschlag, so groß wie ein zweimal zusammengefaltetes Blatt. Adressiert an uns, Familie Gustafsson. Eine gewöhnliche Briefmarke, abgestempelt in … was steht hier? In Lulea, aber ich kann das Datum nicht lesen.«
    »Was ist auf der Briefmarke zu sehen?«
    Die Frau schwieg einen Moment.
    »Jemand, der Eishockey spielt.«
    Annika kniff die Augen fest zu und versuchte ganz ruhig zu bleiben.
    »Ich denke, Sie sollten die Polizei anrufen und erzählen, dass Sie diesen Brief bekommen haben. Ich werde vielleicht in unserer Zeitung schreiben, dass Sie diesen Brief erhalten haben, wäre das in Ordnung?«
    Das Erstaunen der Frau war mittlerweile völliger Verwirrung gewichen.
    »Aber warum denn?«, fragte sie.
    Annika zögerte, konnte Viveka Gustafsson gegenüber jedoch nicht ehrlich sein.
    »Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat«, sagte sie. »Es wäre nicht richtig von mir, Vermutungen anzustellen, wenn ich noch nichts Genaues weiß.«
    Die Frau dachte nach und schien zu dem gleichen Schluss zu kommen.
    »Wenn man nichts weiß, soll man auch nichts sagen«, meinte sie. »Ich werde mit dem zuständigen Kommissar sprechen.«
    »Rufen Sie mich an, wenn ich etwas für Sie tun kann«, sagte Annika, doch es waren leere Worte, die im Schlund der Trauer verhallten.
    »Was für ein magisches Gespräch«, sagte Berit. »Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, der Junge wäre hier im Raum.«
    Annika presste die Hände an ihre Wangen und merkte, dass sie zitterten.
    »Es ist derselbe Mörder«, sagte sie. »Es kann keine andere Möglichkeit geben.«
    »Welche Polizeidistrikte sind betroffen?« »Zwei Fälle in Lulea, einer in Uppsala.«
    »Dann setzt du dich am besten mit der Landesmordkommission in Verbindung.
    Wenn der Fall nicht schon bei ihnen auf dem Tisch liegt, wird er dort landen, sobald du angerufen hast.«
    »Und du bist dir ganz sicher?«, fragte Annika. »Alle drei Briefe bestehen aus Mao-Zitaten?«
    Berit stand auf, wischte sich die Augen trocken und ging zur Tür.
    »Jetzt beleidigst du aber eine alte Revolutionärin«, sagte sie. »So, und jetzt muss ich etwas essen, sonst bin ich bald eine tote Revolutionärin.«
    Sie schob die Tür hinter sich zu.
    Annika blieb auf ihrem Stuhl sitzen und horchte auf ihren Herzschlag.
    Gab es eine andere Erklärung? Konnten verschiedene Personen unabhängig voneinander Mao-Zitate an Menschen schicken, deren Angehörige gerade einen gewaltsamen Tod gestorben waren, und zwar auf dem gleichen Papier und mit der gleichen Sorte von Briefmarken auf dem Umschlag?
    Sie stand auf, ging zu

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