Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
schwenkte abrupt nach rechts, rannte mit Tunnelblick zu den Aufzügen und anschließend die Treppen hinab, weil beide Fahrstühle unterwegs waren.
    In der Auffahrt des Zeitungsgebäudes stand ein Taxi.
    »Der Name?«, fragte der Fahrer.
    »Torstensson«, antwortete Annika und ließ sich auf die Rückbank fallen.
    Das war ein alter Trick aus der Zeit des ehemaligen Chefredakteurs. Annika, Jansson und ein paar andere hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, Taxis immer auf den Namen ihres obersten Chefs zu bestellen, denn meistens ging es schneller, in ein anderes Taxi zu springen als das, was man selbst auf seinen Namen bestellt hatte. Gelegentlich kam es dann so weit, dass der sitzen gelassene Taxifahrer, der wütend auf Torstensson wartete, schließlich hineinging und Torstensson in der Redaktion ausrufen ließ, was schon oft komische Situationen heraufbeschworen hatte. Obwohl Torstensson im Zusammenhang mit dem Mord an Michelle Carlsson abgesägt worden war, hielt man an der alten Tradition fest.
    Schneeregen schlug gegen die Windschutzscheibe. Der Verkehr war zum Stillstand gekommen, eine Ampel vor ihnen wurde rot und grün und anschließend wieder rot, ohne dass der Wagen sich von der Stelle gerührt hätte.
    »Ich habe es wahnsinnig eilig«, sagte Annika. »Kann man denn nicht anders schneller vorankommen?«
    Der Taxifahrer warf ihr einen kurzen, verächtlichen Blick über die Schulter zu.
    »Sie haben ein Taxi gerufen, keinen Panzer«, sagte er.
    Sie sah auf die Uhr und versuchte sich selbst damit zu beruhigen, dass Q die gleichen Probleme mit dem Verkehr haben würde.
    »Hinter der Ampel kann ich die Busspur nehmen«, meinte der Fahrer tröstend.
    Drei Minuten vor vier hielt er an der Ecke Hamngatan und Regeringsgatan. Sie kritzelte ihren Namen auf die Quittung für die Rechnung und sprang gestresst aus dem Taxi. Um sie herum rauschte der Verkehr und schleuderte Wasser und Schmutz gegen ihre Hosenbeine. Banken und Geschäfte waren bereits weihnachtlich dekoriert und ließen blinkende gelbrote Lampen aufleuchten. Sie blinzelte im Schneegestöber.
    Kam sie zu spät? War er schon hineingegangen?
    Ein dunkelblauer Volvo mit getönten Scheiben hielt vor dem Eingang von Regeringsgatan 30-32. Sie nahm ihn wahr, weil er einfach allzu unauffällig aussah. Noch bevor sie den Gedanken klar formulieren konnte, wusste sie genau, dass er in diesem Wagen saß. Sie lief hin und stellte sich so vor die Eingangstür, dass er auf dem Weg ins Haus direkt an ihr vorbeimusste.
    »Meine Sekretärin hat mir schon erzählt, dass Sie angerufen haben«, meinte er und schlug die hintere Tür des Volvos zu. Der Wagen reihte sich zügig und unauffällig wieder in den Verkehr ein und wurde vom Schneetreiben und der Blechlawine verschluckt.
    »Ich würde gern erfahren, was Sie über diesen Serienmörder wissen«, sagte sie und starrte ihn an. Schmelzwasser lief ihm in Rinnsalen die Schläfen herab.
    Der Kommissar blieb mit beiden Füßen in einer Pfütze stehen und sah sie an.
    Sein Gesicht war reserviert und zeigte keine Gefühlsregungen.
    »Über welchen Serienmöder?«, fragte er.
    »Sehr witzig«, erwiderte sie und spürte, wie ihr Wasser in den Nacken lief. »Ich meine den, der seinen Opfern Zitate von Mao schickt.«
    Q_starrte sie einige Sekunden an, während seine Haare von immer mehr Schnee bedeckt wurden. Sein orangefarbener Regenmantel war an den Schultern bereits durchnässt. Die ungeschützte Hand, in der er seine Aktentasche trug, griff unmerklich fester zu.
    »Jetzt komme ich nicht ganz mit«, sagte er.
    »Der Journalist in Lulea, dann der Junge, der dort Tatzeuge war. Ein Politiker der Zentrumspartei in Östhammar. Die drei Morde müssen etwas miteinander zu tun haben.«
    Er trat auf sie zu. Seine Augen waren wachsam, als er versuchte, sich an ihr vorbeizuschieben.
    »Ich kann jetzt nicht reden«, sagte er aus dem Mundwinkel heraus.
    Sie rückte schnell nach rechts und versperrte ihm den Weg. »Das ist Ragnwald«, sagte sie leise, als er dicht vor ihr stand. »Er ist zurück, nicht wahr?«
    Der Kommissar sah sie lange an.
    »Eines schönen Tages werden Sie mal gerissener sein, als gut für Sie ist«, sagte er.
    »Das geht mir schon mein ganzes Leben so«, entgegnete sie.
    »Ich rufe Sie heute Abend an«, sagte er. Sie ließ ihn vorbei und hörte ihn an der Gegensprechanlage seinen Namen nennen und anschließend das Surren, als die Tür geöffnet wurde.
    Ganz gleich, in welche Richtung Anne Snapphane ging, immer blies der Wind

Weitere Kostenlose Bücher