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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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in Frage.«
    »Der Terrorist und die Kultusministerin?«
    »Der Terrorist und die Kultusministerin.«
    »Die beiden wollten zwei Tage nach dem Anschlag heiraten?«
    Annika nickte, sah die Verblüffung ihres Chefs und spürte, dass sie langsam wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
    »Und woher wissen Sie das?«
    »Aus einer Aufgebotsanzeige in der
Norrlands-Tidningen,
die knapp vier Wochen vor dem Anschlag veröffentlicht wurde.«
    Anders Schyman verschränkte die Arme vor der Brust, wippte auf den Fersen und sah aus dem Fenster.
    »Sie sind also vollkommen sicher, dass Karina Björnlund im Herbst 1969 einen Mann heiraten wollte, der später Profikiller wurde?«
    Sie räusperte sich bejahend, und Schyman sprach weiter.
    »Und um ihrer Liebe willen soll unsere Kultusministerin staatliches Eigentum zerstört, einen Wehrpflichtigen getötet und einen zweiten verletzt haben?«
    »Das lässt sich natürlich nicht mit völliger Sicherheit sagen, aber es erscheint mir zumindest die logischste Schlussfolgerung zu sein«, erwiderte Annika.
    Ihr Chef kehrte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich vorsichtig.
    »Wie alt war sie damals?«
    »Neunzehn.«
    »Lebte sie mit diesem Typen zusammen?«
    »Sie war noch bei ihren Eltern in Karlsvik gemeldet.«
    »Was machte sie?«
    »Laut Anzeige war sie Studentin.«
    Anders Schyman ergriff einen Stift und notierte sich etwas in der Ecke seines Diagramms.
    »Wissen Sie was?«, sagte er und sah dann zu Annika auf. »Das •st der größte Bockmist, den ich je gehört habe.«
    Er ließ den Stift fallen, stand wieder auf, ging zu ihr und beugte sich über sie.
    »Ich bin froh, dass Sie mit diesen Informationen zu mir gekommen sind und zu keinem anderen, denn Sie haben diese Spinnereien doch hoffentlich niemandem gegenüber erwähnt?«
    Annika stieg das Blut in den Kopf. Alles drehte sich.
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Auch nicht gegenüber Berit? Oder Jansson? Oder Ihrer Großmutter?«
    »Meine Großmutter ist tot.«
    Er musterte sie aus der Nähe und richtete sich dann auf.
    »Schön«, sagte er und wandte sich ab. »Von jetzt an werden Sie sich nicht mehr mit dem Thema Terrorismus beschäftigen. Sie widmen sich keine Minute mehr Karina Björnlund oder diesem verdammten Ragnwald oder irgendwelchen Anschlägen in Lulea oder sonst wo, verstanden?!«
    »Aber ist die Sache es denn nicht wert, weiter an ihr zu arbeiten und sie wenigstens genauer zu recherchieren?«
    Anders Schyman sah sie mit ungläubigem Erstaunen an.
    »Dass der meistgesuchte Terrorist Schwedens vielleicht ein blutjunges Schulmädchen aus einem Dorf in Nordschweden war, das zu Hause bei seiner Mama wohnte und später Ministerin in einer sozialdemokratisch geführten Regierung wurde?«
    Annika atmete schnell mit offenem Mund.
    »Ich habe nicht einmal mit der Polizei gesprochen …«
    »Na, umso besser.«
    »… die Polizei muss sie doch verhört haben, es gibt vielleicht eine ganz normale Erklärung …«
    Ein lauter Signalton der Sprechanlage ließ sie verstummen.
    »Herman Wennergren ist jetzt da«, sagte Schymans Sekretärin.
    Annikas Chef war mit drei langen Schritten bei dem Gerät und drückte auf den Knopf. »Bitten Sie ihn herein.«
    Er ließ den Knopf los und sah Annika an, die das Gefühl hatte, seine Blicke würden sie in die Unterwelt verbannen.
    »Ich will kein Wort mehr von dieser Sache hören«, sagte er. »Gehen Sie.«
    Annika stand auf und wunderte sich, dass sie überhaupt noch funktionierte.
    Dann nahm sie Kurs auf die Tür am Ende eines langen Tunnels.
    Anders Schyman sah, wie sich die Tür hinter Annika Bengtzon schloss. Er war bitter enttäuscht. Es war so unglaublich traurig. Diese Frau, die doch immer so penibel und ehrgeizig gewesen war, hatte sich offensichtlich nicht mehr im Griff. Anscheinend hatte sie jeglichen Kontakt zur Realität verloren und war in eine Art Fantasiewelt geflohen, in der es von Terroristen in der Regierung und Profikillern bei Vertretern der Zentrumspartei Osthammar nur so wimmelte.
    Als er sich desillusioniert hinsetzte, drehte sich sein Stuhl so, dass er in sein Spiegelbild in der dunklen Fensterfront starrte. Welche Pflichten hatte er als ihr Chefin dieser Situation? Sollte er sich mit dem Betriebsarzt in Verbindung setzen? War Annika Bengtzon eine Gefahr für sich und andere?
    Selbstmordtendenzen oder andere gewalttätige Neigungen hatte er bei ihr nicht feststellen können. Er wusste nur, dass ihre Artikel nicht mehr tragbar waren und er dafür bezahlt wurde, eine

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